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geistigen Häupter, der brahmanischen Bildung untheilhaftig, hätten selbst, wenn sie gewollt hätten, die Sprache der Gelehrten-Schulen, das Sanskrit, nicht gebrauchen können. Allein ein solcher Gebrauch wäre auch dem ganzen Geist des Buddhismus fremd und entgegengesetzt gewesen. Indem er die Laien wieder mitten in das geistige Leben hineinrief, sich vor ihren Richterstuhl stellte, musste er in ihrer Zunge reden und gewichtige Zeugnisse entscheiden dafür, dass er es vom ersten Augenblick seines Auftretens an gethan hat. Von da an datirt sich die Ausbildung der Dialekte zur Schriftsprache und ihre normale Festsetzung.

Aus dieser Entstehung der Dialekte geht sogleich ihr ganzes, von dem Verfasser mehrfach gut erfasstes und ausgesprochnes Verhältniss zum Sanskrit hervor. Es ist diess nirgends ein ursprünglich gegensätzliches, sondern es beruht auf einer reinen, durch gewisse locale Verhältnisse bedingten, aber bloss phonetischen Umgestaltung des alten Sanskrit selbst. Wo sich Abweichungen der Flexion finden, welche sich nicht auf das bekanntere Sanskrit reduciren lassen, sind sie gewöhnlich aus den Formen des älteren Sanskrit erklärbar. Eine einzige Art von Flexions-Unterschieden giebt es, welche man jedoch fast kaum so nennen kann. Formen nämlich, welche der phonetischen Weiterentwickelung der Dialekte widersprechen, oder im Fortgang der Zeit dem dialektischen Sprachbewusstsein abhanden gekommen sind, werden jene in falsche Analogieen hinübergezogen, diese durch falsche Analogieen ersetzt.

III.

Paris. Imprimé par autorisation de M. le Garde des Sceaux à l'imprimerie royale, 1840. Râdjataranginî(,) Histoire des Rois de Kachmîr (,) traduite et commentée par M. A. Troyer, Membre des Sociétés asiatiques de Paris, Londres et Calcutta et publiée aux frais de la Société asiatique. Tome I. Texte sanscrit des six premiers livres et Notes (XXIV, 584); Tome II. Traduction; Esquisse géographique et ethnographique

du Kachmîr ancien et moderne(;) Examen critique des six premiers livres(.) 640 Seiten in gr. 8.

Götting. gel. Anzeigen, 1841, St. 70-72, 74-77, S. 689 ff., 735 ff.

Die Râjataramginî, „der Fluss der Könige", ist bis jetzt das einzige bekannte Sanskritwerk, welches auf die Ausländer, die es kennen lernten, den Eindruck einer Historie machte. Es wurde dem Kaiser Akbar, welcher von 1556 bis 1605 den grössern Theil von Indien beherrschte, bei seiner ersten Expedition nach Kaschmir überreicht und er befahl es ins Persische zu übersetzen | (Ayeen Akberi translated by Francis 690 Gladwin II, p. 157). Seitdem die Engländer, in ihren indischen Besitzungen sicherer geworden, ihr Augenmerk auf die früheren Zustände dieses ungeheuern Reiches richteten, bestrebten sie sich auch des sanskritischen Originals von diesem Werke, von dem man, da es so einzig in seiner Art in Indien da zu stehen schien, bedeutendere Aufschlüsse über die indische Geschichte - insbesondere der ältesten Zeit erwartete (da es nach Abulfazls Bericht die kaschmirsche Geschichte gegen 4000 Jahre vor seiner Zeit zurück führte) habhaft zu werden. Allein alle Bemühungen waren bis zum J. 1805 vergeblich. Da erst gelang es dem um Indiens Geschichte und Alterthümer unsterblich verdienten Colebrooke sich eine Abschrift desselben zu verschaffen. Zu dieser gesellten sich bald hinter einander noch zwei andere. Diese drei Handschriften setzten den Hn Horace Hayman Wilson in Stand, uns die bekannte epitomatorische Mittheilung über dieses Werk in den Asiatic Researches (T. XV. p. 1-120) zu machen. Um eine genaue Uebersetzung desselben zu geben, waren alle drei Handschriften, wie Herr Wilson bemerkt, zu uncorrect (a. a. O. p. 5 The three manuscripts are all very inaccurate; so far so indeed, that a close translation of them, if desirable, would be impracticable). Diese Mittheilung war weit entfernt die Neugierde zu befriedigen; so lobenswerth, erspriesslich und nutzbar auch vieles in dem Auszuge selbst und des Hn Wilson Beigaben sich fand, so war doch der bei weitem grössere Theil dieses Aufsatzes der Art (vgl. A. W. v. Schlegel Lettre à M. Horace Hayman Wilson in dessen Réflexions sur l'étude des langues asiatiques adressées à Sir James Mackintosh p. 143 ff.), | dass er die recht baldige Publication des 691

