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Zolty.

Hölty.

Hier nur Eins aus mehrern trefflichen Stücken von ihm, die sich durch inniges, sanftes Gefühl, und einneh menden Vortrag empfehlen.

Lebenspflichten.

Rosen auf den Weg gestreut,
Und des Harms vergessen!
Eine kurze Spanne Zeit
Ward uns zugemessen.
Heute hüpft im Frühlingstanz
Noch der frohe. Knabe;

Morgen weht der Todtenkranz

Schon auf seinem Grabe.

Wonne führt die junge Braut

Heute zum Altare;

Eh die Abendwolke thaut,

Ruht sie auf der Bahre.

Gebt den Harm und Grillenfang,

Gebet ihn den Winden;

Ruht bei hellem Becherklang

Unter grünen Linden.

Lasset keine Nachtigall

Unbehorcht verstummen,

Keine Bien' im Frühlingsthal

Unbelauscht entsummen.

Schmeckt, so lang es Gott erlaubt,

Kuß und süße Trauben;

Bis der Tod, der alles raubt,

Kommt, sie auch zu rauben.

Unserm schlummernden Gebein,

Von dem Tod umdüstert,

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Duftet

Zolty.

Gotter.

Duftet nicht der Rosenhain,
Der am Grabe flüstert;
Tonet nicht der Wonneklang
Angestoßner Becher,

Noch der frohe Rundgefang
Weinbelaubter Zecher.

Gotter.

Auch hier soll følgende kleine Probe nur auf mehrere von gleicher Schönheit im ersten Bande seiner Gedichte aufmerksam machen. Man findet anßerdem noch verschieds ne leichte und gefällige Lieder in seinen Singspielen,

{ ie d.

Unser süßester Beruf
Ist das Glück der Liebe;

Alles, was der Schöpfer schuf,

Fühlet ihre Triebe.

Wenn umher der Käfer irrt,

Suchet er sein Weibchen,

Wenn ein Tauber einsam girrt,

Klagt er um sein Täubchen.

Blumen öffnen ihre Brust

Sanften Abendwinden;
Epheu schlinget sich mit Luft
Um bemooste Rinden.
Liebe murmelnd eilt der Bach
Unter den Gebüschen
Einem andern Bache nach,
Sich mit ihm zu mischen.

Liebe tönt der Sånger Heer

Von den Zweigen nieder;
Um fie flattern Weibchen her,
Strauben das Gefieder;
Locken, schmachten, und entfliehn
Schamhaft zu Gesträuchen,
Wo durch zärtliches Bemühn
Männchen sie erreichen.

Seelen, die der Schöpfer schuf.
Fähig edler Triebe,
Folgt dem süßesten Beruf,
Schmeckt das Glück der Liebe:
Sie nur kann euch freudenreich
Diese Wallfahrt machen;
Sie nur führet lächelnd euch
Zu dem schwarzen Nachen,

Gotter.

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Góckingt.

Göckingk.

Die von ihm herausgegebenen

und gesungenen

Lieder zweier Liebenden (Leipz. 1777. 8.) wären ein herrlicher Gewinn für den Vorrath unsrer lyrischen Poesie. Sie sind die feurigften, und zugleich die sanftesten Ergiess fungen inniger Zärtlichkeit, und die Wahrheit ihrer Anlässe und ihrer Entstehung ist unverkennbar.

Amarant an Nantchen;

nach dem ersten nächtlichen Besuche.

Bin ich nüchtern? bin ich trunken?

Wach' ich, oder tråum' ich nur?
Bin ich aus der Welt gesunken?
Bin ich anderer Natur?

Fühlt' ein Mädchen schon so was?
Wie begreif ich alles das?

Weiß ich, daß die Rosen blühen?
Hor' ich jene Raben schrein?
Fühl ich, wie die Wangen glühen?
Schmeck ich einen Tropfen Wein?
Seh' ich dieses Morgenroth ?
Todt find alle Sinne, todt!

Alle seyd ihr denn gestillet?

Alle? Habet alle Dank!
Könnt' ich), so in mich gehüllet,
Ohne Speis und ohne Trank

Nur so sizen Tag für Tag,
Bis zum letzten Herzensschlag.

In die Nacht der Freude fliehet a

Meine Seele wieder hin,

Hört und schmeckt, und fühlt und siehet
Mit dem feinen innern Sinn!

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Góckingk.

O Gedächtniß! schon in dir
Liegt ein ganzer Himmel mir!

Worte, wie sie abgerissen
Kaum ein Seufzer von ihm stieß,
Hör' ich wieder, fühl ihn küssen:
Welche Sprache sagt, wie süß?
Seh' ein Thrånchen
Meine Lippe küsst dich ab.

Komm herab!

Wie ich noch so vor ihm stehe,
Immer spreche: Gute Nacht!
Bald ihn stockend wieder flehe:
Bleibe, bis der Hahn erwacht!
Wie mein Fuß bei jedem Schritt
Wanket, und mein Liebster mit!

Wie ich nun, an seine Seite
Festgeklammert, küssend ihn
Durch den Garten hin begleite!
Bald uns halten, bald uns ziehn!
Wie da Mond und Sterne stehn,
Unserm Abschied zuzusehn!-

Ach! da sind wir an der Thüre!
Bebend hålt er in der Hand
Schon den Schlüssel.
Jemand gehen, Amarant!

Wart', ich spåre

Warte nur das Bißchen doch!
Einen Kuß zum Abschied noch!

Ich verliere, ich verliere
Mich in diesem Labyrinth!
Traumt' ich je, daß ich erführe,
Was für Freuden, Freuden sind?

Wenn die Freude tödten kann,
Triffst du nie mich wieder an!

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