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den Mund legt, zu einem glaubwürdigen Beweise gemacht haben. Ein „Prahler, (aλasov) sagt Theophrast, wird sich dessen und jenen rühmen; er wird dem ersten dem besten, mit dem er auf dem Wege zusammen„kommt, erzählen, daß er unter dem Alexander gedient; wie viel reiche Becher er mitgebracht; er wird behaupten, daß die asiatischen Künstler ,,denen in Europa weit vorzuziehen sind." Nämlich um den Werth seiner Becher, die er aus den asiatischen Feldzügen mitgebracht, desto mehr zu erheben. Was beweiset nun diese Aufschneiderei hier für unsern Verfasser? Wenn sie ja etwas beweiset, so beweiset sie gerade das Gegentheil."

S. 382. redet W. von Cäsars Statue zu Pferde, die vor dem von ihm erbaueten Tempel der Venus stand, und sagt: es scheine aus einer Stelle des Statius, daß das Pferd von der Hand des berühm ten Lysippus gewesen, und also aus Griechenland weggeführet worden. „Es scheint; sett L. hinzu, vorausgesetzt nämlich, daß die Stelle des Statius, auf die es ankommt, nicht untergeschoben ist, wofür sie Barth, N. Heinsius und andre erkennen. V. Sylvar. L. 1. 1. v. 85. conf. Sueton. cap. 61. in Caesare, et Plin. L. VIII. cap. 42.«<

17.

„Kaligula nahm unter andern, sagt Winkelmann S. 391. den Thespiern ihren berühmten Kupido vom Praxiteles, welchen ihnen Klaudius wiedergab, und Nero von neuem nahm. Ueber diesen Kupido macht L. folgende ausführlichere Anmerkung:

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„Unter den kostbaren Kunstwerken, welche Verres in Sicilien, besonders zu Messana, mehr raubte als an sich handelte, befand sich auch ein Kupido des Praxiteles von Marmor, dergleichen eben dieser Künstler für die Thespier gemacht hatte, und deren einer also vermuthlich die Wiederholung des andern war. Dieses erhellt deutlich aus den Worten des Cicero (L. IV. in Verrem;} Unum Cupidinis marmoreum Praxitelis idem opinor, artifex ejusdem modi Cupidinem fecit illum qui est Thespiis, propter quem Thespiae visuntur. Jener war zu Messana in Sicilien; dieser zu Thespiä oder Thespia in Böotien; beide von Einem Künstler, dem Praxiteles."

„Hieraus verbesserte ich fürs erste eine Stelle des ältern Plinius (L. XXXVI. c. 4. §. 5.): Ejusdem (Praxitelis) est Cupido objectus a Cicerone Verri, ille propter quem Thespiae visebantur, nunc in Lessing, sämmtl. Werke. XI.

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Octaviae scholis positus.

So lesen alle Ausgaben, auch die Harduinische. Ich behaupte aber, zufolge der Stelle des Cicero, daß man ut ille propter quem etc. lesen, und auch hier zwei verschiedene Bildsäulen des Kupido verstehen müsse. Denn es ist falsch, daß die, welche Cicero dem Verres vorwirft, eben die gewesen sei, welche die Einwohner zu Thespiä verehrten. Cicero unterscheidet beide, und sagt nur, daß sie beide von eben demselben Künstler, und vielleicht auch nach eben derselben Idee verfertigt worden.".

