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zen nichts an Seltsamkeit. Der Vf. erklärt sich nachdem die Reformation Luthers eingetreten, auf das Entschiedenste für diese, seine Betrachtung des Mittelalters ist aber durchaus einseitig und befangen. Von den Albigensern heisst es z. B., dieselben standen darin anders als die Muhammedaner und sonstigen Nichtchristen, dass letztere Christum und alles hassten, was ihrem Glauben entgegentrat, jene aber von christlicher Erkenntniss abfielen und gar damit Hohn trieben. Nachdem die Reformation eingetreten, zeigt sich der Vf. als ein erbitterter Feind der Calvinisten und man sieht sich in seiner Darstellungsweise in den bösesten Theil der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts versetzt. Von einer wissenschaftlichen Beurtheilung der Schrift kann aus allen möglichen und denkbaren Gründen durchaus keine Rede sein.

[3080] Archiv des historischen Vereines von Unterfranken und Aschaffenburg. X. Bd. 2. u. 3. Heft. Würzburg, (Voigt u. Maier.) 1850. 324 S. gr. 8.

Hierzu :

[3081] Neunzehnter Jahresbericht des historischen Vereines von Unterfranken u. Aschaffenburg für das Jahr 1848/49. Erstattet in der öffentlichen Generalversammlung am 19. Stiftungsfeste den 11. Oct. 1849 vom zeitlichen Director des Vereines Dr. Ign. Denzinger, k. b. Universitats - Professor. Würzburg. 1849. 52 S. gr. 8. (Vgl. Repert. 1850. 1. Bd. No. 19).

Dass es auch in Deutschland, abgesehen vom Historischen, hin und wieder noch kleine geographische Entdeckungen zu machen gibt, beweist die erste Abhandlung der vorliegenden hier kurz anzuzeigenden Archivhefte. Der würzburgische Domdechant Dr. Fr. Geo. Benkert bespricht darin (S. 1-43) die zeither unbekannte, namentlich nirgends aufgeführte Ruine Zum Bischofs in Franken, anweit der Sachsen-Meiningen'schen Gränze, am Bache Solz bei dem Dorfe Unter-Filken gelegen, und gibt einen gar sehr zu beachtenden Beitrag zu einer künftigen Geographie vom wüsten Deutschland. Die Forschung ist gründlich und erschöpfend, das Ergebniss neu und das Ganze durch die beigefügten Urkunden von historischem Werthe. Auch die S. 44-129 folgende Geschichte des Nonnenklosters Mariaburghausen, vom Prof. Dr. Denzinger, ist eine wesentliche Bereicherung der special-historischen Literatur über die deutschen Klöster, und die Notizen über den Hof Katzenwicker zu Würzburg, von demselben Vf. (S. 264-299), nehmen für dieses Gebäude, wo die Hohenstaufen zu Zeiten Hoflager hielten, ein höheres, als bloss locales Interesse in Anspruch. Der Studienlehrer Dr. G. J. Keller gibt eine mit vielem Fleiss geschriebene Geschichte des bischöflich-würzburgischen Münzwesens unter Friedrich Carl von Schönborn (S. 130 -186) und unter Anselm Franz von Ingelheim (S. 187-205). Besondere Aufmerksamkeit verdient dann die Darstellung der von Klüber seit 1823 angeregten und seitdem eifrigst betriebenen, aber erfolglos gebliebenen Reclamation der im 30jährigen Kriege nach Schweden entführten Bücher und anderer Literalien der JuliusMaximilians-Universität Würzburg, vom Universitäts-Secretär Seuf

