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heisst es p. 45: »Das buch enthält gut gewählte, aber nur poetische stücke.<< Vielmehr sind von den 138 seiten des buches nicht weniger wie 81 durch prosastücke gefüllt! p. 12 ist von gold brachiaten die rede, und so scheint Hilmer das wort von brachium abzuleiten; ich kenne nur bracteaten, von bractea, blechplättchen. p. 14 ist die rede von der brechung des i zu eo als allen angelsächsischen dialekten gemeinsam. Ausführlicher wird darüber p. 63 gesprochen. Es heisst da wörtlich so: »Diese brechung ist eine modification des ĕ und ĭ, meistens aber des aus a abgeschwächten e, seltener des i, sowohl wenn dies ursprünglich, als auch wenn es eine weitere abschwächung des e ist. Für eo zeigt sich auch nicht selten (in nrdh. dialekt sogar sehr gewöhnlich) io, das aus i entstanden ist, wofür dann auch (durch vergröberung (!) des i zu e oder durch angleichung des i an folgendes o) eo eintritt. Wenn dem io, welches aus dem durch abschwächung von e entstandenem (!) i hervorgegangen ist, eo zur seite steht, so ist dies eo auf das ursprüngliche e zurückzuführen.« Diese auseinandersetzung bekenne ich wenigstens nicht zu verstehen. p. 70: »Im Ae. [von 1250 ab gerechnet] steht ebenfalls u und i für ags. y; i überwiegt aber immer mehr und mehr, und u bleibt nur noch in einzelnen wörtern bestehen.« Das ist, wenigstens für die zeit 1350, durchaus nicht richtig, so wenig wie folgende bemerkung, p. 71: »Im Ae. setzt sich o für ags. â fast überall fest.« p. 94 wird dieser process sogar noch um ein jahrhundert weiter zurückversetzt, wenn es heisst: »Es tritt im Nags. oder Halbsächsischen [diesen sehr schiefen ausdruck sollte man doch auch endlich ruhen lassen!], das von anfang des 12. jahrhunderts bis zur mitte des 13. jahrhunderts reicht, meistens schon o für das ags. a ein . . . . Es ist im Nags. eine abneigung gegen den langen a-laut vorhanden. Hier musste mindestens darauf hingewiesen werden, dass die wahl von a oder o ein kriterium für den dialekt eines denkmals ist; die obige darstellung liefert dem anfänger ein grundfalsches bild. Während p. 14 von dem übergang des diphthongen iu zu eó gesprochen wird, heisst es p. 80: Als urdeutsche gestalt der steigerung ist eu anzunehmen, und dies ist im Angelsächsischen eó geworden. p. 81 wird neben bûgan die nicht nachweisbare form beógan erwähnt, p. 113 die nie vorkommende form hleahhan; Hilmer hat zwar in der note die richtigen formen angeführt, aber die falsche nicht annullirt. p. 96 heisst es, >im Germanischen dagegen ist die ursprüngliche tenuis in die aspirata, die aspirata in die media, und die media in die tenuis übergegangen.< Dagegen p. 99: »Dem Germanischen fehlen die eigentlichen aspiraten. Es treten spiranten an ihre stelle.< Wie soll sich das der anfänger zurechtlegen?

....

Aber auch die vom herausgeber wirklich hinzugefügten ergänzungen zeugen z. th. von grosser flüchtigkeit. Ich führe nur folgendes an. p. 14*), z. 5 v. u. soll es XXII statt XIII heissen. p. 20***) steht Rich. Hempel statt Rich. Heinzel. p. 254 wird citirt: Schroeer, Zur ags. Genesis, Anglia V 1, p. 124 ff. Aber die abhandlung ist von Ebert, und der sonderbare fehler dadurch veranlasst, dass Schroeer der verf. der in der zeitschrift unmittelbar darauf folgenden arbeit Zu Marlowe's Faust' ist. Wer in der geschichte seiner wissenschaft einigermassen zu hause ist, kann solche fehler nicht begehen. Beiläufig bemerkt, ist das citiren einer zeitschrift nach den heften eines bandes zwecklos und irreführend; wenn p. 27 11 Angl. V, 3 citirt wird, so kann niemand wissen, ob heft 3 oder p. 3 gemeint ist. p. 29 *) wird die abhandlung Gaebler's über den Phoenix als Leipziger diss. citirt, während sie doch Anglia III, p. 488 ff. wieder abgedruckt ist. p. 30 oben wäre Schipper's ausgabe von Salomo und Saturn zu citiren ge

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wesen.

