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Nach meiner ansicht entwickelt sich diese bedeutung von for, die wir wohl am besten mit durch« wiedergeben, aus der von »wegen«. Den übergang scheinen mir fälle zu zeigen, wie Chaucer C. T. B 3321 His flesch was for the venim blaked oder C 504 Corrupt was al this world for glotonye.

4. Vers 93. Ein alter mann macht sich anheischig, dem kaufmann etwas für einen pfennig zu verkaufen, wenn er ihm sage, was seine frau haben wolle. Da meint der kaufmann:

'Sikerliche,

Here schal rise a fair beuerege !'

Kölbing macht hierzu die anmerkung: 'ich übersetze: »Hier soll ein schönes zechen anheben«, obwohl auch dieser sinn im zusammenhang der erzählung etwas befremdlich ist. Mtz. . . . kennt beuerage nur als »trank, getränk«.' Der sinn,

...

den Kölbing herausbekommt, ist allerdings befremdlich. Die theilnehmer an der unterredung trinken zwar nach v. 85 win and ale, aber es ist nicht abzusehen, wie der kaufmann zu der annahme kommen könnte, dass die frage und das angebot des alten mannes zu einem »schönen zechen« anlass geben würde. Dazu kommt, dass beuerage im sinne von »zechen« sonst nicht belegt ist. Ich glaube aber, dass man an dieser stelle einen ganz guten sinn erhält, wenn man beuerage in der bildlichen bedeutung »trank« nimmt, die Mätzner zweimal belegt: a luper beuerage pei browe und a sorye beverage was browen, wo »einen schlimmen trank brauen so viel ist, wie »unheil anstiften<. Man vergleiche ferner Engl. stud. I, 104, 91 Hem schal sone com a beuereche, pat schal nouzt penche hem gode. Sonach scheint mir v. 93 etwa durch: »Hier wird es eine schöne geschichte (einen schönen spass) geben« zu übersetzen.

5. Vers 108:

'O!', quap pe old man and louz,
'pat ich ouer-trowed wele anouz;
Bot rigt for sope nist ich it nouzt,
Er þi seluen it hadde out ybrouzť’.

Kölbing bemerkt, dass ouer-trowe, das bei Stratmann und Halliwell fehle und jetzt >>zu viel selbstvertrauen haben« bedeute, hier nach dem zusammenhange im sinne von »als ganz sicher annehmen «< stehen müsse. So viel ich aber weiss, ist to overtrow jetzt schon vollständig veraltet; vgl. Webster, wo nur auf Wycliffe verwiesen wird. Auch ae. ofertrûan u. s. w. 'nimium confidere' kommt vor. Was aber die bedeutung des wortes an unserer stelle anbelangt, so findet sich das entsprechende substantiv ouer-trowe ähnlich gebraucht in Will. of Pal. 1402 And he bi quinte contenance to come he granted, For he ne durst openly for ouer-trowe of gile. Das wort wird in Skeat's Glossar durch mistrust, suspicion erklärt. In dem ouer lag wohl ursprünglich das hinausgehen über das, wozu einen die umstände berechtigen.

6. Vers 114:

Y schal selle to pe ywis

A peniworp of wisdome,

þat schal bere wittnesse of þi grome

Wele better pan þi pani be,

zif pou wilt don after me:

Kölbing spricht sich nicht darüber aus, wie er die stelle versteht. Von pat an müsste man doch übersetzen: 'Zeugniss geben soll von deinem diener weit besser, als dein pfennig ist', und damit wüsste ich nichts anzufangen. Ich schreibe :

>>Nach dem zeugniss 7. Vers 187:

þat schal be pe wittnesse of pi grome
Wele better, pan þi pani, be u. s. w..

deines dieners weit besser, als dein pfennig, sein soll«.

Cristes curs com on her mold:

Sche answerd, as a schrewe schold.

