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gegen die Türken, 1454 ff. (5-9 u. 76), die böhmischen Wirren seit 1440 (10 u. 11), die Verhandlungen König Georgs von Podiebrad von Böhmen zu Erlangung der römisch-deutschen Königskrone, 1460 (12-35), die Reform des Reichs, 1463, besonders Martin Meiers Reformationsplan und andere Reichssachen (36-43 u. 58), die Streitigkeiten König Georgs von Böhmen mit dem Papste und die Folgen derselben, 1466-1470 (44. 67-71. 73-75. 77. 88 -90. 93-112), die Verhältnisse mit Bayerns Herzögen (45-53. 57. 59-65), die brandenburg-sächsische Erbeinigung 1467 (5456. 72), den Vorschlag einer Erbeinigung zwischen Oesterreich, Bayern, Sachsen und Brandenburg (66), die Verhandlungen auf dem Reichstage zu Regensburg, 1467 (78-86) und andere Angelegenheiten (87.91 u. 92). Es ist kaum nöthig, auch hier nicht der Ort, den bedeutenden Einfluss, welchen Markgraf Albrecht von Brandenburg auch als Diplomat auf alle Reichsangelegenheiten geltend zu machen wusste, näher zu bezeichnen, und den Inhalt im Einzelnen noch genauer darzulegen, um die Wichtigkeit dieser Actenstücke für Diplomatie, Statistik, eigentliche Geschichte, Sprache u. a. m. zu würdigen, und den neuen Aufschlüssen über die damaligen deutschen Zustände die Aufmerksamkeit nicht bloss der Forscher, sondern auch aller Derjenigen zuzuwenden, welche von den Dingen eine mehr als oberflächliche Ansicht gewinnen wollen. Ist für Denjenigen, welcher ein einiges, grosses, dem Auslande in Achtung gebietender Stellung gegenüber stehendes Deutschland wünscht, der Blick auf jene Zustände kein erfreulicher, so darf doch auch nicht verkannt werden, dass das zerrissene Deutschland in der Weltgeschichte eine höhere Stelle einnimmt, als die Politik der ausserdeutschen Staaten zugestehen will, dass jene Zerrissenheit eben nothwendig war, Deutschland auf jene Stufe zu erheben, auf welcher sein Geist die Welt regiert. Wie ohne jene Zerrissenheit Deutschlands der Hierarchie nie gelungen wäre, der Kirche den Sieg über den Staat zu verschaffen, also die befürchtete Despotie der deutschen Kaiser zu brechen, so haben wir es allein jener Zerrissenheit zu danken, dass die Reformation überhaupt möglich wurde, dass sie als die Trägerin und Verbreiterin der Cultur auch ihren wohlthätigen Einfluss auf den Katholicismus ausüben konnte. Deutschlands Kaiser an der Spitze des gepriesenen Einheitsstaates hätte die Reformation unterdrückt, wie sie in Frankreich, Spanien und andern absoluten Monarchien unterdrückt wurde, und die Anfänge der wieder erwachenden Cultur hätten sich nicht zur Blüthe entfalten können. In dieser Ueberzeugung müssen wir Deutschlands Stellung als eine höhere und ungleich wichtigere betrachten, als es jemals die sein könnte, in welche ein grosser Monarch den Staat etwa auf ein oder einige Menschenalter hin zu erheben das Glück hätte. Stünde das Volk nicht höher als der Staat, so würde der Zerrissenheit längst völliger Untergang gefolgt sein. In wie fern nun in der Beurtheilung der gegenwärtigen deutschen Zustände die Grundsätze wurzeln, welche zum künftigen Heile Deutschlands angewendet werden sollen, ist allen

Denen, die berufen sind, an Deutschlands künftiger Verfassung zu arbeiten, gar sehr zu empfehlen, dass sie die deutsche Geschichte gründlich. kennen lernen, und wer diess will, wird auch die Ausbeute des kaiserlichen Buches nicht zur Verunglimpfung der grossen deutschen Nation benutzen, sondern als eine der lauteren Quellen, aus welchen der künftige Geschichtschreiber endlich einmal eine wahre Geschichte Deutschlands darzustellen hat, nicht die, welche wir in den Compendien lesen. F. T. R.