p. 32*) sagt Hilmer über die ags. übersetzung von Beda's Hist. eccl.: >>> Die beste ausgabe ist die von Moberly, Oxford Press Series; eine kritische ausgabe wird schon seit jahren von prof. Schipper in Wien erwartet. Holder hat kürzlich eine textausgabe veranstaltet, Freiburg i. B. 1882.«< Er scheint also zu glauben, Moberly und Holder hätten den ags. text edirt. p. 34 fehlt die erwähnung von Aelfric's Lives of Saints, ed. W. W. Skeat. Bei Wulfstan war die abhandlung Napier's zu citiren. p. 41 war statt auf Engl. stud. II, 119, vielmehr auf Lemcke's Jahrbuch XV, p. 179 ff. zu verweisen. Das. z. 8 v. u. war die schrift Einenkel's: Ueber die verfasser einiger neuags. schriften, Leipzig 1881, zu erwähnen. p. 425 wird der name des bekannten grammatikers 'Westpfahl' gedruckt. p. 43**) ist H. zufolge ein buch 1887 erschienen.

P. 44 war die im erscheinen begriffene zweite aufl. von Bosworth's grossem Ags. wörterb. namhaft zu machen. p. 47 fehlt in der liste von lesebüchern und chrestomathien 1) Körner: Einleitung in das studium des Angelsächsischen. II. Texte. Heilbronn 1879. 2) H. Sweet: An Anglo-Saxon Primer with Grammer, Notes and Glossary. Oxford 1882. p. 93 ist von Kuhn's Zeitschrift für deutsches alterthum die rede u. s. w.

Widersprüche zwischen dem im texte gesagten und Hilmer's noten begegnen häufig genug; vgl. p. 2 über den gebrauch des namens Angelsächsisch; p. II über die eintheilung der germanischen sprachen; p. 63 über ie im verhältniss zu io; p. 202 über die quantität von ai in der gothischen reduplicationssylbe, u. s. w. Dass dergleichen für den anfänger nicht nützlich ist, liegt auf der hand.

Ich möchte somit mein urtheil über das buch dahin zusammenfassen, dass die wissenschaft durch dasselbe nicht gefördert worden ist, dass es ferner auch einem dringenden bedürfnisse nicht entgegenkommt, dass aber unzweifelhaft ein begabter anfänger viel aus demselben lernen kann, obgleich die oben gerügten, dem herausgeber allein zur last fallenden mängel seine brauchbarkeit auch nach dieser seite hin nicht unwesentlich beeinträchtigen.

BRESLAU, Sept. 1883.

E. Kölbing.

Wirnt von

Gravenberg. Eine litterarhistorische untersuchung von

dr. Richard Bethge. Berlin 1881.

Der unbestimmt gehaltene und etwas prunkend klingende titel vorstehender arbeit lässt uns im unklaren darüber, was wir von ihr zu erwarten haben. Erst p. 6, nach aufzählung der einschlägigen litteratur, erfahren wir, dass sie den nachweis der französischen quelle des Wigalois von Wirnt von Gravenberg, sowie eine vergleichung desselben mit ihr liefern will, behufs gewinnung einer vollständigen einsicht in des dichters bedeutung, art und kunst. Wir erhalten in ihr somit endlich die bereits 1861 im Jahrbuch für rom. und engl. phil. (vgl. ib. p. 418) versprochene, aber seither nicht erschienene untersuchung.

Vorweg sei bemerkt, dass der hochfahrende ton, in dem die arbeit geschrieben ist und die art und weise, wie über die vorarbeiter zu gericht gesessen wird, den genuss der lectüre keineswegs erhöhen und noch weniger zur verstärkung der gebotenen beweisführungen beitragen.

B.'s arbeit zerfällt in 2 capitel:

I. Die französische quelle.

II. Die bearbeitung Wirnt's von Gravenberg.

Nachdem im 1. capitel die überlieferung des im Wigalois enthaltenen sagenstoffes besprochen ist, bestimmt B. die entstehungszeit des Renals de Biauju'schen gedichts, welche er in das ende des 12. jahrhunderts (genauer 1190-1200) verlegt (p. 16 und 21).

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Aus dem umstande nun, dass nach B.'s aussage nirgends vor Renals de Biauju in den uns erhaltenen überlieferungen der Artussage auf den schönen unbekannten angespielt wird, während wir ihm im 13. jahrhundert wiederholt begegnen, folgert er (p. 17), dass es niemals eine ältere franz. bearbeitung des stoffes gegeben habe. Unseres erachtens beweist das nur, dass der stoff zu anfang des 13. jahrhunderts erst zu allgemeiner verbreitung gelangt ist, schliesst jedoch seine poetische bearbeitung vorher nicht aus. Es ist sogar wahrscheinlich, dass eine solche, natürlich unter weglassung der dem Erec nachgebildeten episoden, existirt hat. Wie hätte sonst ein zwischen 1190 und 1200 entstandenes gedicht schon nach wenigen jahren eine solche berühmtheit erlangt haben können, um von einem ausländischen dichter, nämlich Wirnt, der überarbeitung werth erachtet zu werden!

