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zwischen ihnen bedeutende unterschiede zu tage. Wir finden zunächst eine anzahl verse, welche, abgesehen von unwichtigen vertauschungen von synonymen oder kleinen unterschieden im tempusgebrauche, vollständig in beiden mss. übereinstimmen; ferner solche, welche sich zwar nicht der form, aber doch dem inhalte nach durchaus decken; ausserdem findet sich eine nicht geringe anzahl, welche weder in bezug auf die form noch auf den inhalt zusammenstimmen; endlich ist auch die anordnung der verse vielfach abweichend. Bezüglich der zuerst genannten klasse von versen lässt sich folgende liste aufstellen: B

=

= 393-394

401

= 403

A

B

A

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380-383 405-408
384-390 = 417-423
392-396 = 425-429

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=

161-163 =177-179
169-175 = 185-191

85-87
89-102 = 89-102
105-108 = 105-108

114—120 = 122-128
121-128 = 129-136
129-142 = 145-158
145-146 = 161-162
149-151= 165-167

409
417-427 = 457-467
469-472

429-432 =

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Es sind also von den circa 750 versen, welche das gedicht ent-
hält, 503 in beiden hss. vollständig übereinstimmend. Nur dem
sinne nach entsprechen sich folgende:

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In diese rubrik gehören also in A 139, in B 144 verse. Es
bleiben demnach in A noch 94, in B noch 117 verse übrig, die sich
einander gar nicht entsprechen, bei welcher berechnung natürlich
die lücke in B (fol. 26) mit berücksichtigt worden ist.

Doch nicht allein in der anordnung der verse und ihrem inhalte
weichen die handschriften von einander ab, sondern auch noch in
mehreren anderen punkten. So z. b. werden worte, welche in A
Bernhard spricht, in B Maria zugewiesen. Während in A (v. 121-
128) Maria Bernhard in seiner klage unterbricht und die bei dem
tode Christi eintretenden ereignisse schildert, schliesst Bernhard B v. 229
den bericht von denselben selbst an seinen vorhergehenden klageausruf

an; denn die etwaige annahme, dass mit v. 129 die rede der Maria wieder einsetze, ist nach der sonstigen ausdrucksweise unseres gedichtes abzulehnen. Ein ähnliches schwanken finden wir in A 153— 160 wo, wie aus v. 153 ersichtlich, Bernhard spricht, während in B V. 170-177 dieselben worte unmittelbar der rede Maria's folgen und Bernhard sie erst v. 178 unterbricht. Ferner spricht in A v. 434-437 Magdalena, wie aus v. 434 hervorgeht, während in B (v. 474-477) dieselben worte Bernhard in den mund gelegt werden.

Eine fernere abweichung der beiden handschriften von einander besteht darin, dass ein bericht, der in der einen in directer rede angeführt ist, in der anderen indirect wiedergegeben wird. Hierher gehört z. b.: B v. 302-305, wo Maria Jesum anredet, während in A (v. 276-279) dieselben worte erzählend angeführt werden. Ebenso wird A v. 379 ff. die anrede fortgesetzt, während in B v. 405 fi ff. die erzählung wieder aufgenommen wird.

Es ist nun weiter zu erörtern, in welchem verhältnisse die oben besprochenen hss. zu einander stehen, ob die eine eine abschrift der anderen ist, oder ob sie beide aus einer gemeinsamen quelle geflossen sind. Die entscheidung über das handschriftenverhältniss, namentlich die entscheidung über echtheit oder unechtheit von nur in einer hs. enthaltenen versen oder strophen wird uns nun wesentlich erleichtert, wenn die quelle, aus welcher der verfasser des betreffenden werkes geschöpft hat, uns noch vorliegt, während sonst, namentlich bei dichtungen geistlichen inhaltes, es häufig geradezu unmöglich ist, über dergleichen volle sicherheit zu gewinnen. Glücklicherweise steht uns obengenanntes hilfsmittel in diesem falle zur verfügung. In der einleitung, und zwar v. 17-25, giebt uns der autor nämlich selbst seine vorlage an, indem er sagt, dass er den stoff den schriften des heil. Bernhard entnommen habe. Eine genauere bezeichnung dieser vorlage finden wir in folgendem werke: A catalogue of the Manuscripts preserved in the library of the university of Cambridge. Edited for the Syndics of the University Press. Vol. I Cambridge 1856. Es heisst da gelegentlich der besprechung unserer hs. p. 2 so: This poem as it professes p. 27-42 was based upon a latin sermon of St. Bernard (col. 156 seqq. pp. Antw. 1616). Diese lat. predigt ist in dialogform abgefasst und wird gewöhnlich Bernhard v. Clairvaux zugeschrieben, obgleich dessen autorschaft wol nicht als feststehend anzusehen ist. Ausser in der oben erwähnten Antwerpener ausgabe findet sich dieselbe auch abgedruckt in: Patrologiae cursus completus ed. Migne, ser. II bd. 182, Paris 1879, col. 1133 ff., und zwar ist

hier ausdrücklich angegeben, dass sie einer pergamenthandschrift des 13. jahrh. entnommen sei, während in der älteren ausgabe eine diesbezügliche notiz leider ganz vermisst wird. Zwischen diesen beiden ausgaben bestehen einige verschiedenheiten. So fehlt in der Patrologie der anfang des Sermo bis zu dem ausruf: Quis unquam regnans etc. Ausserdem fehlen in ihr meistentheils die in der Antwerpener ausgabe der heil. jungfrau beigelegten epitheta, woraus doch wol der schluss zu ziehen ist, dass dem älteren editor eine andere, vollständigere hs. vorgelegen hat. Da nun in unserem gedichte jener in der Patrologie fehlende anfang wenigstens theilweise enthalten ist und auch jene epitheta sich darin wiederfinden, so muss unserem dichter die form der predigt, wie sie uns in der Antwerpener ausgabe entgegentritt, vorgelegen haben.

