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man fast vermuthen sollte, dass in der 2ten Silbe eher oder eben so sehr der Nasal, als das Metrum, die Dehnung herbeigeführt hat. Diese Annahme erhält wiederum einige Bestäti- . gung einerseits dadurch, dass unter den noch verbleibenden 9 Beispielen der Dehnung in der 2ten Silbe noch 2 sind, wo das folgende Wort ebenfalls mit n beginnt (I. 77, 2 und VIII. 22, 13); andrerseits dadurch, dass Beispiele in Menge existiren, wo u in der zweiten, so wie der 3ten, 4ten, 6ten, 7ten ungedehnt erscheint.

Was die Regel betrifft, wo das Versmass die Dehnung einer wortauslautenden Kürze erfordert, nämlich in der 6ten 24 Silbe eines Ssilbi- gen und in der Sten und 10 eines 11 oder

12 silbigen Pâda, so findet sie sich an 7 Stellen beobachtet; nämlich in der 6ten Silbe in VIII. 50, 12; in der 8ten in II. 18, 2; in der 10ten in I. 140, 4; IV. 6, 11; X. 56, 1; 61, 24; 130, 2. Doch findet sich auch hier wieder eine Ausnahme in Bezug auf die 8te Silbe X. 161, 4.

Selbst die Regel, welche im Allgemeinen Dehnung einer auslautenden Kürze vor folgender Position verbietet, findet, wie sonst, so auch für u eine Ausnahme in I. 124, 5 in 2ter Silbe (es ist nämlich vi û zu lesen).

Wollen wir aus diesem Detail eine kurze Regel für die Dehnung finden, so werden wir sagen müssen: Die Dehnung findet Statt 1. in der 6ten Silbe 8 silbiger und in der Sten und 10ten 11 und 12silbiger Pâda's mit einer Ausnahme. 2. vor shu (für su), mit wenigen Ausnahmen, in der 2ten, 3ten und 4ten Silbe eines Pâda. 3. bisweilen auch sonst in der 2ten, 3ten und 4ten Silbe, insbesondre vor nu.

Mehr darf man schwerlich im Allgemeinen angeben. Denn wenn gleich û auch vor zwei andern mit n anlautenden Wörtern in der 2ten Silbe erscheint, so giebt es doch Fälle genug, wo es vor n hier kurz bleibt, z. B. vor nûnam V. 58, 1; vor nimman I. 30, 2. Höchstens könnte man noch bemerken, dass es zweimal in der 2ten Silbe bei Bewahrung des Hiatus gedehnt ist: û ayân VI. 71, 5 und û akṛnvan X. 88, 10. Denn es erscheint zwar vielfach auch im Hiatus kurz, aber an andern Stellen des Verses und unter andern Bedingungen (vgl. z. B. I. 46, 10; 105, 2; 162, 21; II. 2, 46 u. aa.).

Die wenigen noch übrigen Fälle der Dehnung von u, näm25 lich in der 2ten Silbe noch | vor çúcim II. 35, 3; vor mahir

VIII. 55, 10; vor pavitram IX. 45, 4 und sutásya X. 94, 8, so wie in der 3ten Silbe vor tú X. 88, 6 stehen, wie schon angedeutet, ganz vereinzelt und legen, so wie die ganze auch hier hervortretende Unregelmässigkeit, ebenfalls Zeugniss dafür ab, dass die Diaskeuase, auf welcher unser Text beruht, ohne jegliche Regel die Lieder so festsetzte, wie sie sie aus dem Munde derer empfing, welche sie zu recitiren hatten.