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Originals nur noch wünschenswerther machte. Diese wurde kurze Zeit nach der Publication des Wilsonschen Aufsatzes dadurch möglich gemacht, dass sich Moorcroft in Kaschmir selbst ein sehr altes, auf Birkenrinden geschriebenes Manuscript zu verschaffen wusste. (So berichtet Hr Troyer. Die Sitte der Kaschmirer auf Baumrinden zu schreiben, erwähnt auch Abulfazl (Ay. Akb. b. Gladwin II, 136): They write chiefly upon tooz, which ist the bark of a tree (tooz ist sskrit. tvac Baumrinde); it easily divides into leaves and remains perfect for many years. All ancient manuscripts are written upon this bark; darnach würde der Moorcroft'sche Codex lange vor Akbars Zeit zu setzen sein). Dieser wurde sorgfältig abgeschrieben; die Abschrift nochmals mit dem Originale sorgfältig verglichen und dann nach Calcutta gesandt. Auf diese Copie vorzüglich wurde die Calcuttaer Ausgabe der Râjataramginî basiert, deren Druck im Jahre 1832 begann.

Der Hr Verf. des hier anzuzeigenden Werkes fungierte damals als secrétaire du collége sanskrit de Calcutta und war durch seine Stellung, die ihn mit den indischen Gelehrten in Verbindung brachte, denen die Correctur der Druckbogen dieser Ausgabe anvertraut war, in den Stand gesetzt, diese zu benutzen. Er fasste daher sogleich den Entschluss, das jedesmal Gedruckte zu übersetzen und rückte sonach mit seiner Übersetzung in gleichem Schritte mit dem Drucke des Textes vor. Dieser war jedoch nur bis zum 6. Buche geführt, als er in Folge der Entziehung der, früher von der Regierung zur Publication orientalischer Werke gewährten, Unterstützungs692 gelder mit mehreren andern eingestellt werden musste. | Mit diesem 6. Buche schloss demnach auch des Hn Verfs Übersetzung.

Diese Unterbrechung eines Werkes, von welchem man so viel für die Erkenntnis Indiens erwartete, bestimmte die Société asiatique de Paris auf ihre Kosten eine französische Übersetzung der Râjataramginî mit dem Sanskrit-Text zu edieren, welche Herr Troyer, der indes aus Asien nach Europa zurück gekehrt war, ihr antrug (Préf. I.).

Indes hatte die Asiatic Society in Calcutta den Druck orientalischer Schriften auf eigene Kosten fortzusetzen beschlossen und die Râjataramgiņî ward vollendet ediert.

Pendant ce temps, heisst es dann weiter, l'impression

des six premiers livres de la Chronique du Kachmîr s'achevait à Paris. Genauer werden die Gründe, warum die vorliegende Ausgabe nur die ersten 6 Bücher, welche schon in Calcutta gedruckt waren, enthält, nicht angegeben.

Indem Referent sich jetzt zur Relation über dieses Werk wendet, muss er vorweg bedauern, dass ihm die Calcuttaer Ausgabe nicht zu Gebote steht. Er würde in Beziehung auf manche Punkte, die er dennoch nicht ganz übergehen darf, ohne Zweifel klarer sehen, als so. So z. B. gleich in Bezug auf die einzelnen Theile, aus welchen diese Chronik besteht.

