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genommene Raum. Mit grosser Erwartung und Hoffnung sehe ich der weiteren Fortsetzung dieser Abhandlungen entgegen; insbesondere einer Behandlung der Suffixe und der Lehre von der Composition.

Göttingen, den 6ten Februar 1845.

V.

Breslau. Typis Grassii Barthii et Sociorum 1845. Yajurvedae Specimen cum Commentario pri- mus edidit Al-1471 brechtus Weber, Vratislaviensis.

Götting. gel. Anzeigen, 1847, St. 147—149, S. 1470.

Diese kleine Schrift ist eine fleissige und anerkennenswerthe Arbeit, in welcher der Hr Verf. als Probe des YV. das 9te Kapitel desselben bekannt macht. Er theilt den Text in Sanskrit-Typen und lateinischer Transcription mit. Letztere gibt zugleich die Accentuation nach zweierlei Systemen, deren eines neu ist. Dieses herrscht in dem Çatapathabrâhmaṇa und hat einige von dem Hrn Verf. nicht erkannte Eigenthümlichkeiten. Zunächst bezeichnet es nur den Acut (Udâtta) und zwar durch einen unter denselben gesetzten Strich. Folgen jedoch mehrere Acute aufeinander, so wird nur der letzte bezeichnet, z. B. 15, 2 in parnam na ver anu, wo nam na ver ao Acute haben, ist nur das letzte a bezeichnet. Eine andre Eigenheit ist, dass der Svarita zwar nie bezeichnet wird, dagegen die ihm vorhergehende Silbe dasselbe Zeichen, wie sonst der Accut erhält; z. B. Vs 30 prasave 'çvinor, wo nach bekanntem Gesetz durch Absorption des tonlosen a vom acuirten e Svarita entstanden ist; ferner Vorr. p. XI, Z. 10 v. u. prajâpatim hyuda wo hi (udâtta, acuirt) und u (anudâtta, tonlos) ebenfalls nach bekanntem Gesetz svarita geworden sind; ebenso ebds. Z. 9 u hye° wo hi e (von eva) ebenfalls svarita geworden sind. Beide Stellen wiederholen sich ebenso Z. 7 v. u. Diese Eigenthümlichkeit findet aber auch statt, wo ein acuirter Vokal mit einem tonlosen im Sandhi, ohne dass der erste liquidirt ist, zusammengezogen ist. Bekanntlich kann auch in diesem Fall Svarita entstehen, aber im RV. und SV. entsteht er nur bei einem solchen Zusammentreffen von í und i. Hier augen

scheinlich auch in diesem Fall z. B. 8, 2 çriyaidhi aus çriyâ 1472 (Oxytonon) und edhi (tonlos); | 15, 4 sahorja aus saha (Oxytonon) und ûrjâ (vorn tonlos); 22 yantâsi aus yantâ (Oxytonon) und asi (tonlos); Vorr. XI, Z. 19 evâsmin aus eva (Oxytonon) und asmin (vorn tonlos) und sonst mehrfach. Folgen zwei Svarita auf einander, so erhält die demselben vorhergehende Sylbe und der erste Svarita das Zeichen z. B. Vorr. XI, Z. 14 evâsyeshu wo eva (Oxytonon) und âsya in der ersten Sylbe tonlos, in der zweiten svarita; so dass hier völlig dieselbe Bezeichnung eintritt wie z. B. p. 56, Z. 4 v. u. anyatraivâçvi°, während in der wirklichen Betonung ein sehr wesentlicher Unterschied ist; denn anyatra ist Paroxytonon und in evâçvio ist â wie in den mehrfach vorgekommenen Beispielen svarita geworden. Ich kann nicht mit Bestimmtheit entscheiden, welche Art des Vortrags bei dieser Bezeichnungsweise zu Grunde liegt. Sie ist aber ohne Zweifel ähnlichen Charakters, wie die Subrahmanya (Pân. I, 2, 37), vielleicht deren Gegensatz. Hat man diese Gesetze dieses Bezeichnungssystems erkannt, so ist es leicht die verhältnissmässig bedeutende Anzahl von Accentfehlern, welche sich in diesem Kapitel finden, zu verbessern; z. B. 5, b, 3, wo âviveça gedruckt ist, sollte âviveça stehen (der Hr Vf. bezeichnet nämlich diese zweite Accentuation statt eines Strichs mit einem darunter gesetzten Circumflex, die erste Art ganz wie im Rg Veda). 7, 2 wo te agre açvám, sollte stehen te agre açvám -9, 4 wo pârayishnuḥ, ist pârayishnuḥ zu schreiben (Suff. ishnuc Pân. III, 2, 137) 9, b, 2 wo bhagam ava, ist bhagam ava 16, 2 suarkâḥ statt suarkaḥ vṛkam statt vṛkam zu schreiben u. a. a.