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ferth (S. 206-263) nicht bloss, weil sie einen an sich interessanten Gegenstand betrifft, sondern auch, weil für manche andere Fälle viel Belehrendes daraus zu schöpfen ist. Den Bemühungen der Universität Würzburg wäre ein glücklicherer Erfolg zu wünschen gewesen; diese Erfolglosigkeit erweist aber auch, dass dergleichen Hoffnungen und Wünsche in Betreff hie und da verborgener literarischer Schätze gewöhnlich nichtig sind und um so nichtiger werden, je rastloser die Macht der Vergänglichkeit und der heute noch fortdauernde Vandalismus an der Zerstörung des Vorhandenen arbeiten. In Betreff der Wallfahrt nach Niklashausen im J. 1476", vom Prof. Dr. Reuss (S. 300318), möchten zum völligen Verständniss wohl noch andere Aufklärungen nöthig sein, als die mitgetheilten Urkunden und das gleichzeitige deutsche Gedicht gewähren. Den Schluss der Mittheilungen bildet der historisch-literarische Anzeiger für Unterfranken und Aschaffenburg (S. 319-324). Der angehängte Jahresbericht gäbe zu mancherlei Bemerkungen Gelegenheit. Hier nur Eins. Was nämlich die Betheiligung an dem beabsichtigten historisch-statistisch-topographischen Lexicon für Bayern anlangt, so dürften die Schwierigkeiten der Herbeischaffung des nöthigen Materials für den Einzelnen allerdings unbesiegbar, den Vereinen aber gewiss nicht unüberwindlich sein, wenn die Vollendung nicht gerade an eine bestimmte Zeit geknüpft ist und wenn es kaum zu bezweifeln steht, dass die Staatsbehörden, da sie die Betheiligung der Vereine wünschen, durch die Eröffnung archivarischer Quellen die Mittel dazu gewähren werden. Das Verzeichniss der Vereinsmitglieder zählt ja nicht wenig Männer auf, denen Einsicht in die Archive von Amts wegen möglich ist; trüge nun Jeder nach dem nulla dies sine linea sein Scherflein bei, so käme nach und nach das nöthige Material zusammen, wovon doch wohl schon in den Sammlungen des Vereins namhafte Beiträge vorhanden sind. Wie diesem Unternehmen glücklichen Anfang und Fortgang, so wünschen wir auch für die folgenden Hefte des Archivs solche-Mittheilungen, welche den diessmaligen an Gehalt und Interesse gleich sind.

[3082] Jahrbücher des Vereins für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde, aus den Arbeiten des Vereins herausgegeben von Dr. G. C. Fr. Lisch, grossherz.-meklenburg. Archivar u. Regierungs-Bibliothekar u. s. w. XIV. Jahrg. Mit 28 Holzschnitten. Mit angehängtem Jahresberichte (vom Archivsecretair Dr. W. Gli. Beyer). Schwerin, (Stiller'sche Hofb.) 1849. 390 u. 38 S. gr. 8.

Die Aufgabe der historischen Vereine, zu erforschen und zu sammelu, aufzuklären, zu berichtigen und überhaupt das historische Wissen zu vermehren, kann nur dadurch erspriesslich werden, dass die Vereine sich zu gegenseitigen Mittheilungen in Verbindung setzen. Wo diess geschehen ist, sind schon manche tüchtige Leistungen möglich geworden. Auch der 14. Band der meklenburgischen Jahrbücher giebt davon Zeugniss. Der Stoff zu den Mittheilungen des fleissigen Herausgebers wurde hauptsächlich durch die Correspondenz mit den Vereinen der russisch-deutschen Ostsee-Provinzen und durch

Wir

die veröffentlichten Forschungen jener Vereine gewonnen. lernen dadurch die Verhältnisse Meklenburgs zu Preussen uud Livland besser kennen. Der Herausgeber schrieb nach diesen Mittheilungen folgende Abhandlungen: 1) Geschichte der Besitzungen der Ritterorden Livlands (der Schwertbrüder) und Preussens (der Ritter von Dobrin und des Deutschen Ordens) in Meklenburg, S. 1-47, wozu die Urkunden und Regesten Nr. 1-XLI. S. 193-247 gehören; 2) über die Besitzungen und den Verkehr des Erzbisthums Riga in Meklenburg, S. 48-69, nebst Urkunden und Regesten Nr. XLII— LXIII. S. 248 — 270; 3) über die Besitzungen des Klosters Dünamünde in Meklenburg, S. 70-82, mit Urkunden Nr. LXIV-LXXIV. S. 271288; und 4) über den Ritter Thetlev von Gadebusch und seine Familie, S. 83-94, nebst Urkundenregesten Nr. LXXV — LXXX. S. 289 — 292. Ueberall ist ein rühmliches Streben nach Gründlichkeit sichtbar, und wenn die Forschung im Allgemeinen mit den Ergebnissen zufrieden sein kann, so mag es einer ausführlichen Kritik vorbehalten bleiben, den historischen Gehalt zu prüfen. Es dürfte sich dabei das Bedenken herausstellen, ob nicht der Vf. bisweilen zu viel gefolgert und vorausgesetzt und den beigebrachten Beweismitteln zu viele Beweiskraft beigelegt hat. So in Erörterung der Verwandtschaftsverhältnisse Thetlevs von Gadebusch; und ob die Kritik in Beziehung auf verfälschte Urkunden nicht misstrauischer hätte sein sollen, muss billig gefragt werden. Was der Vf. S. 72 ff. von einer merkwürdigen Art Urkundenverfälschung erzählt, mahnt zur grössten Vorsicht bei der Benutzung. Eine Eigenthümlichkeit des Vfs., welche besonders in der ersten Abhandlung hervortritt, liegt in unnöthiger Wiederholung einzelner Thatsachen, Umstände, Citate u. s. w.; sie muss deshalb gerügt werden, weil derartige Wiederholungen bei einiger Sorgfalt in der Darstellung, ohne die Gründlichkeit zu gefährden, leicht vermieden werden können. Eben so ist im Wiederabdrucke bereits gedruckter Urkunden Sparsamkeit gar sehr zu empfehlen. Bei Nr. IV. XLII. XLVI. XLVII. u. a. waltete wohl nicht die Rücksicht auf Verbesserung, welche allein den Wiederabdruck rechtfertigen kann. Von den übrigen Mittheilungen ist Past. Boll's zu Neu- Brandenburg Abhandlung: 5) über des Fürsten Heinrich von Meklenburg Pilgerfahrt zum heil. Grabe, Gefangenschaft und Heimkehr (S. 95-105) eine dankenswerthe Ergänzung zu Grautoffs Abhandlung über denselben Gegenstand (in dessen histor. Schriften, 1. Bd.). Hierzu gehören die Urkunden Nr. LXXX-LXXXV. (S. 293-298). Die Notiz von F. W. Kretzschmer zu Berlin: 6) Der Herzog Rudolph von Meklenburg, später Bischof von Schwerin, auf der Universität Prag (S. 106 ff.) liesse sich als Beitrag zur meklenburgischen Gelehrtengeschichte vorreformatorischer Zeit aus andern Quellen beträchtlich erweitern. Für die Einführung des mündlichen und öffentlichen Gerichtsverfahrens sind 7) die Beiträge zur Geschichte der Volksgerichte in Meklenburg, vom Archiv-Secretair Dr. Beyer zu Schwerin (S. 108 190) von Wichtigkeit, besonders durch auszügliche Mittheilung vieler