Kölbing bemerkt: 'Mold muss hier den sinn von »gestalt, person« haben'. Mir scheint es dagegen unzweifelhaft, dass mold hier ebenso zu nehmen sei, wie in der von Stratmann unter molde aus Trevisa 5, 369 angeführten stelle, wo lat. comam capitis a cervice usque ad occipitium tondebant wiedergegeben ist: þey used to schere of pe heere of hir heed from pe molde to pe nolle, während wir in der anonymen übersetzung des ms. harl. 2261 anstatt der letzten worte lesen from the toppe un to the hynder parte. Halliwell unter mold erklärt »the suture of the skull« unter hinweis auf die Londoner Archaeologia XXX, 410, wo sich zwei belege finden: bynde pe seke hed and ley pe playster on pe molde withinne pe garlond und do it on his molde, and he schall spekyn anon. Einen weiteren beleg geben die Vocabularies ed. Wright-Wülcker I, 626 cinceput (= sinciput) molde. Noch heute ist mould ein anatomischer term. techn. 'a fontanel' u. s. w. Webster, 'hirnschädelnaht' Lucas.

8. Vers 206 ist a gentil men wohl nur ein druckfehler für a gentil man, wie jedenfalls zu schreiben ist. Die einschiebung von Ichaue, an welche Kölbing denkt, scheint mir deshalb nicht unbedenklich, weil der vers For ichaue reft a gentil man his liif dann einen sehr schweren (drei-, wenn nicht gar viersilbigen) auftakt hätte. Ist vielleicht Forreft zusammenzuschreiben? Ich bin freilich ausser stande, ein solches compositum sonst nachzuweisen; aber man kann doch wenigstens forniman vergleichen. Auch ist die möglichkeit vorhanden, dass For einem versehen des schreibers, da es am anfang von v. 203 vorkommt, sein dasein verdanken kann. Wenn man aber Forreft oder Reft schreibt, muss man wohl die interpunktion ändern:

Ichaue ydon a sorweful dede,

In a cuntek and a striif

Forreft a gentil man his liif.

Kölbing konnte natürlich. bei seiner auffassung der stelle das comma erst am ende des zweiten verses setzen.

9. Vers 274:

Sir, zete ichaue sexti pounde

Of zours and mine of pans rounde,

And ar pis day a fourtennizt

þe siluer schal be wide ydigt.

Kölbing äussert sich nicht darüber, wie er wide ydizt versteht. Ich weiss damit in diesem zusammenhange nichts anzufangen. Man könnte ja etwa an »weit und breit hergeschafft« denken, aber dann müsste doch eine erklärung darüber vorhanden

sein, wo sich das geld befindet. geld soll bereit gestellt werden«<. 10. Vers 329:

Ich halte wide für verschrieben statt redi: »das

þus sche stroked his here and made it touz.

Kölbing bemerkt: 'Touz ist hier wohl »struppig«'. Aber durch streicheln oder striegeln wird das haar doch nicht struppig. Halliwell unter tow hat die erklärung: 'The phrase, to make it tow, to make it tough, is common in early writers in various shades of sense, but generally, to make it difficult, or take great pains with any matter'. Aus einer Cambridger handschrift wird da auch angeführt: To day thou gate (conj.) no mone of me, Made thou it never so towz. Also: und gab sich grosse mühe«.

11, Vers 330:

And conraid fauuel wele ynouz.

Ist nicht vielmehr couraid zu lesen und ebenso bei Wülcker, Lesebuch II, 16, 88 (s. 49) courey statt conray ? Dafür scheinen doch die schreibungen mit u und o bei Mätzner, Wörterb. I, 528b zu sprechen.

12. Vers 352:

Broches of god and riche ringes.

Für god muss man gewiss gold schreiben.

13. Vers 377:

Y was ytauzt me pe to asaye.

Wenn der vers richtig überliefert ist, muss me dativus ethicus sein. Es scheint mir aber me pe sehr ungeschickt. Ich halte me für den zusatz oder ein uncorrigirtes versehen eines schreibers und streiche es.

Zur zweiten version.

14. Ich glaube, der anfang ist so zu interpungiren:
Lystenyp, lordyngys, y yow pray,

Kölbing und Hazlitt

How a merchand dyd hys wyfe betray

Bothe be day and be nyght.

Yf ye wyll herkyn aryght,

Thys songe ys of a merchand of þys cuntre,
That had a wyfe feyre and free.