„Und nunmehr komme ich zu dem Fehler des Hrn. Winkelmann. „Kaligula," sagt er, nahm unter andern den Thespiern ihren berühm„ten Kupido vom Praxiteles, welchen ihnen Klaudius wiedergab, und „Nero von neuen nahm." -Er beruft sich desfalls auf den Pausanias. Allein er hat diesen Schriftsteller zu flüchtig nachgesehen, und ist bloß dem Harduin, in seiner Anmerkung über die Stelle des Plinius allzu sicher gefolgt. Pausanias erzählt dies nicht von dem marmornen Kupido des Praxiteles, sondern von dem aus Erz des Lyfippus. Ich leugne nicht, daß die Worte des Pausanias etwas zweideutig sind; allein diese Zweideutigkeit fällt weg, so bald man sie im Zusammenhange genau betrachtet, und mit der Stelle des Plinius vergleicht. Oεoniεvoi de vsɛgov (jagt Pausanias L. IX. p. m. 762.) χαλκουν έργασατο Ερωτα Λύσιππος, και έτι πρότερον τουτου Πραξιτέλης, λιθου του πεντελησιου. Και όσα μεν εἶχεν ἐς Φρύνην και το ἐπι Πραξιτελει της γυναικος σοφισμα, έτερωθι ήδη μοι δεδηλωται. Πρωτόν δε το άγαλμα κινησαι του Έρωτος λεγουσι Γαϊον δυναςεύσαντα ἐν Ρωμῃ. Κλαυδιου δε όπίσω Θεσπιευσιν ἀποπεμψαντος, Νέρωνα ἀνθις δευτερα ἀνασπαςον ποιήσαι· και τον μεν φλοξ αυτοθι διεφθειρε. 36 fann mich nicht enthalten, zuvörderst die lateinische Uebersetzung des Amasäus anzuführen, weil er gleich die Worte, auf welche es bei meinem Beweise fast am meisten ankommt, ganz unrichtig genommen hat: Thespiensibus post ex aere Cupidinem elaboravit Lysippus, et ante eum e marmore Pentelico Praxiteles. De Phrynes quidem in Praxitelem dolo alio jam loco res est a me exposita. Primum omnium e sede sua Cupidinem hunc Thespiensem amotum a Cajo Romano Imperatore tradunt; Thespiensibus deinde remissum a Claudio Nero iterum Romam reportavit; ibi est igni consumtus. Ich sage,

Amasäus hat das лowτov fälschlich auf Taïov gezogen, da er es hätte sollen auf ayahua ziehen. Pausanias will sagen: Schon vor dem Kupido von Erz, welchen Lysippus den Thespiern arbeitete, hatten sie einen aus pentelischem Marmor, den ihnen Praxiteles gemacht hatte. Was mit dem legtern vorgegangen, fährt er fort, und die Lift, deren sich Phryne wider den Praxiteles bedienet, solches habe ich bereits an einem andern Orte erzählt. Den erstern aber (nämlich den Kupido des Lysippus, nicht als den ersten in der Zeit, sondern als den ersten in der Erwähnung des Pausanias) soll Kajus Kaligula den Thespiern weggenommen, Klaudius ihnen wiedergegeben, Nero aber zum zweitenmale mit sich nach Rom geführt haben; und dieser ist dåselbst verbrannt. Meines Erachtens zeigt dieses nai tov ev etc. deutlich genug, daß man δαδ πρώτον, wie id fage, auf άγαλμα 3ieben müffe."

„Doch auch diese Wortkritik bei Seite gesezt, so erhellet auch schon aus dem Zusaße, daß diese nach Rom weggeführte Bildsäule daselbst verbrannt sei, daß es nicht das Werk des Praxiteles könne gewesen seyn. Sie verbrannte; und verbrannte ohne Zweifel in dem grausamen Brande, den Nero selbst anzündete. Verbrannte sie aber da; wie konnte sie zu des ältern Plinius Zeiten noch vorhanden, und in der Schola Octaviae aufgestellt seyn? Und dieses meldet in der angezogenen Stelle Plinius doch ausdrücklich.“

Alles dieses zusammen genommen, muß man sich die Sache also so vorstellen: daß Praxiteles mehr als Einen Kupido gemacht habe, und auch nach mehr als Einer Idee. Um einen brachte ihn Phryne; einen andern, der ganz nakkend war, hatte die Stadt Parium in Mysien, dessen Plinius gleichfalls gedenkt; einen dritten besaß Hejus in Messana, den sich Verres zueignete; und den vierten hatte der Künstler für die Thespier gemacht (*), welcher endlich auch nach Rom kam. Doch war es nicht der, den erst Kaligula, und zum zweitenmale Nero dahin brachte; denn dieses war ein Werk des Lysippus von Erz, welches in dem großen Brande unter dem Nero mit darauf ging. Zu den Zeiten des Pausanias hatten die Thespier also weder die Bildsäule des Praxiteles, noch des Lysippus mehr, sondern sie begnügten sich, wie

(*) Wo es nicht eben die Statue ist, die ihm Phryne aus den Händen spielte, wie Strabo L. IX. meldet, welcher aber diese Geschichte nicht von der Phryne, sondern von der Glycerium erzählt. S. Manutii Commentar. in L. IV. Act. in Verrem.

