Page images
PDF
EPUB

derselbe (As. Res. IX, 208), setzen den Anfang derselben auf 1078 vor Chr. Eine Schrift der Mackenzie-Sammlung setzt Çâlivâhana, dessen Aera 78 nach Chr. beginnt, 1443 nach Anfang des Kaliyuga; diesen also 1365 vor Chr. (Journ. of the As. Soc. of Bengal 1838 May p. 386). Kaliyuga, Zeitalter des Kali, bedeutet, um dies beiläufig zu bemerken, die Geschichte der Jetztzeit des Verderbnisses und, wenn wir hier Beispiele erwähnt haben, wo der Anfang derselben ziemlich nahe vor Chr. gerückt wird, so haben wir auch an einem andern Orte bemerkt, dass zu Candraguptas Zeit dem Megasthenes Mittheilungen gemacht wurden, die ihn um vieles höher, als die 739 jetzt gewöhnliche Rechnung rücken, nämlich bis 6354 vor Chr. Aus astronomischen Gründen, welche Mathematiker aus den astronomischen Systemen der Inder nachweisen mögen, wurde der Anfang des K. Y., wahrscheinlich zur Zeit der Blüthe der indischen Astronomie, etwa vom 5ten Jahrh. nach Chr. an, auf 3101 angesetzt. Diese Ansetzung ging auch in die chronologischen Schriften über und wurde das Prokrustes - Bett, in welches alle indischen Traditionen und Data gespannt wurden.

Einen zweiten Synchronismus bildet die Erwähnung des Bharatidenkampfes. Da heisst es denn bei Hn Troyer (S. 393): Nous arrivons ici à une grande difficulté de synchronisme, difficulté contre laquelle Kalhana s'est déjà heurté. Diese besteht nämlich darin: Während alle indischen Chronologen den Bharatidenkampf ans Ende des Dvâpara und zu Anfang des Kaliyuga setzen, hat Kalhana eine ganz genaue Angabe dafür, nämlich dass er gerade 653 Jahre nach Beginn des K. Y. stattgefunden habe. Hr Tr. windet und krümmt sich, um die Frage zu lösen: Comment de si grandes disparités (ein Fortsetzer des Kalhana gibt nämlich wieder 448 Jahre mehr an, als Kalhana, was der Hr Verf. aber nicht aus der Quelle, sondern aus Tod's Rajastan entnimmt, dem Refer. nicht recht traut) peuvent-elles avoir lieu sur l'époque d'un événement si important? Nachdem er sich hin und her gewunden, schliesst er endlich: comment s'étonner d'une incertitude sur un événement, qui s'est passé plus de quatre mille ans avant le temps de notre historien! Nun! wir würden über noch viel grössere Verschiedenheiten uns nicht allein nicht wundern, sondern 740 wahrscheinlich sogar freuen; was aber diese einzelne so zahlengenaue Abweichung des Kalhana betrifft, so wird doch Hr Tr.

[ocr errors]

sogar nicht glauben können, dass, während die übrigen brahmanisch-indischen Chronologen den Bharatidenkampf höchst allgemein um den Anfang des K. Y. setzen, der Verfasser einer Chronik eines der kleinsten und in der indischen Geschichte nur sehr kurze Zeit, und auch da nicht eben besonders hervorragenden Gebietes, im Stande gewesen sei, ihn so exact anzusetzen, gerade auf 653 nach K. Y. Diese Betrachtung würde ihn leicht zu der Überzeugung geführt haben, dass Kalhana in Verzweiflung, die in seinen Hilfsmitteln vorliegenden Data mit der Aera des Bharatidenkampfes (Yudhishțhira oder Kali) zu vereinigen, nach echter Sitte der indischen Chronologen die Bharatiden Epoche 653 Jahre später als die Kali- Aera auf eigene Autorität, d. h. ganz willkürlich, ansetzte. Diese Überzeugung würde ihn dann schon ein wenig zweifelhaft gegen das chronologische System des Kalhana gemacht haben.

Ganz ernsthaft hält sich Hr Tr. bei den Pândava-Sagen auf, erklärt sie für faits presque indubitables, dont les époques restent cependant incertaines (S. 395), nimmt ganz ernsthaft auf Kalhaṇas Autorität an, dass zwei kaschmirsche Könige in diesem Kampfe gefallen sind (S. 395), ohne daran zu denken, dass, wie die griechischen Stämme ihre Repräsentanten beim trojanischen Kriege haben mussten, so auch die indischen Königslisten sich an den Bharatidenkampf anschliessen wollten.