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Actenstücke von 1521-1760, wenn auch nicht geleugnet werden soll, dass es noch vieler anderer Beiträge aus den übrigen deutschen Ländern bedarf, che für die Forschung über das vergessene uralte Gerichtsverfahren die nothwendige Grundlage gegeben ist. - Die 2. Abtheilung für Alterthumskunde enthält längere und kürzere Mittheilungen, meist vom Herausgeber, über in jüngster Zeit zahlreich gemachte Auffindungen, und zwar S. 301: über das Begräbniss von Plau, mit menschlichem Gerippe in hockender Stellung (vom Gymnasiallehrer A. G. Masch in Neu-Ruppin), S. 309: die Hünengräber von Klink und Langen-Trechow, Gefässe u. a. Geräthschaften von Moltzow (vgl. 339), Schwetzin, Steinhagen, Satow und Klaber (vgl. S. 340), S. 312: über die Hausurne von Aschersleben, S. 314: über meerblaue Glasperlen in Kegelgräben, S. 315: eine Krone von Lübtheen, S. 317: über Bronzen von Kreien, Schwetzin, Basedow u. s. w., S. 324: über (höchst merkwürdiges) wendisches Priestergeräth von Lübbersdorf, S. 333: über die schwarzen Urnen der Wendenkirchhöfe, über die Wendenkirchhöfe (S. 334) von KleinPlasten und (S. 337) Helm bei Wittenburg, S. 343: über die Hünengräber von Kollund in Schleswig, S. 346: über ein Kegelgrab von Gross-Pankow in der Priegnitz u. a., S. 349: über Topfkacheln und Alterthümer von Röbel. Zu diesen Berichten gehören 28 in den Text eingedruckte Holzschnitte. Von besonderem Interesse für Kunst und Baukunst ist S. 351 380 die Fortsetzung der Blätter zur Geschichte der Kirche zu Doberan, von Dr. Lisch. Diessmal giebt der Vf. eine Beschreibung des Hochaltars und des Tabernakels, welche von 1847-1849 in ihrer möglichst ursprünglichen Gestalt restaurirt worden sind. Hierauf folgen S. 381: Urtheile über die Ziegelbauten der deutschen Ostseeländer, S. 384: Mittheilungen zur Schriften und Buchdruckkunde und S. 390: über ein zu Demern bei Rehna gefundenes Wirbelbein eines vorweltlichen Thieres. Nach dem Jahresberichte zählt der meklenburgische Verein gegenwärtig 333 wirkliche und 56 correspondirende Mitglieder, eine Anzahl, welche allerdings wünschen lässt, dass die schriftstellerische Betheiligung bei den Jahrbüchern eine grössere sein möchte, damit der würdige Herausgeber nicht genöthigt wäre, die Jahrbücher fast allein zu schreiben. F. T. R.