[3084] Wallenstein und Arnim 1632-1634. Ein Beitrag zur Geschichte des dreissigjährigen Kriegs nach handschriftlichen Quellen des Königl. Sächs. Haupt-Staats-Archivs von Karl Gust. Helbig, Oberlehrer an der Kreuzschule zu Dresden. Dresden, Adler u. Dietze. 1850. 37 S. gr. 8. (n. 8 Ngr.)

Zu den Charakteren, welche nach der zeither gangbaren Geschichtschreibung in ein falsches Licht gestellt wurden, gehört auch der kursächsische Feldherr Arnim; auch er mag zum Beweise die< nen, wie viel noch aus unserer Geschichte auszumerzen ist, was mit den reinen Quellen, woraus sie zu schöpfen hat, nicht übereinstimmt. Mit Vergnügen haben wir daher vorliegende Schrift gelesen. Als besonderer Abdruck der dem diessjährigen Osterprogramm der Dresdner Kreuzschule beigegebenen wissenschaftlichen Abhandlung verdient sie hier um so mehr eine Anzeige, als ihr eine weitere Verbreitung, welche Schulprogramme gewöhnlich nicht haben, zu wünschen ist. Sie bespricht die im Namen Kursachsens gepflogenen Unterhandlungen Arnims mit dem Herzoge von Friedland in der Zeit der Verbindung Kursachsens mit den Schweden bis zum Tode des Herzogs, und gibt also zugleich eigen Beitrag zur weiteren Feststellung des Thatbestandes in der immer noch unentschiedenen Frage, ob der Herzog von Friedland sich des Verraths an seinem Kaiser schuldig gemacht habe oder nicht. Führt auch die Untersuchung des Vfs. in Bezug auf den Herzog von Friedland zu keiner Entscheidung, wozu es nach unserer Ansicht schwerlich kommen dürfte, da sich eben juridisch nicht beweisen lässt, dass der Herzog von Friedland verrätherische Pläne auszuführen gesucht habe, und da also, wenn solche Pläne jemals gehegt wurden, jene vóreilige Ermordung des Herzogs das eigentliche Corpus delicti zugleich vernichtete, so ist es doch als ein sehr wichtiges Ergebniss zu betrachten, dass bei den Unterhandlungen, welche einen abzuschliessenden Frieden betrafen, Nichts vorkam, was die damaligen Befürchtungen von einem beabsichtigten Verrathe hätte rechtfertigen können, und es ist klar bewiesen, dass der kaiserl. Hof den Kurfürsten von Sachsen und seinen Feldherrn Arnim in falschem Verdachte hatte, wenn er sie der Mitwissenschaft und Unterstützung der Pläne Waldsteins bezüchtigte. In jenen Friedensunterhandlungen selbst erscheint Arnim durchaus als ein Mann von tüchtiger Einsicht und Gesinnung, und es ist in der That zu bedauern, dass sein patriotisches Streben keine Früchte trug. Ganz ein Anderer, als ihn die Geschichte bisher dargestellt hat, hat er die Sünden

der damaligen Politik nicht verschuldet und fällt ihm vielleicht zur Last, dass er die Schweden mit feindseligen Augen betrachtete, so dürfte daran wohl der patriotische Wunsch, fremden Einfluss auf deutsche Angelegenheiten beseitigt zu sehen, den meisten Antheil haben. Die Darstellung ist möglichst gedrängt und die Verständlichkeit durch die zahlreich eingewebten Briefe und Actenstücke aus der damals geführten Correspondenz für den an die ältere diplomatische Sprache Gewöhnten keinesweges erschwert. Was die Glaubwürdigkeit der Mittheilungen dadurch gewonnen hat, wird dem Vf. immer Dank bringen. Welches reiche archivarische Material in den S. 7 aufgeführten handschriftlichen Quellen vorhanden ist, zeigt schon die Gabe des Vfs., so dass man nur wünschen kann, dass die gestattete Benutzung dieser Quellen ihm noch oft Gelegenheit zu so schätzbaren Mittheilungen geben möge. Wir glauben versichern zu können, dass der Hr. Vf. nicht in Buchmacherei verfallen werde, wenn er die Geschichte von Fehlern zu reinigen mit kritischem Geiste fleissig fortfährt. Nur noch eine Frage. Warum schreibt der Hr. Vf. Wallenstein? Es dürfte wohl endlich an der Zeit sein, dass der historische Waldstein wieder in seine Rechte eintritt, die ihm der dichterische Wallenstein genommen. Es ist sehr zu bezweifeln, dass der Herzog von Friedland seinen eigenen Namen verfälscht und Wallenstein geschrieben habe. Aus den vorliegenden Urkunden, wo die Unterschrift Wallenstein lautet, könnte der Beweis nicht geführt werden, wenn die Briefe etwa, wie fast zu vermuthen, nur Abschriften wären. Auf jeden Fall würde der Wahrheit ein verjährter Missbrauch weichen müssen.