(Ritson ist mir nicht zugänglich) setzen am ende des 3. verses nur ein comma und erst nach dem vierten eine stärkere interpunktion, Hazlitt einen punkt, Kölbing ein ausrufungszeichen. Der dichter kann aber unmöglich sagen wollen: «Höret zu, wenn ihr ordentlich zuhören wollt«. 15. Vers 18 und 54:

Hys wyfe, þat was so trewe as ston,

He wolde, ware no thyng vpon

lauten übereinstimmend v. 17 f. und 53 f. Nach Kölbing's von mir beibehaltener interpunktion müsste man übersetzen: »>Auf seinem weibe. wollte er, sollte nichts sein«<, wobei ware der conj. prät. wäre. Man könnte nicht sagen, dass sich der dichter besonders fein ausgedrückt hätte, wenn die worte nicht anders zu verstehen wären. Bei Hazlitt fehlt mit recht das comma hinter wolde; denn ware ist ein zu wolde gehörender infinitiv. Wir finden dasselbe verbum in der näm

lichen bedeutung v. 30 Haste any money, pou woldyst ware? Vgl. ferner Destr. of Troy (Uebungsbuch 3, XXX, s. 98) 19 Yche wegh, as he will, warys his tyme. Morris und Skeat Specc. II, V 5798 (s. 57) on swych chaffare Wulde y feyn my syluer ware. Siehe auch Halliwell unter ware (5): 'To lay out labour, money, etc. This term is an archaism. North'. Es hat gleiche bedeutung, wie biwaren: siehe Mätzner und die erste version s. 117, 390 biware anoper bett und in der zweiten 123, 244 Gyf hyt a nother, can beware hyt bett. Jene verse sind also zu übersetzen: »An sein weib . . . wollte er nichts wenden«.

16. Vers 44:

A full gode wynde god hath hym sende,

Yn to Fraunce hyt can hym brynge.

Kölbing will wende für brynge schreiben. Ich glaube aber, dass wir dem dichter sehr wohl den reim sende: brynge zutrauen dürfen, da wir z. b. finden 31 see: drewre (d. h. drewri), 45 he; spycere (d. h. spyceri), 143 downe: goon, 145 towne: come, 153 hende: behynde, 59 speke: forgete, 213 crate: spake, 103, 125 wytt: syke.

17. Vers 84. Die falsche reihenfolge der verse hat schon Hazlitt berichtigt und, wie dieser anführt, schon Ritson bemerkt ('This was partly pointed out by Ritson'): doch findet sich ein widerspruch zwischen den angaben von Hazlitt und Kölbing, ja sogar ein widerspruch zwischen dem, was Kölbing s. 111 und s. 120 zu v. 84 bemerkt. S. III sagt Kölbing: »Der schreiber der beiderseitigen vorlage hat nach v. 76 zwei zeilen übersprungen und dieselben erst nach v. 82 nachgetragen; dagegen s. I 20: >>v. 81 f. sind irrthümlich hinter v. 84 gestellt«. Zwar, dass das paar das eine mal nach v. 82, das andere aber nach v. 84 nachgetragen sein soll, erklärt sich wohl daraus, dass s. 111 die zählung nach der reihenfolge in der handschrift, s. 120 aber die zählung in Kölbing's text nach vornahme der umstellung gemeint ist. Aber die angabe, dass v. 81 f. des textes anfangs weggelassen sind, steht damit im widerspruche, dass dies überspringen nach v. 76 stattgefunden haben soll. Bei Hazlitt vollends lesen wir: 'In the Harl. and More MSS. these lines are improperly arranged, 1. 79 following line 84'. Hazlitt's zählung stimmt zu der von Kölbing's text, und, indem er '1. 79' sagt, meint er wohl auch den damit reimenden vers dazu: aber v. 79 stimmt zu keiner der beiden angaben Kölbing's.

18. Vers 85. Durch die umstellung der zwei verse kommen die worte des alten mannes noch nicht in ordnung: das folgende zeigt, dass er in der zweiten version ebenso, wie in der ersten, dem kaufmann gerathen haben muss, nicht bloss den verlust seines vermögens, sondern auch eine auf ihm lastende blutschuld vorzuschützen. Hazlitt verweist auf die entsprechenden verse des Auchinleck-Ms. Ich glaube aber, dass uns v. 135 ff. (vgl. auch v. 171 ff.) weiter unten ermöglichen, die lücke hier mit einiger sicherheit zu ergänzen. Es sind etwa sechs verse vor v. 85 ausgefallen, die ungefähr so gelautet haben müssen (hinter v. 84 ist dann nur ein strichpunkt zu setzen):

A gentylman hast þou slawe,

þou darst not abyde the londys lawe.

