Page images
PDF
EPUB
[blocks in formation]

Ungestüm in mir dieß mein Herz, beweget;
Und blick ich dich an, so fühl ich zu sprechen
Kraft mir gebrechen,

Meine Zunge starrt; meine Haut durchfließet
Ein behendes Feu'r; das Gesicht umschließet
Dichte Finsterniß; jeden Laut verloren

Ednen die Ohren.

Und ein kalter Schweiß tröpfelt von mir nieder;
Und ein Schauer bebt mir durch alle Glieder;
Und indem ich mich bleich, wie Gras, entfårbe,

Scheint es, ich sterbe,

[ocr errors]

Skolien.

Bei den Griechen war der lyrische Gesang von mans cherlei Inhalt, Form und Bestimmung, sehr gangbar und herrschend. Eben deswegen aber, weil er so populär, weil ́er mehr lebendiger Gesang als todter Buchstabe war, und folglich mehr durch mündliche, als durch schriftliche Mittheilung fortgepflanzt wurde, sind uns nach Verhältniß ihrer Menge nur sehr wenige griechische Volkslieder aufs behalten worden. Das meiste, was uns noch davon übrig ist, findet sich beim Athendus, besonders im funfzehnten Buche. Ausführlichern Unterricht hierüber giebt de la Nauze in den beiden Abhandlungen, fur les Chansons de l ancienne Grece, die im dreizehnten Bande der › Amfterdammer Ausgabe der Memoires de l' Academie des Infcriptions et Belles Lettres, S. 496, und S. 537 ff. stehen, und, schon vorlängst, als Anhang zu v. Hagedorn's Oden und Liedern, von Hrn. Hofr. Ebert übersezt sind. - Unter diesen griechischen Liedern sind besonders die so genannten Skolien, oder Tischlieder, merkwürdig, die, nach geendigtem Mahle, nach verrichteter Libation, und abgesungenem Påan, beim Genuß des Weins, zum Spiel der Leier und der Fldte, angestimmt wurden. Ueber fie und ihre Einrichtung sehe man den Auffah des Hrn. Superintend. Cludius, in dem ersten Stücke der Göttingischen Bibliothek der alten Litteratur und Kunst, S. 54 ff. Der Ursprung ihrer Benennung war schon bei den Alten ftreitig; Herr Cludius glaubt, diese Lieder wären ihrer unbestimmten Versart wegen oxox genannt, und den dedos, øder denen von bestimmter Versart entgegengesekt worden. Ihr Inhalt war meistens moralisch, oft auch historisch, und Erinnerung an ihre Götter und Heroen, oft auch bloße Aufmunterung zum Lebensgenuß.

Die erste der hier mitgetheilten sechs Skolien ist eine der berühmtesten, und befingt den tapfern Muth und Freis heitsfinn der beiden Athenienser, Harmodius und Aristogiton, die sich mit mehrern wider die Pisistratiden, den Hippias und Hipparch, verschworen, und den leztern tödteten. Nach Hefych's Angabe war Kallistratus der

Berfaffer

Stolien.

Skolien.

[ocr errors]

Verfasser dieser Skolie, der ich die Uebersetzung des Hrn.
Cludius beifüge. Zwei andere findet man in Hrn. Ebert's
Uebers. der Abh. des de la Nauze, und in Hern. Herder's
Volksliedern, Th. I. S.. 266. Die zweite ist an die
Göttin der Gesundheit gerichtet, und ihr Verfasser war
Ariphron von Sicyon. Die Uebersehung ist aus herder's
Die
zerstreuten Blättern, Samml. II. S. 200.
dritte ist nicht bloß ihrer Schönheit, sondern auch ihres
Urhebers, des Aristoteles, wegen merkwürdig, der fie
auf den Tod des atarnischen Fürsten Hermias verfertigte.
Sie ist uns vom Diogenes Laertius, in dem Leben jenes
berühmten Weisen, und vom Uthenåus, aufbehalten wor-
den, und von Hrn. Herder in den Volksliedern, Th. I.
S. 269, auch von Hrn. Ebert, am angef. O. obgleich
mehr umschreibend, überseßt. Der Verfasser der viers
ten wird vom Athendus, der sie aufbehielt, nicht ges
nannt; ihre glückliche Wendung ist in mehrern neuern Lies
dern nachgeahmt worden; und die hier beigefügte Uebers
segung steht in den Herderischen Volksliedern, Th. I. S.
268; so, wie die von der fünften, gleichfalls von einem
ungenannten Dichter, und die der sechsten vom Timokreon,
aus der Ebertischen Ueberseßung der de la Nauzischen
Abhandlung genommen ist. In dieser, und in den Bruns
Eischen Analekten, findet man mehrere dieser Art. S.
auch eine sehr gute Auswahl in der mit vielem Geschmack
gesammelten Griechischen Blumenlese des Hrn. Direktors
Röppen, Th. II. S. 92. ff. wo auch, so wie Th. III. S.
158 ff. mehrere griechische Lieder und Fragmente, mit schågs
baren Erläuterungen, vorkommen,

[ocr errors]
[blocks in formation]

Im Myrtenzweige will das Schwert ich tragen,
Wie es Harmodius trug, und Aristogiton,
Als den Tyrannen sie erschlugen, und den Bürgern
Athens verschafften gleiche Rechte.

Noch lebt dein Ruhm, noch bist du nicht gestorben,
Liebster Harmodius, bist in der Seligen Inseln,
Wo der schnellfüßige Achill, und Diomedes

Noch wandelt, Tydeus tapfrer Sprößling.

Im Myrtenzweige will das Schwert ich tragen,
Wie es Harmodius trug, und Aristogiton,
Als bei den Opfern der Athene sie erschlugen
Den Mann Hipparch, Athens Tyrannen.

Αε

[blocks in formation]

Ha! ewig soll eu'r Ruhm auf Erden weben,
Liebster Harmodius, dein, und Aristogitons,
Weil den Tyrannen ihr erschluget, und den Bürgern
Athens verschafftet gleiche Rechte.

Gesundheit, Weltste der Seligen,
Möcht' ich mohnen mit dir mein übriges Leben hindurch,
und möchtest du auch huldreich mit mir wohnen!
Denn wenn der Reichthum Grazie hat,

Wenn Kinder erfreuen, wenn der glücklichen Herrs

schaft Glanz,

Wenn Lieb ergohet, die wir mit der Cypris heimilis

chem Nez

[ocr errors]
« PreviousContinue »