Schliesslich hatte Ref. die Absicht, einiges über die Formen zu bemerken, welche der Hr Verf. als Themen, oder überhaupt an die Spitze stellt. Doch würde dies dieser Anzeige eine zu grosse Ausdehnung geben; es möge daher für die einer späteren Lieferung verspart werden. Doch möge schon hier die Bemerkung verstattet sein, dass Ref. kaum begreiflich scheint, warum der Hr Verf., der sich doch sonst nicht von der indischen Überlieferung beherrschen lässt, bei ácchâ, trotzdem, dass er nach Erwägung, dass áccha mit auslautender Kürze nur am Ende eines Hemistichs und in zwei vereinzelten Stellen erscheint (sogar am Ende eines Pâda und vor Position,. wie wir noch besonders hervorheben müssen), selbst abschliesst: „Es würde also hiernach besser áccha zu schreiben sein", dennoch úcha an die Spitze stellt. Die hier eintretende Verkürzung im Auslaut zeigt uns, wie die Adverbia und Partikeln auf a, von denen sich grösstentheils beweisen lässt, dass sie ursprünglich auf â auslauteten, zu der Verkürzung ihres Auslauts gelangt sind, und von nicht wenigen derselben liegen in den Veden deutliche Zeichen vor, dass sie im Zusammenhang der Rede und des Verses ihre ursprüng-|liche 26 Länge noch sehr häufig bewahrten, also im Sprachbewusstsein noch in beiden Formen existirten. Wo dies aber so klar ist. wie bei ácchâ, verdient die ursprüngliche Form natürlich die erste Stelle.

Es erübrigt nur noch unsre besten Wünsche für den Fortgang des Werkes auszusprechen, von welchem Ref. keine geringe Förderung für die Kenntniss des Indogermanischen Alterthums und höchst dankenswerthe Hülfe für seine eignen Arbeiten mit festester Überzeugung erwartet.

XXII.

Berichtigung S. 17 [[o. S. 308]] Z. 6 v. u. [[5 v. o.]].
Götting. gel. Anzeigen, 1873, St. 12, S. 440.

Bei Besprechung des Nasals in ushṭrânâm ist nach dem Aufrechtschen Text des Rgveda und dem Citat im Petersburger Wörterbuch angenommen, dass râshṭrânâm mit einem lingualen Nasal im Rgveda geschrieben werde. Aber auch dieses ist nicht der Fall. RV. VII. 34, 11 ist in

M. Müller's Ausgabe richtig mit dentalem Nasal gedruckt und Sâyana bemerkt ausdrücklich, dass diese Schreibweise vedisch sei. Es wird also, wie am angeführten Orte angedeutet, der Grund der Nichtlingualisirung in beiden Fällen in der grösseren Anzahl der vorhergehenden Linguale liegen, also in einem Streben nach Dissimilation.

XXIII.

á smrtadhrû Rgveda X. 61. 4.

Nachrichten von der Kgl. Gesellschaft d. Wissenschaften zu Göttingen, 1873, No 19, S. 519.

Dieser Nominativ Dualis erscheint nur einmal im Veda und auch kein andrer Casus, welcher sich regelrecht an diesen Casus schlösse. Das Petersburger Wörterbuch unter 2. dhru 520 (Bd. | III, S. 1001) erklärt -dhrû aus einem Thema dhru und dieses aus dhvar; es übersetzt das ganze Wort durch „das Verlangen, Sehnen nicht täuschend", augenscheinlich indem es dhru mit dhrut in varunadhrút RV. VII. 60, 9 identificirt. Formell lässt sich diese Identification vertheidigen, da in den Veden das t, welches der Regel nach den Auslaut des Thema bilden müsste, mehrfach fehlt (vgl. z. B. mita-dru, raghu-dru, çata-dru; uru-jri, pari-jri). Allein die Auffassung von smrta in der Bedeutung „Verlangen, Sehnen" scheint mir bedenklich und dieser Beisatz der Açvin für die Vedensprache viel zu sentimental. Aus Muir Original Sanskrit Texts IV2, 39 n. 86 ersehe ich, dass Sâyana, dessen Commentar zu dieser Stelle in

der M. Müller'schen Ausgabe noch nicht veröffentlicht ist, das Wort durch asmṛtadrohau, mayi droham asmarantau glossirt, d. h. „Beleidigung vergessen habend, Beleidigung in Bezug auf mich nicht gedenkend" augenscheinlich im Sinne von „vergessend, was ich böses gethan (gesündigt) habe". Dieser Beisatz ist in der That so angemessen, dass wenn er grammatisch gerechtfertigt zu werden vermag, er augenscheinlich vor der Auffassung des Petersburger Wörterbuchs den Vorzug verdient. Die Stelle lautet im Original

kṛshna yád góshu aruņishu sidad divó nápâtâ Açvinâ huve

vân

vítám me yajñám a gatam me ánnam vavanvämsâ ná ísham ásmṛtadhrû.