Zum dritten und bedeutendsten verbindet sich Kalhanas Chronik mit der allgemein-indischen Geschichte durch Er741 wähnung Buddhas. Kalha- nas chronologisches System setzt ihn in die Zeit der ersten Königsdynastie, wo die Regierungszeit der Könige noch nicht einzeln, sondern im Ganzen auf 1266 Jahre angegeben wird; nach der mittlern Regierungszeit gezählt, fällt er bei ihm etwa ins 15. Jahrhundert vor Chr. (Hr Troyer nimmt das 16. an, was uns ziemlich gleichgültig). Neben diese Angabe stellt Hr Tr. die vielen, um bis über 1000 Jahre auf- und abwärts abweichenden, welche sich bei den verschiedenen buddhistischen Nationen finden und schliesst, wie gewöhnlich die Chronologen, wenn sie durch verschiedene Data in die Enge getrieben sind, dass es eine ganze Menge Buddhas gab. Hierbei ist nun ganz ausser Acht gelassen, dass, so sehr auch die Angaben über Buddhas Geburt- oder Todes-Zeit auseinander gehen, sie doch in Bezug auf sein

Leben, auf die Begebenheiten, welche sich an ihn knüpfen, selbst in Rücksicht auf die Jahre, in welchen letztere von ihm und von einander abstehen, gewöhnlich fast ganz und sehr oft ganz mit einander überein stimmen. Darauf hat Ref. schon früher aufmerksam gemacht (Ersch und Gruber's Encyclop. II, XVII S. 37); das interessanteste früher von ihm noch nicht erwähnte Beispiel wird unten vorkommen; eine genaue Ausführung verbietet die schon so sehr in Anspruch genommene Beschränktheit dieses Raumes, wird aber wohl an einem andern Orte gegeben werden. Jeder Vernünftige wird aus dieser Zusammenstimmung bei den buddhistischen Völkerschaften schliessen, dass sie nur von einem Buddha reden und die Verschiedenheit der chronologischen Angaben durch Einmischung von einem, den buddhistischen Überlieferungen fremdartigen, chronologischen Systeme herbei geführt sein

muss.

Endlich wird Açokas von Kalhana erwähnt, ein Name, 742 welcher auch in der brahmanischen Liste der Könige von Magadha vorkommt und ferner in der buddhistisch-ceylonesischen. In beiden ist er Enkel des Königs Candragupta. Dies gibt Hn Tr. Veranlassung, auch diesen in das Bereich seiner Untersuchungen zu ziehen. Dieser Candragupta ist bekanntlich von W. Jones zuerst mit dem, bei den occidentalischen Alten unter sehr ähnlichen Namen vorkommenden, König der Prasier (prâcyâs), deren Hauptsitz Magadha war, identificiert, welcher kurz nach Alexanders Zuge auftrat und mit den griech. Fürsten von Syrien und aa. Griechen in mehrfache Berührung kam. Den Candragupta setzen die brahmanisch-indischen Königslisten 1502 vor Chr., und wenn die Identification richtig ist, so liegt hier eine Differenz von fast 1200 Jahren vor, die man geradezu eine Betrügerei nennen müsste. Hr Tr. leugnet natürlich, dass der Candragupta der Brahmanen mit dem Zavòpóxυлτоs der Griechen identificiert werden dürfe. Gutes Spiel würde er gehabt haben vor Benutzung der ceylonesischen Annalen; denn damals stützte sich diese Identification nur auf die Namensähnlichkeit, ein in der That trügerisches Criterium. Allein diese setzen ihren Candagutto (die Paliform von Candragupta) 381 v. Chr., also etwa nur 60 bis 70 Jahre differierend von dem Zeitpunkte, in welchem der griechische Zavopóxυлτоs lebte. Diese Differenz sieht