Aus der nichtberücksichtigung der englischen überlieferung macht B. der programmarbeit von dr. Mebes p. 23 einen schweren vorwurf. »>Die mühe, die zeit des französischen gedichts festzustellen, seine geschichte zu verfolgen und sein verhältniss zu dem englischen gedichte und zu dem französischen prosaromane zu untersuchen, hat herr dr. Mebes sich erspart.<<

Wie spärlich aber fliessen gegen alles erwarten B.'s forschungen über diesen gegenstand, und wie schmählich wird der der aufklärung über diesen punkt mit spannung entgegensehende englische philologe betrogen! Nach kurzem hinweis auf die beliebtheit des gegenstandes im mittelalter, worauf schon Ritson in den anmerkungen aufmerksam macht, sowie nach erwähnung der seither erschienenen drucke des Libeaus Desconeus, wobei die äusserst gewissenhafte drucklegung des Percy Folio Manuscripts für den Lib. vom ref. über der hs. verglichen mit der bemerkung, >> zuletzt nach einer anderen recension und mit einer etwas dürftigen einleitung von Hales und Furnivall« von oben herab abgethan wird, gipfeln B.'s behauptungen in den worten: »Mag das gedicht nun auf dieser französischen erzählung beruhen oder überarbeitung eines älteren englischen gedichtes sein, unzweifelhaft ist die >> French tale mit Renauld's de Beaujeu Bel Inconnu identisch, wie die übereinstimmung im gange der erzählung und in den meisten namen beweist. Veränderungen in kleinen zügen und auslassungen können in dem kurzen (2130 verse enthaltenden) bänkelsängerischen gedichte nicht befremden.« Bewiesen werden diese behauptungen nicht, was übrigens auch seine schwierigkeiten haben dürfte, indem die angebliche übereinstimmung im gange der erzählung und den meisten namen bei weitem nicht so ausgedehnt ist, als man nach B. glauben sollte. Von gleichen namen finden sich beispielsweise, ausser dem helden des stückes, dem könige Arthur und Gawein, nur wenige, so Lampars und der name des schlosses Ile d'Or Ylledore (Iledore). Die übereinstimmung der namen erstreckt sich somit nur auf die in der Arthursage allgemein geläufigen namen. Dagegen lesen wir statt

Franz.

Charlion (wo A. hof hält),

Bliobliéris,

=

Engl.

Glastyngbury (Glasenbery Pcy F.),
Willeam Celebronche (de la Braunche),

Clarie (schwester Saigremor's),

Orguilleux de Lande,

Violette, tochter von Antore,
Otes de Lile u. a.

Nur die namen Hélie st. Elene, Tidogolains st. Teandelayn (Teddelyne) klingen allenfalls an einander an.

Ueberhaupt macht die epische breite und langweiligkeit der Biauju'schen bearbeitung gegenüber der präciseren und urwüchsigeren fassung des englischen gedichts (von B. mit unrecht bänkelsängerisch bezeichnet) durchaus nicht den eindruck, als habe ersteres letzterem direct oder indirect als vorlage gedient.

Es muss somit die möglichkeit der von Kölbing in seinem aufsatz über den Libeaus, Engl. stud. I, p. 121 ff., gewonnenen resultate, denen auch Stengel in seiner anzeige (Zeitschr. für rom. phil. I, 486) beitritt, während B. sie nicht einmal der widerlegung werth hält, aufrecht erhalten bleiben, dass nämlich die drei bekannten versionen der sage vom schönen unbekannten, das französische gedicht des Renaud de Beaujeu, das deutsche des Wirnt von Gravenberg und das englische, als von einander unabhängige redactionen einer älteren version X anzusehen sind, und X für ein älteres französisches gedicht zu halten ist. Bestärkt werden wir in dieser annahme hinsichtlich des englischen gedichts noch dadurch, dass die nach B. p. 17 dem Erec des Chrestiens de Troies entnommene episode von Gifflet d'O und dem sperber, welche zur altersbestimmung des Biauju'schen gedichtes angezogen wird, im englischen fehlt. Die ebendaselbst erwähnte erzählung der jungfrau mit den beiden riesen ist so allgemeiner natur, dass sie auch ohne Biauju's gedicht in die englische bearbeitung gerathen sein kann. Für die englische überlieferung und darauf kommt es dem mit einer kritischen ausgabe des Libeaus Desconeus beschäftigten ref. hauptsächlich an sind B.'s ausführungen demnach werthlos.

Das 2. capitel, die bearbeitung Wirnt's von Gravenberg, enthält eine auf sorgfältiger lesung beruhende vergleichung der Wirnt'schen bearbeitung mit der Biauju's. Die abhängigkeit Wirnt's von Heinrich von Veldecke, Hartmann von Aue und Wolfram von Eschenbach wird unter gewissenhafter benutzung der darüber bereits erschienenen beiträge überzeugend nachgewiesen.