[3083] Das kaiserliche Buch des Markgrafen Albrecht Achilles. Vorkurfürstliche Periode 1440-1470. Aus dem ehemals hohenzollerschen Archive der Plassenburg herausgeg. von Dr. Constantin Höfler. Mit einem histor. Commentare. Bayreuth, Buchner'sche Buchh. 1850. XX u. 219 S. gr. 8. (n. 28 Ngr.)

Auch unter d. Titel:

Quellensammlung für fränkische Geschichte herausgeg. von dem historischen Vereine zu Bamberg. 2. Bd.

Das kaiserliche Buch enthält die diplomatische Correspondenz des Markgrafen und nachmaligen Kurfürsten Albrecht Achilles von Brandenburg in einer schon im 15. Jahrh. veranstalteten Sammlung seiner Briefe und Instructionen an seine Gesandten und Unterhänd

ler, sowie deren Berichte und der Briefe der mit ihm correspondirenden Fürsten. Eine Abschrift dieser Sammlung, ausser den auf der Plassenburg verwahrten Originalien, bildeten die vier ersten Bände der,,Ansbacher Reichstagsacten", und vorliegender Abdruck selbst ist als eine Ergänzung des ,,Reichstagstheatrum" von Müller anzusehen. Da der Herausgeber das anderweitig Bekannte ausgeschieden und dafür Unbekanntes eingeschaltet hat, so ist das vorliegende Werk nicht ganz der getreue Abdruck des sogen. kaiserlichen Buches. In wie fern indessen dieser Sammlung schwerlich ein bestimmter Plan zum Grunde lag, welcher durch solche Auslassungen und Zusätze in seiner Einheit gestört werden könnte, dürfte dadurch der wissenschaftliche Werth der Gabe nicht beeinträchtigt erschei nen. Im Interesse der minder Kundigen wäre aber zu wünschen, dass der in der Einleitung gegebene Commentar eine grössere Ausführlichkeit erhalten hätte, und dass die erläuternden Zusätze zu den einzelnen Actenstücken minder sparsam gegeben wären; denn obschon wir dem Herausgeber darin beistimmen wollen,,,dass die Briefe, welche tief in das Herz des Schreibenden blicken lassen, sich selbst commentiren und keines fremden Zusatzes bedürfen", möchte doch' die Einleitung zu den Denkwürdigkeiten Ludwigs von Eyb, worauf hingewiesen wird, und,,welche sich in den wichtigsten Puncten auf diese Urkundensammlung stützt", neben dem hier Gegebenen nicht ein ausreichendes Mittel zum Verständnisse gewähren, dass dem Gedächtnisse der Leser nicht noch anderweit etwas mehr zu Hülfe zu kommen gewesen wäre, als es geschehen ist. Es lag schwerlich im Plane, die Correspondenz vollständig zu sammeln, und da es schon damals diplomatische Geheimnisse gab, so lässt sich voraussetzen, dass manches Actenstück unterdrückt wurde, wodurch Lücken entstanden und Dunkelheiten herbeigeführt wurden. Sollte es in solchen Fällen nicht Pflicht des Herausgebers gewesen sein, mehr in die Tiefen der diplomatischen Verhandlungen hinabzusteigen und an der Hand der Geschichte, so weit es noch möglich ist, nach Ursprung, Zusammenhang und Folge zu forschen? Ist diess nun zumeist Dem überlassen, welcher künftig einmal von dieser diplomatischen Correspondenz wissenschaftlichen Gebrauch macht, so würde der Rücksicht auf den Geschichtsfreund, ihm das Verständniss dieser Actenstücke durch kurze Bemerkungen über die vorkommenden Persönlichkeiten, die Thatsachen selbst und die Beziehungen auf sie erleichtert zu haben, ein wohlverdienter Dank gefolgt sein. Zu dem zweiten, die kurfürstliche Periode umfassenden Theile des kaiserlichen Buches haben wir eine ausführlichere Einleitung von Hrn. Dr. v. Minutoli zu erwarten, und so dürfte dem ausgesprochenen Mangel in so weit einige Abhülfe geschehen, als es an Beziehungen auf den ersten Theil nicht fehlen kann. Dieser erste Theil enthält, ausser einigen andern diplomatischen Zugaben in den Noten, 112 Actenstücke meist aus der Zeit von 1431 bis 1470, und es betreffen dieselben hauptsächlich den Feldzug gegen die Hussiten in Böhmen, 1431 (1—3), den Anschlag wider die Schweizer, 1446 (4), die Kriegsrüstungen

1850. III.

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