Die zweite ergänzende vorlage bildeten, wie uns der dichter ebenfalls v. 21-24 sagt, für ihn die vier evangelien, besonders das Johannesevangelium. Im wesentlichen aber folgt er der predigt und zwar zeigt sich dies nicht nur in der ganzen art und weise der erzählung und im aufbau des vortrags; vor allem erhöht der umstand unser interesse an dem gedichte, dass durch die wahrung der dialogform dasselbe eine gewisse lebendigkeit und frische erhält, welche bei einer gleichförmig fortlaufenden erzählung kaum zu erreichen gewesen wäre. Wir finden bisweilen ganze sätze, ja längere stellen des urtextes fast wörtlich in unserem gedicht wiedergegeben. An manchen orten allerdings ist der dichter auch wieder ziemlich erheblich von seiner quelle abgewichen, indem er zwar den grundgedanken der betreffenden stelle festgehalten, aber entweder etwas in dieser ausführlicher behandeltes gekürzt, oder etwas dort nur kurz erwähntes weiter ausgeführt und anderes hinzugefügt hat. So sind besonders alle jene uns von den evangelisten erzählten, während des leidens Jesu eintretenden nebenumstände, die in der predigt durchweg fehlen, in unserem gedichte angeführt. Ebenso finden sich auch kleine nüancirungen bezüglich der form. In der predigt sprechen die personen länger und anhaltender, während in dem gedichte sie sich häufiger unterbrechen, eine änderung, welche für das letztere natürlich nur vortheilhaft sein konnte. Die anderweitigen hinzufügungen mögen in erster linie dem vom dichter selbst in der einleitung ausgesprochenen zwecke dienen sollen, durch die erzählung von dem leiden Jesu zur besserung der menschen beizutragen; er führte desshalb dieses leiden so effectvoll als möglich vor und musste demzufolge mit der darstellung von dem grossen schmerz Maria's, der den hauptgegenstand

der predigt bildet, auch alle jene von der bibel berichteten nebenumstände verbinden, die das gemüth des menschen mächtig zu ergreifen und das erhabene dieses leidens in das rechte licht zu stellen geeignet waren. Der gegen diese an sich wol einleuchtende darlegung etwa mögliche einwurf, es habe dem dichter vielleicht eine vollständige lat. quelle vorgelegen, die diese pluszüge bereits enthielt, ist durch den hinweis auf das nichtvorhandensein einer solchen, sowie auf.die eigene quellenangabe des dichters zurückzuweisen, und der an sich ja nicht undenkbaren annahme einer zwischenstufe zwischen der lat. predigt und dem engl. gedicht, gebildet durch ein französisches gedicht, welches auch jene quellenangabe schon enthalten habe und von dem engländer einfach sklavisch übersetzt worden sei, würde, so lange nicht von einem solchen frz. gedichte irgend eine spur nachgewiesen ist, jeder boden fehlen. Das in dieser weise im allgemeinen skizzirte verfahren des dichters und die einzelergebnisse einer genaueren vergleichung des gedichtes mit der predigt sollen nun in folgendem dargelegt werden. Der übersicht wegen wird es zweckmässig sein, zunächst diejenigen verse zusammenzustellen, deren inhalt direct und wörtlich auf die predigt zurückweist.

v. 49-60 ( lat. z. 1-4) giebt der dichter eine skizze der kindheit Jesu, welche mit der predigt ziemlich übereinstimmt, nur ist seine darstellung in einigen punkten detaillirter. So sagt er uns, dass Maria ihren sohn Jesus nannte, dass sie ihn im tempel dem Simeon darbot, sowie dass sie von einem engel vor Herodes gewarnt worden sei, punkte, welche in der predigt übergangen werden; er verschweigt uns andererseits das dort erwähnte, aus einem paar tauben bestehende brandopfer Maria's, das am achten tage dargebracht wurde. v. 61-84, enthaltend die beschimpfung Jesu durch die juden sowie den zug nach Golgatha, stimmen mit lat. z. 8-11, sehr genau überein. - A v. 114-120 (B v.

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122

128) =z. 16-18 enthalten eine schilderung von Maria's schmerz am kreuze und die sich daran schliessende klage Bernhards. A v. 121-128 (B v. 129-136) lat. z. 151-156 berichten die bei dem tode Christi eintretenden erscheinungen. Die predigt stimmt hiermit theilweise ganz genau überein, jedoch findet sich in ihr jene schilderung erst später und zwar bei der erzählung von dem tode Christi. A v. 129–142 (B v. 145–158) lat. z. 30-32 enthalten zwei bitten Bernhards an Maria. - A v. 169-175 (B v. 155—191) lat. z. 47-48. Maria berichtet von der in ihrer gegenwart stattfindenden gefangennahme Jesu und ihrem schmerz hierüber. A v. 217-234 (B v. 233-250) lat. z. 49-52 enthalten die erzählung Maria's von der ihrem sohne in ihrem sowie in Maria Magdalena's und ihrer zwei schwestern beisein angethanen schimpflichen behandlung. A v. 246-271 (B v. 262-287) = lat. z. 54-57 schildert Maria Jesu verurtheilung und seinen schmachvollen gang nach Golgatha. In der predigt wird nur der letztere erwähnt. - A v. 311–316 (B v. 335-340) = lat. z. 61-62 Maria erzählt, dass ihr kummer Jesu mehr schmerz bereitete, als all' seine qualen. A v. 329--343 (B v. 353-367) lat. z. 66-71 fährt Maria fort, von dem ab

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