Zum schlusse mag noch erwähnt sein, dass die langen perioden im satzbau und die mangelhafte interpunktion der arbeit beim lesen störend wirken.

LONDON, im juni 1883.

A. Rhode.

Jahresbericht über die erscheinungen auf dem gebiete der germanischen philologie, herausgegeben von der Gesellschaft für deutsche philologie in Berlin. Vierter jahrgang 1882. Leipzig, Verlag von Carl Reissner. 1883. 315 ss.

80. Pr. mk. 8.

Dieser, jetzt zum vierten male erscheinende Jahresbericht unterscheidet sich von Bartsch's bekannter, vortrefflicher Bibliographie in seiner Germania erstens durch grössere ausführlichkeit in den inhaltangaben der besprochenen werke; zweitens durch das sehr nützliche autorenregister; weiter dadurch, dass nicht nur die bei erwähnung des buches bereits erschienenen recensionen über dasselbe angeführt, sondern auch alle später erscheinenden im folgenden jahrgange sorgfältig nachgetragen werden, endlich auch durch die neuerdings hinzugefügte 'Pädagogische abtheilung'. Von der Bibliographie in der Anglia unterscheidet

er sich ausser durch die eben erwähnten eigenthümlichkeiten auch durch das jährliche erscheinen.

Durch das zusammenwirken mehrerer gelehrter, also durch zweckmässige arbeitstheilung, wird die erreichung eines der hauptzwecke einer solchen zusammenstellung vollständigkeit, wesentlich erleichtert.

Das Englische wird auf p. 158-219 und 285-296 behandelt, nimmt also im 'Jahresberichte' eine ganz bedeutende stelle ein, obwohl, dem plane des ganzen gemäss, nur auf die ältere litteratur rücksicht genommen werden kann, und so ist derselbe auch für den anglicisten von grossem werthe, besonders aber für solche fachgenossen, welche nicht das glück geniessen, in einer universitätsstadt zu leben, geradezu unentbehrlich. Ein blick in den Jahresbericht erspart nicht selten wochenlange überflüssige arbeit.

Was die vollständigkeit anlangt, so erinnert sich ref. kaum jemals von dem Jahresberichte im stiche gelassen worden zu sein; höchstens ist hie und da eine recension nachzutragen. Eine parteinahme nach der einen oder anderen seite findet sich in diesem jahrgange noch weniger als in den vorigen.

Die inhaltangaben scheinen auf den ersten blick bezüglich ihrer ausführlichkeit an grosser ungleichmässigkeit zu leiden. Ueber verhältnissmässig wenig bedeutende dissertationen und programme wird nicht selten ausführlicher referirt, wie über grosse bücher; vgl. no. 965, 967, 1017, 1035, 1056. Irren wir aber nicht, so sind die referate besonders dann detaillirter, wenn noch keine recension über die betreffende arbeit angeführt werden kann oder überhaupt zu erwarten ist. Und dies verfahren hat ja in der that seine berechtigung. Andererseits würde eine inhaltangabe von in Deutschland so seltenen zeitschriften, wie Notes and Queries, etwa in petit-druck, uns sicherlich willkommener gewesen sein, als eine mit dem streben nach kürze motivirte verweisung auf das Athenaeum. Einem wie grossen bruchtheil der benutzer des Jahresberichtes mag wohl dies blatt zur verfügung stehen? Es kann in dieser beziehung gar nicht wenig genug vorausgesetzt werden. Die ausstattung des werkes ist gefällig, der druck übersichtlich.

Dem nützlichen unternehmen ist das wärmste entgegenkommen seitens der fachgenossen dringend zu wünschen.

BRESLAU, Sept. 1883.

E. Kölbing.

LEHR- UND ÜBUNGSBÜCHER FÜR DIE ENGLISCHE SPRACHE.

XII.

H. Sachs, Die gesprochenen laute der englischen sprache und die schriftzeichen, welche zur darstellung derselben benutzt werden. Eine umfassende und naturgemässe wissenschaftliche behandlung der gesammten modernen aussprache des Englischen. London, J. W. Kolckmann. 1882. XII u. 400 ss. 80. Preis

m. 3.50.

Die darstellung der aussprache einer modernen sprache hat ihr augenmerk vornehmlich auf zwei punkte zu richten, phonetik und graphik, oder die eigentliche aussprachslehre und die lehre von der graphischen darstellung der gesprochenen sprache durch das, was man gemeinhin orthographie zu nennen pflegt. Je nach den verschiedenen zwecken einer solchen darstellung wird, insbesondere je nachdem sie den bedürfnissen des eingeborenen oder des ausländers entgegenkommen soll,

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