16, 3

Die andere Bezeichnungsweise stimmt, wie gesagt, ganz mit der im RV. herrschenden überein. Um so auffallender 1473 wäre die Abweichung 30a, wo Hr W. pra- save 'çvinór schreibt; würde prasave 3'çvinór (fan) zu schreiben ge

es

wesen sein.

Dem Text ist ausser einer lateinischen Übersetzung ein verhältnissmässig ziemlich umfassender Commentar beigefügt, in welchem der Hr Vf. sich einerseits auf Mahîdhara's Scholien zum YV., die Nirukti und einige Brâhmana's stützt, andrerseits durch Zusammenstellung der wurzelhaft zusammengehörigen Wörter ihre Bedeutung zu gewinnen sucht. Beide Verfahrungsweisen kann Ref. nur billigen. Denn es ist einer

seits keinem Zweifel zu unterwerfen, dass die indische Tradition Vieles richtig bewahrt hat, Andres durch die lebendige Bekanntschaft mit den Veden von ihren Gelehrten richtig erkannt ist; andrerseits ist es aber eben so gewiss, dass die ungeheure Kluft, welche zwischen der Abfassung der Veden und den auf uns gekommenen Erklärungen liegt, wohl sogar zwischen der Abfassung und den ältesten Versuchen der Erklärung lag, unendlich viel in Vergessenheit gebracht hat, während zugleich die in diesem grossen Intervall ganz veränderte geistige, insbesondre religiöse, Richtung der Inder den wahren Standpunkt für eine richtige Auffassung der Veden vollständig verrückte und die einheimischen Interpreten in immer weiter und weiter von der Wahrheit abirrende Bahnen und eine dem Charakter der bei weitem grössten Mehrzahl der Vedenhymnen ganz fremde Auffassung trieb.

Bezüglich der Textesrecension muss Ref. missbilligen, dass der Hr Vf. gegen den Gebrauch aller Pada's die Präfixe und präpositionsartig dienende WW. auch, wo nur eines in begriffliche Verbindung mit dem Verbum finitum tritt, mit demselben verbunden hat (vgl. Anz. von Böhtl. Chr. S. 35 des bes. Abdr.). Ref. gesteht zwar gern zu, dass die wirk-liche Verbindung 1474 mit dem Verbum finitum zu einem Worte in der grösseren Anzahl der Decomposita, in den Participien, Infinitiven und Absolutiven dafür entscheidet, dass die Pada's zu weit gegangen sind, wenn sie durchweg, ausser in Decompositis, trennen; allein die Berücksichtigung der grossen Menge von Vedenstellen, wo derartige WW. entschieden vom Verbum getrennt werden müssen welches sich dann ergibt, wenn sowohl Präfix als Verbum den Accent haben und nach unserer, vielleicht etwas gröberen, Auffassung dennoch begrifflich zusammengehören, zeigt, dass auf jeden Fall erst eine Distinc-. tion zwischen inniger und minder innig zusammengehörenden Zusammenrückungen dieser Art zu machen ist. Ob es einst möglich sein wird, hier scharfe Grenzen zu ziehen und auf eine neue Basis gestützt, die indische Autorität zu verlassen, wage ich nicht zu entscheiden; dass es aber jetzt noch nicht der Fall ist, glaube ich mit Entschiedenheit behaupten zu können.

Vâcás páti (Vs 1) ist in der lat. Transcription mit Unrecht in ein Wort geschrieben, wie der Hr Verf. schon daraus