„Wenn die schwarze (d. h. Nacht) unter den lichten Rindern (d. h. den Morgenwolken) ruht (d. h. im Zwielicht, der Dämmerung), dann rufe ich euch, o Açvins! die Sprossen des Himmels: eilet zu meinem Opfer, kommt zu meiner Speise, gleich wie nach Labung 1 verlangende 2, (meiner) | Vergehen 521 uneingedenk (d. h. sie verziehen habend)".

Lässt sich diese Form -dhrû nun grammatisch rechtfertigen? Ich glaube vollständig. Ich habe schon an anderen Stellen Fälle genug angeführt, in denen die Veden im Nominativ Singularis noch antretendes s bei Themen zeigen, bei denen im classischen Sanskrit im Allgemeinen dieser Antritt verboten ist, in einzelnen Fällen aber der vedische Gebrauch auch in ihm sich erhalten hat (vgl. z. B. avayas Nom. von avayâj ved. und classisch, ebenso puroḍas von puroḍâç). Dieses ist auch der Fall für ein Thema auf h nämlich çvetavâh (vgl. Pâṇ. 3. 2. 71. 72 und Vârt. so wie 8. 2. 67 u. Vârt.), dessen Nominativ und Vokativ cvetavas lautet. Nach diesen Analogien hätte das Thema von druh m. Beleidiger f. Beleidigung im Nominativ mit dem regelrechten Übertritt des h als Aspiration auf d -dhrus gebildet.

Es ist aber nichts häufiger, insbesondre in alten Phasen von Sprachen, als dass durch häufig gebrauchte oder wegen ihrer Bedeutung prominirende Casusformen Heteroklisie herbeigeführt wird; so bewirkt der Nominat. epts, wegen seiner Über

1 [corr. Speise.]

2 [d. h. „so schnell wie hungernde".]

522

einstimmung mit dem der Themen auf, dass im Accusativ ἔριν neben ἔριδα gebildet wird; eben so der Nominativ Σαρлηoάν, wegen seiner Übereinstimmung mit dem der Themen auf ov, dass neben Genetiv ovtos u. s. w. auch ovos u. s. w. erscheint, während es doch keinem Zweifel zu unterwerfen, dass der Mann nur einen Namen führte. Ähnliches erscheint häufig und ist ganz natürlich, da der Nominativ nicht bloss ein sehr häufig gebrauchter, sondern auch der prominirendste, gewissermassen prototypische Casus ist. |

So sehen wir, dass in derselben Weise die Nominative avayâs, puroḍas und çvetavâs, wegen ihrer Übereinstimmung mit Nominativen von Themen auf as, bewirken, dass auch andre zu ihnen gehörige Casus so gebildet werden, als ob das Thema nicht avayâj, puroḍâç, çvetavâh wäre, sondern als ob es avayăs, puroḍăs, çvetavăs lautete, z. B. vetavo-bhyâm, wie von manas mano-bhyâm.

Ganz eben so konnte der Nominativ *dhru-s, wegen seiner Übereinstimmung mit dem der Themen auf u, kaum umhin, auf das Sprachbewusstsein den Eindruck zu machen, als ob das Thema auf u auslaute und in Folge davon den in Ṛgv. X. 61. 4 erscheinenden nach Analogie dieser Themen gebildeten Nom. Du. úsmṛtadhrû herbeizuführen.

XXIV.

Vedisch rdûdára, ṛdûpé, ṛdûvṛdhâ.

Nachrichten von der Kgl. Gesellschaft d. Wissenschaften zu Göttingen, 1875, No 8, S. 189.

§. 1.

Im Rgveda erscheint das Thema rdûdára in drei Casusformen oras, Nom. sing. RV. II. 33, 5; orena, Instr. sing. VIII. 48, 10; râs, Nom. pl. III. 54, 10; die beiden Casusformen rdûpé und ṛdûvṛdhâ finden sich in einem und demselben Verse VIII. 77 (66), 11.

Die Formen von rdûdára erscheinen im Pada-Text ganz so wie in dem der Samhitâ, speciell unzerlegt.

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