schon an und für sich eher einem Irrthume, als einem absichtlichen Truge ähnlich. Aber höcht sonderbar benutzt sie Hr Tr. um auf die Buddhisten den Vorwurf der Ungenauigkeit zu werfen. Weil Hr Turnour, der Herausgeber des Mahâvaṁça, dem wir so viele Mittheilungen aus den buddhistisch-ceylonesi743 schen Quellen | verdanken, um diese Differenz zu erklären, die Hypothese aufstellt, dass die Buddhisten von Ceylon ihre Überlieferungen vielleicht an in Ceylon schon vor ihnen existierende Annalen geknüpft haben und dadurch ihre Chronologie verfälscht, so schliesst Hr Tr.: S'ils ont donc traité de cette manière leur propre histoire, nous devons craindre, qu'ils n'aient pas été plus exacts dans celle de leurs voisins u. s. w. Wir wollen uns sogleich zu Açoka wenden. Dieser Açoka ist die hervor stechendste Person in der buddhistischen Religionsgeschichte, sein Andenken ist daher mit zu allen buddhistischen Völkern gewandert, und wird fast mit denselben chronologischen Differenzen von diesen angesetzt, wie sie sich bei Fixierung von Buddha finden. Dem gemäss heisst es bei Hn Tr. (S. 422), wie sich denn bei seiner Zahlgläubigkeit kaum anders erwarten liess: Serons-nous encore une fois dans l'alternative, ou de rejeter une des dates, ou d'admettre plusieurs personnages du même nom en différents temps? Açoka serait-il un nom de plus dans le nombre de ceux qui, étant le type d'une idée, se trouvent, quelque part que ce soit, avec elle u. s. w. Doch genug von des Hn Verfs Ansichten. Indem er sich durch seine Ehrfurcht vor aller Welt und Völker Zahlen eine Geschichte, die in das graueste Alterthum zurück gehen soll, zu erringen meint, verliert und verdirbt er sich die entschiedensten und sichersten Daten. Was Açoka betrifft, so ist er, trotz dem, dass ihn die brahmanischen Chronologen zwischen 1502 bis 1365, die vorliegende Chronik zwischen 2448 bis 1182 und die verschiedenen Angaben verschiedener buddhistischer Völker noch verschiedener ansetzen, ganz derselbe mit dem 744 Açoka, welchen die ceylonesisch-buddhistischen Be- richte 319 v. Chr. ansetzen, und ganz derselbe mit dem Açoka, welcher die Inschriften abfassen liess, in denen er sich gleichzeitig mit einem Antiochus, einem Ptolemäus und einem Magas erweist, und welcher wirklich zwischen 263 bis 227 vor Chr. regierte, bei welcher letztern Angabe wir höchstens um 3 bis 4 Jahre geirrt haben können. Ich verweise in dieser Beziehung

auf Ersch und Gruber's Encyclopädie (II, XVII, 65 bis 71), wo die Darstellung zwar nicht polemisch verfahren konnte, weil sie noch keine Ansichten, wie die des Hn Troyer sind, zu bekämpfen hatte, aber durch Zusammenstellung der hierher gehörigen Momente für jenes Resultat überzeugen wird. Doch kann ich nicht umhin zu bemerken, dass sich die entscheidenden Momente jetzt noch einigermassen mehren liessen, und eine Polemik, wenn sie Noth thäte, an dem Siege keinen Augenblick zu zweifeln brauchte. - Dass aber ferner, da Açokas um 263 lebte, sein Grossvater Candraguptas der ZavoрóxυTTOS der Griechen sei, bedarf weiter keiner Bemerkung.

Wir verlassen hiermit Hn Troyer, fühlen aber die Verpflichtung, unsere eigene Ansicht über diese Chronik kurz anzudeuten. Sie ist zu einer Zeit (1148) geschrieben, in welcher das Brahmathum in ganz Indien schon die Suprematie erworben hatte. Der Verf. selbst ist Anhänger des Brahmathums und dem Buddhismus sehr abgeneigt. Es folgt dies aus einer ziemlichen Anzahl Stellen (vgl. insbes. I, 180). Er combinierte seine Arbeit aus Vorgängern, die ebenfalls schon alle, wie es scheint, dem Brahmathume angehörten.

Die Brahmanen verfälschten aber die Geschichte 745 geradezu. Jetzt, wo wir die beiden Hauptsynchronismen fixieren können, nämlich Candragupta und Açoka, haben wir an ihnen schon Beispiele einer Fälschung von gegen 1200 Jahren. Aber auch schon früher ist diese Fälschung bemerkt. In einer ziemlich nahe liegenden Zeit haben sie (in der vorletzten Dynastie von Bengalen) die Zahl der Könige zwar nur um wenige, aber die Anzahl der Regierungsjahre von etwa 167 Jahren auf 698 vermehrt (vergl. As. Res. IX, 208, Ersch und Gruber's Encyclop. II, XVII, 122. 123). Glücklicherweise sind diese Fälschungen mit solcher Naivetät gemacht, dass es nicht so sehr schwer ist, sie aufzudecken. Einige sind schon in der Encyclopädie Art. Indien bemerkt; andere werden weiterhin angedeutet werden.]

Wir wollen jetzt eine derartige nachweisen, welche für die 746 indische Geschichte von der allergrössten Bedeutung war. Aus dieser Nachweisung wird 1) hervorgehen, dass die brahmanische Ansetzung Buddhas wesentlich identisch ist mit der ceylonesisch-buddhistischen, und 2) dass das älteste Datum der ganzen indischen Geschichte

« PreviousContinue »