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[3085] Geschichte der europäischen Revolutionen seit der Reformation. Von Dr. Jos. Fehr, Privatdocent d. Geschichte an d. Universität Tübingen. 1. Bd. Tübingen, Laupp. 1850. XII u. 378 S. gr. 8.

Nach einer kräftigen, einen rechten Sinn und Beruf zur Sache bekundenden Vorrede, welche besonders die Beziehungen auf Deutschland hervorhebt, beginnt dieses auf zwei Bände berechnete Werk mit der Geschichte der englischen Revolution, welche mit anerkennenswerther Gründlichkeit und Einsicht behandelt wird. In der Einleitung wird erst Allgemeines über Revolutionen beigebracht, und werden die politischen Folgen der Reformation für die inneren Verhältnisse der europäischen Staaten erörtert. Specieller wird dann in der Regierungsgeschichte der Zusammenhang der englischen Revolution mit der Reformation gezeigt; ein Zusammenhang, der nicht abzuleugnen ist, den man aber eben in Erinnerung an die letzten Tudors und daran, dass sie bei allen ihren kirchlichen Reformen und Reactionen keinen ernsten Widerstand, wohl aber einen solchen dann fanden, wenn sie ein politisches Lebensinteresse ihres Volkes feindlich berührten, nicht für einen unmittelbaren Causalnexus halten möchte. Die Regierung Jakobs I. zeigt den Absolutismus im Kampfe mit den auftauchenden Anforderungen des Parlamentes und des Volkes. Sie bereitet die Zeit der Verwickelung vor, in deren Ver

lauf, während der Regierung Karls I., die Obergewalt von der Krone an das Parlament und die durch und auf dieses wirkenden Classen des Volkes, die wir nicht mit dem Vf. das Volk selbst nennen möchten, übergeht. Hierauf folgen die Zeiten der Republik, unter dem langen und kurzen Parlamente und unter dem Protectorate Oliver Cromwells. Davon unterscheidet der Vf. wieder die Zeiten, wo Cromwell und sein Sohn ohne Parlament regierten, die er fälschlich die des factischen Königthums nennt, bespricht dann die letzten krampfhaften Zuckungen der Republik und stellt am Schlusse die Zeiten Karls 11. und Jakobs II. mit ihrem Kampfe gegen die absolutistischen Tendenzen dar. Wir können die Ausführung des Vfs. nur als einen recht wohl gelungenen Abriss der englischen Revolutionsgeschichte betrachten. Gewiss ist auch aus ihr sehr viel für andere Völker zu lernen; nur muss man überall nicht bloss die Momente der Aehnlichkeit, sondern auch die in England dem Festlande gegenüber, so zahlreichen unterscheidenden Momente und deren Gründe ins Auge fassen. Der Vf. schliesst mit den Worten: ,,Was anfänglicher Zweck der Revolution gewesen war, Volksherrschaft in dem Sinne, dass gegen alle Ordnung in der Natur die niedrige Schichte der Gesellschaft über die höhere und höchste herrschen sollte, war nicht erreicht worden; dagegen hatte die englische Nation das Glück, das Demagogenthum selbst zu besiegen und so den Staat vom Untergange zu retten, während Frankreich noch bis zur Stunde gegen dasselbe im Kampfe steht, und Deutschland erst seit Kurzem herrschen (?) lässst.“ Es ist ein sorgfältiges Register beigegeben.