Sie ist nämlich keinesweges das Werk eines einzelnen, sondern eine Verbindung von vier Schriften. Die erste ist von Kalhaṇa, Sohn des Campaka, Ministers in Kaschmir, im J. 1148 nach Chr. abgefasst (vgl. I, sl. 52). Wie weit sie aber die Geschichte führt, ist mir nicht ganz bekannt, da mir, wie gesagt, die Calcuttaer Ausgabe fehlt und die Mittheilungen über die Hand-|schriften bei Hn Troyer höchst unzureichend 693 sind. Die drei von Wilson benutzten Handschriften gaben unter Kalhanas Namen nur sechs Bücher, welche die Geschichte von Kaschmir von der ältesten Zeit bis auf den König Samgrâmadeva führen, der dem chronologischen Systeme des Kalhana gemäss 1006 n. Chr. regierte. Das Moorcroft'sche Manuscript liefert dagegen acht Bücher, deren zwei letzte, nach Hn Troyer's Bemerkung (Préf. VII) fast doppelt so stark sind, als die sechs ersten. Bis wie weit diese gehen, berichtet er nicht. Den zweiten Theil dieser Chronik bildet die Râjâvali, Königsreihe", von Jonarâja, von welcher Wilson kein Manuscript erlangen konnte. Hr Troyer erwähnt ein Mspt des East-India-House in London, welches diesen, so wie die beiden folgenden Theile der Chronik enthält, gibt aber nicht an, mit welchem Jahre er beginnt (Préf. p. IX n.). Der dritte Theil ist das Werk des Crîvara Pandita und heisst Çrî-jaina-râjataramginî (nach Wilson, der hier wie gewöhnlich taringiní schreibt; nach Troyer, wohl unrichtig, taranjinî) „Fluss der Dschaina-Könige"; er beginnt mit dem J. 1408, in welchem Zeinul Abedin regierte, und geht bis 1477 (Reg. von Fettah Shah). Der vierte Theil ist das Werk von Punyaoder Prâjña-bhaṭṭa, welcher da beginnt, wo der dritte Theil schliesst. Die Jahreszahl, mit welcher er schliesst, finde ich nicht genau angegeben. Nach Wilson geht diese Geschichte

bis Nazek Shah; dieser regierte aber zu drei verschiedenen Malen. Troyer sagt dasselbe, nennt ihn aber Nazir; wenn er aber alsdann schliesst (Préf. VI): „L'ensemble de ces quatre parties, toutes écrites en vers, forme une chronique du royaume 694 de Kachmîr, à partir d'une époque reculée, mais in- déterminée (dies ist wenigstens in Kalhanas Sinne, auf welchen Hr Troyer so viel Werth legt, nicht der Fall; nach ihm beginnt sie in chronologischem Zusammenhange 653 nach Kaliyuga, oder 2448 vor Chr.;) jusqu'à l'année 1586 de notre ère", so ist das eine der vielen Ungenauigkeiten, die er sich zu Schulden kommen lässt. 1586 ist nämlich das Jahr, in welchem Kaschmir mit Akbars Reich vereinigt ward. Diesem geht aber Nazek's dritte und letzte Regierung um 32 Jahre 10 Monate und 12 Tage vorher. Wenn Wilson in Bezug auf den Schluss dieser vierten Abtheilung richtig bemerkt (As. Res. XV, 4): It closes with Nazek - Shah; the historian apparently and judiciously avoiding to notice the fate of the kingdom during Humayun's retreat in Persia, so fällt der Schluss der Geschichte zwischen 1539 bis 54. Nun aber schliesst die zweite Regierung des Nazek-Shah 45 Jahre 3 Monate 12 Tage vor Akbars Eroberung von Kaschmir also 1540 und dies scheint demnach auch der Schluss der vierten Abtheilung zu sein. Hierüber wie über die anderen noch zweifelhaften Punkte, die wir theils angedeutet haben, wird uns leicht jemand von London aus sichern Aufschluss geben können.

Doch zurück zu dem vorliegenden Werke. Dieses enthält, wie bemerkt, nur die sechs ersten Bücher. Die Anordnung der Behandlung ist auf dem Titel angegeben. Der indische Text umfasst im ersten Bande S. 1 bis 293. Die Constituierung desselben beruht vorzüglich auf der Abschrift der Handschrift, welche Hr Moorcroft erlangte. Aus dieser Abschrift liess Hr Troyer sorgfältig die sechs ersten Bücher für sich abschreiben. Ausserdem standen ihm in Asien schon die beiden 695 Hand- schriften zu Gebote, welche bei Besorgung der Calcuttaer Ausgabe mit der Moorcroft schen collationiert wurden, nämlich die Handschrift des Hn Wilson und eine Hn Troyer selbst gehörige. Beide standen aber um vieles der Moorcroftschen nach. Le texte, ainsi préparé, heisst es dann weiter, a subi de nouvelles corrections, avant d'être livré à l'imprimerie royale de Paris pour servir à l'édition actuelle.

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