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Göttingisch e

gelebrte Anzeigen

unter der Aufsicht

der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

159. Stuð.

Den 4. Ottober 1851.

Paris und London
Dunde

Schluß der Anzeigen: »Rig-Veda ou Livre des Hymnes traduit du Sanscrit par M. Langlois. Und: »Rig-Veda-Sanhitá. A Collection of ancient Hindu Hymns etc. By H. H. Wilson.<<

Bezüglich der Correlation des Singular und Plural an unfrer Stelle läßt sich fast ganz der Anfang des Prolog zu Terenz' Eunuchen verglei= chen: Si quisquam est, qui placere se studeat bonis in his poëta hic nomen profitetur

suum.

95, 1 nimmt die indische Interpretation, an, daß Tag und Nacht, jeder, einen Sohn gebäre. Dies ist sicher irrig. Der Sinn dieser Stelle ist wesent= lich derselbe mit 96, 5: Nacht und Morgen säugen, eine hinter der andern (nacheinander) einen (denselben) Knaben (das Feuer) auf.....

97, 1 bat Sayana gegen Accent gen für Let (Conjunctiv) genommen, während es Partep Präs. ist; sicherlich irrig zieht er es zu ga " Kum= mer fühlen“. Wilson überseßt danach jedoch

nicht ganz Sat folgend - may our sin, Agni, be repented of; manifest riches to us; may our sin be repented of. Langlois ähnlich: Que notre faute soit effacée, Agni! purifie o ô notre fortune; que notre faute soit effacée.

Ich glaube übertragen zu dürfen: Wegleuchtend (d. h. durch dein Leuchten als Opferflamme entfer= nend) Schuld, o Agni, leuchte Reichthum herbei (=bringe durch Dein Leuchten u. s. w. herbei); wegleuchtend unsre Schuld."

Beiden Ueberseßungen wünschen wir in den Krei= sen, für welche sie bestimmt find, eifrige Benußung, wobei jedoch zu berücksichtigen sein möchte, daß sie mehr im Allgemeinen als im Einzelnen für eine Uebertragung der Bedenhymnen gelten dürfen.

Theodor Benfey.

Braun'f'ch we i

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aus

506 g bei Friedrich Vieweg 1851. Erinnerungen den Kriegszeiten von 1806-1813. Von Frie= drich von Müller, Großherzoglich Sächsischem Geheimen Rath und Kanzler, XVI und 310 Seiten in Octab.

Wir sind in der neuesten Zeit mit einer Reihe der werthvollsten Werke über die Entwickelung der inneren und äußeren Verhältnisse Deutschlands wäh= rend der ersten drei Lustren dieses Jahrhunderts beschenkt; Werke, die, wie das Leben Steins, in= mitten der tiefsten Erniedrigung und des Gewirrs ron Schwäche, Rathlosigkeit und Feigheit, die Ge= staltung einer Persönlichkeit verfolgen, deren Feuer=. geist und schöpferische Kraft die Trümmer eines großen Staatslebens zum gefunden Neubau ord= nen und fügen sollten, oder die, wie die Mittheilungen von und über York, Müffling, Wollzogen,

Gneisenau, mit dem Verlaufe der kriegerischen Er= eignisse und dem Erwachen nationaler Begeisterung, die in den Hauptquartieren angeknüpften und fort= gesponnenen diplomatischen Beziehungen dem Leser vorüberführen.

Zu dieser Kategorie zählen wir das obengenannte Buch nicht; passender möchte es den trefflichen Nie= derzeichnungen von Raumers zur Seite gestellt wer= den, oder gewissen Abschnitten aus dem Leben von Steffens, wo dieser seine Theilnahme an den poli= tischen Ereignissen bespricht. Nur daß, abgesehen von der Verschiedenartigkeit des unmittelbaren Eingreifens dieser Männer und der Zeit, auf welche dasselbe angewiesen war, die Persönlichkeit und damit die Auffassung und Darstellung des Erlebten fich als wesentlich verschieden herausstellen. Wäh= rend von Raumer in dem entscheidenden Moment zur Büchse greift, den befreundeten Kampfgenossen als rüstiger Fußgänger und gründlicher Kenner der schlesischen Gebirge mit Rath und That dient, den Schlachtentagen in Sachsen, dem Zuge zum Rhein und über den Strom folgt, immer unver= droffen, zu jeder Entwickelung seiner Kräfte bereit und die wechselnden Bilder der Noth und der Freude zu einem frischen, gesunden Ganzen, ohne Beimischung fremder Elemente, ohne Absicht und ohne künstliches Erwecken von Stimmungen und Gefühlen, verwebt: spiegelt sich bei Steffens, das Erlebte in dessen Subjectivität ab, gewinnt von diesem die Contouren, bereichert durch zahlreiche Gruppen der in zweiter Reihe Handelnden; ein Familienbild geistigen Lebens, in welchem meist verwandte Erscheinungen auf- und niedertauchen. Nicht so von Müller. Seine Thätigkeit gehört fast aus schließlich einer Zeit an, die nicht minder reich an Gestaltungen ist, aber, statt der Erhebung, unnenn