Pausanias gleichfalls meldet, mit einem Werke des Menedorus von Athen, welches nach des Praxiteles seinem gemacht war.“

Was Winkelmann in der Anmerkung S. 391. n. 6. dem Bianchini entgegen sett, ist nicht so gar schliessend. Es ist wahr, Plinius gedenkt der Pallas vom Evodius (*), des Herkules vom Lyfippus, die doch nach Rom gebracht worden, auch nicht. Aber müssen sie zu den Zeiten des Plinius noch vorhanden gewesen seyn? Können sie nicht, wie der Kupido des Lysippus, in dem großen Neronischen Brande darauf gegangen sein? Daß aber dieser wirklich eine Menge alter Kunstwerke verzehrt habe, sagt Tacitus (Annal. L. XIV. c. 41.) ausdrücklich. Ja, in diesem Brande ging der alte Tempel des Herkules, den Evander erbauet hatte, mit zu Grunde. Wie leicht, daß sich der Herkules des Lyfippus in diesem Tempel befand!"

18.

3u S. 394. Ich begreife nicht, wie so ein Paar Alterthumskundige, als Stosch und Winkelmann, über das, was der Borghefische Fechter vorstellen soll, ungewiß seyn können. Wenn es nicht die Statue des Chabrias selbst ist, der sich in der nehmlichen Stellung in der Schlacht bei Theben gegen den Agesilaus so besonders hervorthat; so ist es doch die Statue eines Athleten, der sich als Sieger am liebsten in dieser Stellung, die durch den Chabrias Mode ward, vorstellen lassen wollte. Sie hätten sich nur der Stelle des Nepos, in dem Leben des Chabrias (cap. 1.) erinnern dürfen: Namque in ea victoria etc. Zu vergleichen S. 163. wegen der Aehnlichkeit einer bestimmten Person."

Beim Artikel Diogenes im zweiten Register, wo gesagt wird, er habe die Karyatiden im Pantheon zu Athen verfertigt; durchstrich L. diese lettern beiden Worte, und schrieb hinzu: „Aus diesem, und mehr dergleichen albernen Fehler ist es wohl sehr deutlich, daß Herr W. das Register nicht selbst gemacht hat."

(*) Der Künstler dieser Pallas heißt nicht Evodius, sondern Eudorus, und ist eben der, dessen W. selbst S. 317 unter den Schülern des Dådalus gedenkt.

Bum Laokoon.1

I.

Erster Abschnitt.

I. Laocoon; Widerlegung der Winkelmannischen Anmerkung. Wahre Ursache, aus dem Gesetze der Schönheit. Beweis, daß die Schönheit das höchste Gesetz der alten Kunst gewesen.

II. Zweyte Ursache; aus der Verwandlung des Transitorischen, in das Beständige. Der äußerste Augenblick ist der unfruchtbarste.

III. Die Natur wird mit dem Gemählde des Dichters weiter verglichen. Worinn und warum weiter beyde von einander abgehen.

1 Dieselben Papiere, aus denen Karl G. Leffing die Vorarbeiten zum Laokoon in der zweiten Ausgabe desselben (1788) drucken ließ, sind jezt im Besiz des Herrn B. Friedländer. Da der Herausgeber sie frei zu benußen Erlaubniß hatte, so hat er den Druck nicht nur vielfach verbessern, sondern auch manches nicht uninteressante Stück hinzu fügen können. (Karl Lachmann.) - G. E. Guhrauer giebt in der Fortsehung von Danzel's Lessing, Bd. ll. Abth. 1. Seite 302 (zu S. 32) folgende sehr beachtenswerthe Anmerkung:

„Die diesen Papieren in der zweiten Ausgabe (1788) gegebene Anordnung und Bezeichnung: II. Theil. XXX, XXXI u. f. w., wonach wir den Plan zum 2ten Theil erhalten hätten, scheint von dem Herausgeber herzurühren. Wenigstens giebt Lachmann mit Benußung derselben Papiere, (welche jedoch mehr als bloße „Vorarbeiten zum Laokoon“ nämlich auch „Materialien zu dessen Fortseßung“ enthalten), und unter Hinzufügung mancher interesfanten Stücke eine völlig verschiedene und ganz anders bezeichnete Anordnung. Es wird Sache des kritischen Herausgebers von Lessing's Werken sein, das Verhältniß nach Lessing's Papieren zu entwirren und die ursprüngliche Ordnung festzustellen.“

Der jezige Herausgeber von Leffing's Werken bemühte sich, obengenannte Originalhandschriften für seine Ausgabe noch einmal durchzusehen. allein der Besißer derfelben Herr Benoni Friedländer in Berlin, verweigerte ihm die Einsicht dieser Papiere! auf eine höchst eigenthümliche Art; die der Unterzeichnete nicht unterlassen wird, an einem andern Orte mitzutheilen. v. M.

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