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Clemens Alexandrinus, wenn er von den Bildseulen der heid= nischen Götter und ihren charakteristischen Kennzeichen spricht (Cohort. ad Gentes p. 50. Edit. Potteri), sagt unter andern, daß Ceres, so wie Vulkanus aus den Werkzeugen seiner Kunst, Neptun aus dem Dreizack, ἀπο της συμφορας ertant werden miffe. Diejes giebt Better, in seiner neuen Uebersetzung desjenigen Stückes, worinn es sich befindet, durdy calamitatis descriptione. Was heißt das? Was ist das für eine Landplage, woraus Ceres zu erkennen sey? Es müßte die Unfruchtbarkeit seyn. Aber wie kann die Unfruchtbarkeit an einer Statue so deutlich angedeutet werden, daß sie zu einem Kennzeichen der Göttin werden. kann? Potter hat ein unverständliches Wort eben so unverständlich übersegt. Denn es ist wirklich nicht einzusehen, was Clemens mit seiner ovμpopa will. Es wäre denn, daß ovuqoga, als ein vocabulum uɛGov, eben sowohl die Fruchtbarkeit als Unfruchtbarkeit bedeuten könne, und daß er also das Bezeichnete für das Zeichen, die Fruchtbarkeit für die Kornähren, mit welchen Ceres gebildet wird, gesezt hätte. Oder ovμpoga, da es auch für ovußohn gebraucht wird, und überhaupt etwas zusammengebrachtes anzeiget, müßte den Strauß von verschiedenen Kornähren und Mohnköpfen, den ihr der Künstler in die Hand zu geben pflegt, bedeuten können, wovon sich aber schwerlich eine ähnliche Stelle dürfte anführen lassen. Hat keine von beyden Vermuthungen Statt, so bleibt nichts übrig, als das ovugoga für verfälscht zu halten; oder vielleicht hat man oitopopias, oder wenn man von dem Zuge der Buchstaben noch weiter abgehen darf, dixvopogas ober κανηφοριας Safir aut lejen. Denn ber forb, λικνον, κανης, war allerdings das Kennzeichen der Ceres; selbst ihr Kopfput war öfters ein kleiner Korb, wie Spanheim (ad Callimachii Hymn. in Cerer.

p. 735. Edit. Ern.) aus Münzen zeiget. Beym Montfaucon soll die eine Ceres aus den Handzeichnungen des Le Brun (Tab. XLIII. 4.) vermuthlich einen dergleichen Korb auf dem Kopfe haben. Weil er aber ohne Zweifel nicht deutlich genug gezeichnet war, so wußte Montfaucon selbst nicht, was er daraus machen sollte; Quarta galerum singularem capite gestat; la quatrieme a un bonnet extraordinaire. Und in dem deutschen Montfaucon ist aus diesem galero gar ein sonderbarer Helm geworden. Ob das, was neben der Ceres aus dem Boissard (Tab. XLII. 2) stehet, eben ein Bienenkorb ist, wofür es Montfaucon ausgiebt, weis ich nicht; es kann der bloße Korb seyn, der bey feyerlichen Aufzügen der Göttin vorgetragen wurde: (Callimachius in Cerer. v. 1. 3.); denn ich finde nicht, daß der Ceres die Erfindung der Bienenzucht, so wie des Ackerbaues zugeschrieben werde.

Unterbrechung im Dialog.'

Man bemerkt sie durch Striche, oder Punkte, welche die Franzosen point poursuivans nennen.

Die unterbrochene Redensart muß allezeit zu füllen und leicht zu füllen seyn; wenn man die Figur dem Wesen der Sache zuschreiben soll, und nicht der Bequemlichkeit oder Verlegenheit des Dichters.

Voltaire sagt: (Au Comment. sur le Comte d'Essex Act. III. Sc. 2) C'est une tres grande negligence de ne point finir sa phrase, sa periode, et de se laisser interrompre, surtout quand le personnage qui interromt est un subalterne, qui manque aux bienséances en coupant la parole à son superieur. Thomas Corneille est sujet à ce defaut dans toutes ses pieces.

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Wer fragt nach der Wohlanständigkeit, wenn der Affect der Personen es erfodert, daß sie unterbrechen, oder sich unterbrechen laßen?

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Da hat Home die wahren Schönheiten des Dialogs beßer gekannt. Kein Fehler ist gewöhnlicher (sagt er, Grd. der Cr. Th. III. S. 311) ,,als eine Rede noch fortzusetzen, wenn die Ungeduld der Person, an die sie gerichtet ist, diese treiben müßte, dem Redenden ins Wort zu fallen. „Man stelle sich vor, wie der ungeduldige Schauspieler sich indeß ge= behrden muß. Seine Ungeduld durch heftige Aktion auszudrücken, ohne ,,dem Redenden ins Wort zu fallen, würde unnatürlich seyn; aber auch „seine Ungeduld zu verhehlen, und kaltsinnig zu scheinen, wenn er ent= „flammt seyn sollte, ist nicht weniger unnatürlich.

Dies und die folgenden Stücke im theatralischen Nachlaß 11, S. 247; unter den Breslauer Papieren.