सम्राजन्तम्

schliessen konnte, dass es im Gana Vánaspáti fehlt; die Trennung hat aber auch die Garantie der Pada's für sich. Eben so war víçve devas (V. 33) zu trennen. Ca ist in der lat. Transcr. bald mit dem vorhergehenden Wort verbunden, bald davon getrennt. Letzteres ist natürlich das Richtige. iva (V. 8) musste wohl auch im YV. mit indrasya ein Wort werden nach Vârt. zu Pân. II, 1, 4 und analog dem Gebrauch im Rg-Veda. Im Sâma-Veda ist diess nicht der Fall. Dasselbe gilt für vajevâje (Vs 18), hier aber auch im Sâma-Veda. Dasselbe Wort, zweimal hinter einander vorkommend, wird, wenn es in 1475 der Repetition den Accent einbüsst, als eins an- gesehen. In samrâț ist mit Unrecht statt m Anusvâra geschrieben, da in diesem W. schon nach Pân. bewahrt wird; vgl. die Erweiterung dieser Regel aus dem Çaunakîyâ bei Kuhn (H. A. L. Z. 1846, II, 853), wozu ich noch bemerke, dass mit noch grösserer Ausdehnung derselben, Ṛg-Veda, Sâma-Veda (auch im Ûhagâna) auch haben in der Stelle, welche SV. I, 1, 1, 2,7 vorkommt. Beiläufig füge ich hinzu, dass die von Hrn Kuhn erwähnte Schreibart nicht falsch ist, sondern sogar die gewöhnliche statt (nach Pân. VIII, 4, 47). Dass Vers 31 über Anunâsika fehlt (sowohl im Sanskrit-Text als in der lat. Transcr.), hätte, wenn es sich auf die Handschrift stützt, als Eigenthümlichkeit angemerkt werden müssen. Der bedeutendste Fehler ist aber, dass Vs 14 apikakshá in zwei WW. geschrieben ist, da dieser Fehler sogar im Commentar nicht bemerkt ist. Es ist nur ein Wort. Das Zeichens gebraucht Hr W. in diesen wenigen Versen auf dreierlei Weisen, aber in zweien inconsequent. Zunächst beim Hiatus z. B. as aff: (Vs 6); vielfach aber hier auch nicht z. B. Vs 14 at fu• statt safu. Dieser Gebrauch und zwar sowohl beim ursprünglichen Hiatus (bei den pragṛhya's) z. B. aus als auch beim phonetisch-entstandenen, wie in den oben angeführten Fällen ist der der besten Veden-Handschriften, welche im Ganzen am sorgsamsten abgeschrieben sind, und wie mir sehr wahrscheinlich, in Sanhitâ -Texten der einzig richtige. Das 1476 Zeichen ist nämlich eigentlich das des Avagraha von | Compositis in dem Pada-Texte und hat eine Mâtrâ, um durch diese Pause von einem prosodischen Moment die Verbindung der Composita zu verhüten. Darum ist es auch im Hiatus angewendet, um durch dieselbe Pause das Ineinanderfliessen der

zu trennenden Vokale zu vermeiden. Der Gebrauch, welchen man jetzt davon macht (und welchen man ebenfalls bei Hrn W. findet), nämlich die Absorption eines a durch o und e anzuzeigen, findet sich in den Veden-Handschriften überaus selten und widerspricht ganz der eigentlichen Bedeutung des Zeichens. Denn bei dieser Absorption darf keine Pause eintreten. Ein dritter Gebrauch, nämlich bei Zusammenziehung von Vokalen (und auch dieser findet sich einmal bei Hrn W. Au Vs 6) findet sich insbesondre in Calcuttaer Ausgaben (in den Handschriften, welche ich benutzen konnte, habe ich ihn nicht bemerkt), und von ihm gilt das, was ich in Bezug auf den zweiten bemerkte, noch bei weitem mehr, denn hier ist natürlich gar keine Pause möglich.

Zu der lateinischen Transcription sind einige das Metrum betreffende Bemerkungen gemacht. Ich hebe daraus nur eine (Vs 6) hervor, wo dem Hn Vf. das avasanarahita unverständlich war. avasâna ist hier das vorgeschriebene Ende des Verses, und avasanarahita bedeutet, dass der Vers nicht an der richtigen Stelle schliesst. Das Metrum Puraüshnih zerfällt nämlich in 2 Verse, deren erster 12 Silben hat, während der zweite 16 hat, welche in 2 Gliedern von 8 zerfallen z. B. RV. IV, 8, 3, 3

bharadvâjâyâva dhukshata dvitâ |

dhenum ca viçvadohasam isham ca viçvadohasam

Der vorliegende Vers, zu welchem jene Bemerkung gemacht ist, dagegen, obgleich wegen seiner Silben-zahl (26) ebenfalls 1477 als Puraüshṇih angesehen, zerfällt in einen Theil von 20 Silben (aus einem Glied von 12 und einem von 8 bestehend) und einen von 8 und wird demgemäss in dem Sanh.-Text des RV. so getheilt:

apsv antar amṛtam apsu bheshajam apâm uta praçastaye |

açvâ bhavata vajinaḥ ||

Dieser Gebrauch von avasâna ist für den Streit über Virâma von Wichtigkeit und spricht sehr für Hrn Böhtlingk.

Im Commentar geht der Hr Verf. in der Verbindung der WW., welche ihm wurzelhaft verwandt zu sein scheinen, fast ohne alle Rücksicht auf die Bedeutungsverschiedenheit, nur der Lautähnlichkeit folgend, zu Werke. So z. B. stellt er (S. 30) adhvan (Pfad, dann Götterpfad und in sofern Luft), adhi über (wo dhi locativisch wie in oùpavóðɩ),

=

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