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baren Druck mit sich führt; sie ist eine geschäft= liche, durch überwiesene eder selbst entworfene In= structionen vorgezeichnete; das Ziel, bald nah erreichbar, bald fern gerückt, mit Klarheit erfaßt; er wirft sich nicht, ein kühner gottvertrauender Schwiminer, in den Strom der Begeisterung, um von der= felben Welle getragen zu werden, die Tausende mit ihm einem unbekannten Ufer zuführt, sondern er folgt mit bedachtem Muthe feiner Aufgabe, auch auf Förderung des Kleinen bedacht, immer der überlegende Geschäftsmann, gewandt im mündlichen Verhandeln, der Form und Sitte unter allen Einwirkungen zugethan, aber gleichzeitig jung in That gelage und Gesinnung.

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Welcher Leser kennt nicht in dem Verfasser den warmen Freund Goethe's? Wir haben mehr als ein Urtheil des Lezteren über den weimarschen Kanzler, der den hingeworfenen Gedanken des Dichters zu errathen und weiter zu führen versteht, seine kleinen Neigungen theilt, auf alle seine Wünsche fördernd eingeht, sie als Geschäftsmanu ein= kleidet, vorträgt und die Mittheilung des erhofftén Bescheides nicht auf sich warten läßt. Einem fol= chen Verkehr, persönlichem und brieflichem, konnte die entschiedenste Rückwirkung nicht fehlen. Man weiß, auf welche Weise Goethe auf Alle influirte, die in den engeren Bereich seiner Berührungen ge= zogen wurden. Es gehörte eine Natur wie die bon Belter oder Knebel oder von unserm Verfasser dazu, um mit der Unterordnung unter den Gewal tigen nicht zugleich die Freiheit der Persönlichkeit zu opfern. Aber selbst bei diesem machte sich die Weise des Meisters geltend. Die Klarheit seiner Uebersicht, die Sicherheit, mit welcher er aus allen Lebenserscheinungen das für ihn Bedeutsame herauszufinden und scheinbar disparate Elemente durch

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ein wiederholtes zurechtlegen und Abwägen in EinHlang zu bringen wußte, die Billigkeit, welche er in der Beurtheilung Anderer übte, die glückliche Gabe, allen Widerwärtigkeiten einen möglichst ge= ringen Einfluß zu gestatten und jeden Sonnenblick des Lebens in ungeschwächter Kraft auf sich wir= fen zu lassen, ist zu einem guten Theile auf den Freund übergegangen. Das geht aus der Auffaf= sung und Darstellung des oben genannten Werkes unwiderlegbar hervor. Die Erzählung bewegt sich in gleichmäßiger Haltung, gemessen, aber ungesucht, nirgends ein plößlicher Stoß, und auch da, wo die Ereignisse sich wie im Sturm gestalten, das Alte zusammenbricht und die Bedingungen für eine neue Ordnung der Dinge noch nicht gefunden sind, werden die Erinnerungen aus ihrem planen, sichern Wege nicht herausgehoben. Man könnte das Dargestellte, selbst wenn es diplomatische Conferenzen betrifft, stellenweise in Wahrheit und Dichtung" einrücken, ohne befürchten zu müssen, daß die Farbe des Ausdrucks oder der Gang des Gedankens das Eingeschobene verrathen werde.

Der Verf. beginnt seine Erinnerungen mit den verhängnißvollen Octoberereignissen des Jahres 1806, als nach der Niederlage des preußischen Heeres Franzosen in Weimar einzogen, das Entseßen über die Plünderung durch eine mächtige Feuersbrunst gesteigert wurde und Napoleons Groll sich in der unwürdigen Kälte aussprach, mit welcher er an der Treppe des Schlosses der ihn empfangenden Her= zogin begegnete. Gleichwohl verfehlte der beson= nene Muth der fürstlichen Frau so wenig den Eindruck auf den Kaiser, daß dieser schon am fol= genden Tage die Versicherung ertheilte, dem Herzoge verzeihen zu wollen, falls derselbe binnen 24 Stunden den preußischen Dienst verlassen und nach

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