In den alten Tragödien.

Chor.

Unter den neuesten Englischen Dichtern, welche ihn wieder einzuführen gesucht, hat befenders Mason verschiedne Versuche gemacht. Der erste war seine Elfride, die ich habe, wie er in den vorgesetzten Briefen zugleich die Ursachen angiebt, warum er in dieser alten Manier schreiben wollen.

Der zweyte ist sein Caractacut (a Dramatic Poem) der 1759 herauskam. Bey Gelegenheit dieses letztern machen die Verfaßer des Month. R. (Vol. XX. p. 507) gegen die eingebildeten Vortheile des Chors sehr pertinente Anmerkungen; besonders über die zwey, 1) daß er häuffigere Gelegenheit zu poetischen Schönheiten gebe, und 2) daß er das angenehmste und schicklichste Mittel sey, dem Zuschauer nüßliche Lehren beyzubringen. Sie merken zuletzt sehr wohl an, daß Masons Stücke beßer seyn würden, wenn sie nicht so poetisch wären.

Unftudirte Dichter;

oder solche, die zu den Wißenschaften nicht auferzogen worden. Heinrich Jones, der Verfaßer des neuen Essex, war ein Maurer. Der Verfasser des englischen Olinde und Sophronia, ist ein Schmid oder Stahlarbeiter.

In England überhaupt sind dergleichen Leute niemals selten gewesen, die es, ohne Anweisung, nicht allein in der Poesie, sondern auch in andern Wißenschaften, bey den niedrigsten Handwerken und schlechtesten Umständen, sehr weit gebracht haben. Als

Heinrich Wild, der um 1720 zu Oxford die orientalischen Sprachen lehrte; war ein Schneider, und unter dem Namen des arabischen Schneiders bekannt.

Robert Hill, ein Schneider in Buckingham, zwischen dem und dem Italiener Magliabechi, Spence 1759 eine Parallele schrieb, um die Aufmerksamkeit des Publici ein wenig mehr auf ihn zu ziehen, und wo möglich seinen Umständen dadurch aufzuhelfen. Er hat Lateinisch, Griechisch und Hebräisch vor sich gelernt. (S. des Month. R. Vol. XX. p. 217.)

Delicateße.

Eine allzuzärtliche Empörung gegen alle Worte und Einfälle, die nicht mit der strengsten Zucht und Schamhaftigkeit übereinkommen, ist nicht immer ein Beweis eines lautern Herzens und einer reinen Einbildungskraft. Sehr oft sind das verschämteste Betragen und die unzüchtigsten Gedanken in einer Person. Nur weil sie sich dieser zu sehr bewußt sind, nehmen sie ein desto züchtigeres Aeußerliche an. Durch nichts verrathen sich dergleichen Leute aber mehr, als dadurch, daß sie sich am meisten durch die groben plumpen Worte, die das Unzüchtige geradezu ausdrücken, beleidiget finden laßen; und weit nachsichtiger gegen die schlüpfrigsten Gedanken, wenn sie nur in feine unanstößige Worte gekleidet sind. Und ganz gewiß sind doch diese den guten Sitten weit nachtheiliger, weit verführerischer.

Man hat über das Wort Hure in meiner Minna geschrien. Der Schauspieler hat es sich nicht einmal unterstehen wollen zu sagen. Immerhin; ich werde es nicht ausstreichen, und werde es überall wieder brauchen, wo ich glaube, daß es hingehöret.

Aber über Gellerten seine Zweydeutigkeiten, über das verschobne Halstuch und dergleichen, im Loos in der Lotterie, hat sich niemand aufgehalten. Man lächelt mit dem Verfaßer darüber.

So ist es auch mit Fildingen und Richardson gegangen. Die groben plumpen Ausdrücke in des erstern Andrews und Tom Jones sind so sehr gemißbilliget worden, da die obscönen Gedanken, welche in der Clarisse nicht selten vorkommen, niemanden geärgert haben. So ur theilen Engländer selbst. *

* Die Verfaßer des Monthly Review (Vol. XX. p. 132.) wenn sie sich darüber aufhalten, daß Rousseau die Clarissa für den schönsten und besten Roman in allen Sprachen hält. In justice to the memory of a late very ingenius Writer, we cannot help taking notice here, how frequently we have been surprized to find persons, pretending to delicacy, so much offended at the coarse expressions they meet with in Ioseph Andrews and Tom lones; while the impure and obscene thoughts that occur in Clarissa have not given them the least umbrage. We would ask these very delicate persons, which they think of worse tendency, a coarse idea, expressed in vulgar language, in itself disgusting, or an idea equally luscious and impure, conveyed in words that may steal on the affections of the heart, without alarming the ear? On this occasion we cannot forbear exclaming with the confidous Mrs. Slipslop,,Marry come up! peopl's ears are sometimes the nicest part obout them. Ohne Zweifel sagt das Slipflop in irgend einer englischen Komödie; aber es ist vom Moliere entlehnt, aus seiner Kritik der Weiberschule. (Diese Anmerkung befindet sich am Rande der Handschrift.)

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