Bibliographie.

Medicin und Chirurgie.

Anatomie und Physiologie.

[3086] Lehrbuch der Anatomie des Menschen, mit Rücksicht auf physiolog. Begründung u. prakt. Anwendung. Von Dr. Jos. Hyrtl, Prof. zu Wien. 1. Abth. Histologie, Knochen-, Bänder- u. Muskel-Lehre. 2. sorgfält. verb. u. d. Fortschritten d. Wissenschaften entsprechend verm. Aufl. Wien, Braumüller. 1850. VIII u. 376 S. Lex.-8. (cpl. n. 4 Thlr. 15 Ngr.)

[3087] Hand-Atlas der Anatomie des Menschen. Nebst einem tabellar. Handbuche d. Anatomie. Von Dr. C. E. Bock, Prof. zu Leipzig. 3. Aufl. 3. u. 4. Lief. (Schluss.) Leipzig, Renger. 1850. 14 Kupfertaf. m. 14 Bl. Erklärung, IV u. S. 33-76. Fol. (à 1 Thlr. 15 Ngr.; cpl. 6 Thlr.)

[3088] Rob. Froriep, Atlas anatomicus partium corporis humani per strata dispositarum imagines in tabulis XXX ab Aug. Andorffo delineatas aerique incisas exhibens. Fasc. II. partes thoracis in VI tabulis cont. Vimariae, Landes-Ind.-Compt. 1850. Fol. (à 1 Thlr. 18 Ngr.)

[3089] Mikroskopisch-anatomische Abbildungen. Von J. J. M. Langenbeck, Prof. 3. Lief. Taf. XI-XIV. (Kpfrst.) m. 2 Bl. Text. Göttingen, Dieterich. 1850. Fol. (In Mappe n. 1 Thlr. 10 Ngr.; 1.—3. Lief. n. 5 Thlr. 10 Ngr.) [3090] Chirurgisch-anatomische Tafeln. Von Dr. Ant. Nuhn, Prof. 2. Abth.: Der Rumpf. 1. Hälfte. Enthaltend 6 ausgeführte u. 6 Lineartaf. Mit Erklärungen. Mannheim, Bassermann. 1850. 88 S. m. 12 Taf. gr. 8. 1. Abth. 5 Thlr.)

(6 Thlr.;

gr. 8.

[3091] Arth. Hill Hassal's mikroskopische Anatomie des menschlichen Körpers im gesunden und kranken Zustande. Aus dem Engl. übersetzt von Dr. 0. Kohlschütter. Mit 65 zum Theil color. Taf. (In 10-12 Lieff.) 1. Lief. Leipzig, Schäfer. 1850. S. 1-48 m. 6 Taf. u. 6 Bl. Erklärungen. (n. 15 Ngr.) [3092] Der Bau des menschlichen Körpers. Handbuch für Volksschullehrer. Von Dr. J. B. v. Franque, Ob.-Med.-Rath. Mit einem anatom. Atlas v. 17 Taf. 2. Aufl. Frankfurt a. M., Sauerländers Verl. 1850. XX u. 156 S. gr. 8. (n. 2 Thlr. 10 Ngr.)

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[3093] Anatomie des Menschen für Künstler und Turnlehrer. Von Dr. Burkh. Wilh. Seiler, Hof- u. Med.-R. u. Prof. Herausg. von Dr. A. F. Günther, Prof. (Dazu 8 Kpfrtaf. in Imp.-Fol. u. 1 Steindrtaf., das Skelet und die Muskeln des Pferdes darstellend.) Leipzig, Arnold, 1850. XVI u. 138 S. m. 1 Tab. gr. 8. (n. 5 Thlr. 10 Ngr.)

[3094] Rob. Froriep, Icon synoptica arteriarum corporis humani in uno sceleto conjunctim descriptarum. 3 lithogr. Bl. Imp.-Fol. m. 1 Bl. Text. gr. Fol. Vimariae, Landes-Ind.-Compt. 1850, (1 Thlr. 15 Ngr.; col, 3 Thlr.),

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