Pray hur, as sche louyth pe dere,
As pou hast ben to hur a trewe fere,
To kepe pe preuy in hur chaumbyr,
That pe kyngys baylyes take þe neuyr.

BERLIN, den 22. november 1884.

Julius Zupitza.

VOCALVERKÜRZUNG IN ENGLISCHEN WÖRTERN
GERMANISCHEN URSPRUNGS.

In seiner abhandlung über vocaldehnung und vocalverkürzung im Neuhochdeutschen (Beiträge zur geschichte der deutschen sprache, bd. IX, p. 101 ff.) hat Paul auf p. 122 ff. die gesetze aufgestellt, nach denen im Neuhochdeutschen ein älterer langer vocal gekürzt erscheint. In dem folgenden soll versucht werden, zu zeigen, dass im Englischen ähnliche bedingungen vorhanden sein müssen, unter welchen ein ae. vocal in seinem verlauf bis zum Ne. kürzung erleiden kann. Doch sollen diejenigen wörter hier keine berücksichtigung finden, welche, ursprünglich kurzen vocal zeigend, in me. zeit gedehnt wurden, im Ne. aber die länge des vocals wieder aufgegeben haben.

Henry Sweet in seiner trefflichen History of English Sounds (Transactions of the Phil. Soc. 1873/4, p. 506) behandelt unter dem abschnitt »Quantity« diesen gegenstand nur in wenigen zeilen und stellt dort die beiden gesetze auf, dass ein betonter vocal verlängert wird vor einem einzelnen consonanten, dagegen kürzung erleidet vor doppelconsonanz. Was die dehnung betrifft, so ist das gesetz dahin zu fassen, dass ein ae. kurzer vocal in me. zeit in offener silbe stets gedehnt wird, allerdings später in vielen fällen die länge wieder einbüsst. Vocalverkürzung kann jedoch noch unter anderen bedingungen stattfinden, wie aus dem folgenden hervorgehen wird.

Vocalverkürzung findet statt: I. vor doppelconsonanz spiranten und verschlusslauten.

a. Vor spirant + verschlusslaut.

aus

a) Vorsk und k + s. Ne. ask, ae. âscian zeigt auf südenglischem sprachgebiet dehnung, während sie auf nordenglischem, wo der vocal schon in me. zeit aus einem low back vowel (a) zum low front vowel (@) wurde, aufgegeben ist (Orm schreibt schon asskenn). Die länge des vocals ist jedoch auch im Südenglischen secundär und erst in ne. zeit vor auslautendem s+k, zúgleich mit der verdunklung des a zum back vowel, wieder eingetreten (cf. ne. cask, me. kask, anord. kaskr; ne. bask, me. basken); ne. busk, thätig sein, anord. búask; ne. buxom, xe. bûh(c)som, (Orm buhsumm). ne. flesh, ae. flêsc (Orm flash); ne. mash; me. mêschen (cf. Stratmann p. 380), ae. mêscan; ne. next, ae. nichsta (Orm nesst, nest); ne. to wish, ae. wŷscan.

B) Vor ft: ne. bereft, ae. berêfede (von beréafian); erst nachdem der tönende verschlusslaut nach dem tonlosen spiranten in den tonlosen verschlusslaut übergegangen war, wird kürzung eingetreten sein (Orm biræfedd); ne. fifth, ae. fifta (Orm fifte); ne. soft, ae. sôfte (Orm soffte); ne. left, ae. lâfed, (von lefan); ne. theft, ae. theofd; ne. swift wird entstanden sein aus einer me. form swifed von ae. swîfan, nicht, wie Skeat (Etym. Dict. p. 617) sagt, »put for swipt«; der vorgang ist derselbe gewesen, wie bei ne. bereft aus berêfed (Orm schreibt schon swifft).

y) Vor s+p: ne. gasp, ae. gâspian (anord. geispa); im süden Englands ist in ne. zeit vor auslautendem s+p auch in diesem wort dem norden gegenüber die dehnung wiedereingetreten; (vergl. dazu ne. grasp aus me. grăspen, ne. rasp aus me. răspen u. a.).

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