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Bezüglich der früher so überaus schwierigen Identificirung der chinesischen Nomenclatur mit den entsprechenden indischen Worten und Namen hat Hr Julien bekanntlich so umfassende und mit so ausserordentlichem Erfolg gekrönte Untersuchungen gemacht, dass man nicht leicht mehr wagen kann, eine von seinen Resultaten abweichende Meinung vorzubringen. Dennoch erlaube ich mir die Vermuthung auszusprechen, dass S. 46 Si-p'ie-to-fa-la-sse wohl nicht Sphîtavaras ist, welches übrigens Hr Julien selbst mit einem Fragezeichen versehen hat, sondern eher Sphîtavarsha. S. 115 kann Manorhita nicht aus sskrit. manas und hita entstanden sein; dies hätte nur manôhita werden können; sollte die chinesische Transscription Mo-nou-ho-li-t'a und die Übersetzung Jou-i,,qui est conforme au sentiments" nicht eher sanskritisch manohrt im Sinn von manohara „sinnraubend, sinnenerfreuend" sein? Die Mutter der Dämonen, welche S. 120 n. Ho-li-ti genannt wird, hätte Ho-li-ni heissen müssen; ihr sanskritischer Name ist Harini; die hier mitgetheilte Legende erzählt auch Schiefner in „Eine tibetanische Lebensbeschreibung des Çâkyamuni“ in den Mémoires de l'Acad. de St. Pétersbourg par div. savants 1851. VI, 297. — S. 170 ist Ki-li-to, übersetzt Maï-te „gekauft", doch wohl nur sanskritisch krîta (nicht krîtîya). Sollte S. 215 Kiu-min-tch'a, welches Hr Julien zweifelnd durch Gôminda wiedergibt, nicht Govinda sein können? Ebenso möchte S. 285 Kiu-chi-lo, welches zweifelnd Gôchira wiedergegeben ist, wohl Goçîla sein.

Dass wir mit Erwartung dem 2ten Bande entgegen sehen, haben wir kaum nöthig zu bemerken.

XIV.

Paris. Imprimé par autorisation de l'Empereur à l'Imprimerie impériale. MDCCCLVIII. Mémoires sur les contrées occidentales, traduits du Sanscrit en Chinois, en l'an 648, par Hiouen-Thsang, et du Chinois en Français, par M. Stanislas Julien, Membre de l'Institut de France, Professeur de langue et de littérature chinoise, Administrateur du Collége impérial

de France, Officier de la Légion d'honneur, etc. Tome Second, contenant les livres IX à XII, un mémoire analytique sur la carte du premier volume, cinq index, et une carte japonaise de l'Asie centrale et de l'Inde ancienne. XIX u. 576 S. in Octav.

Mit dem allgemeinen Titel: Voyages des Pèlerins bouddhistes. III.

Götting. gel. Anzeigen, 1859, St. 86-88, S. 857.

Mit diesem Bande ist das vortreffliche Werk geschlossen, dessen ersten Band wir in diesen Anzeigen 1857 St. 177 ff. S. 1762 angezeigt haben. Im Verein mit der Lebensbeschreibung des chinesischen Reisenden oder Pilgers, welche in diesen Anzeigen 1855 St. 1 ff. S. 1 ff. besprochen ist, bildet es eine der allerbedeutendsten Erscheinungen auf dem Gebiet nicht bloss der indischen, sondern der asiatischen Alterthumskunde überhaupt. Diese drei Bände liefern uns eine Fülle von geographischen, historischen, politischen, religiösen, socialen, litterarischen und überhaupt culturhistorischen Mittheilungen über die Länder zwischen China und Indien und über Indien 858 selbst, aus einer Zeit, für welche wir ausserdem in allen diesen Beziehungen keine Überlieferungen kennen, welche sich auch nur entfernt mit den hier niedergelegten vergleichen lassen. Was ihnen aber erst den bedeutendsten Werth verleiht, ist die gründliche Bearbeitung, welche ihnen durch den grössten Kenner des Chinesischen, den Europa bis jetzt besessen hat, zu Theil geworden ist. Diesem genügte es nicht, seine tiefe und umfassende Kenntniss des Chinesischen für die Wissenschaft fruchtbar zu machen, sondern, in der Überzeugung, dass diese Bände eine wahrhafte Basis wissenschaftlicher Forschung und Erkenntniss erst dann zu bilden im Stande sein würden, wenn die Thatsachen, die uns in ihnen überliefert werden, mit den in indischen Werken vorliegenden oder angedeuteten in Harmonie gebracht würden oder werden könnten, hat er sich mit einer bewunderungswürdigen Energie auch des Sanskrits bemächtigt und als Frucht der Zusammenwirkung beider Studien eine Entdeckung gemacht, welche nicht bloss schon jetzt, sondern auch und wahrscheinlich in einem noch bei weitem höheren Grad für die Zukunft eine der wichtigsten Grundlagen für eines der bedeutendsten und umfassendsten Gebiete der Culturgeschichte zu werden verspricht. Die

genaue Kenntniss dieser beiden so schwierigen Sprachen des Chinesischen und des Sanskrit hat den Übersetzer in den Stand gesetzt, durch ein streng methodisches Verfahren dessen specieller Entwicklung von Seiten des Entdeckers wir in einem Aufsatz im Journal Asiatique entgegensehen dürfen die Art und Weise zu fixiren, wie die Chinesen indische Namen und Wörter wiederzugeben pflegten und so aus ihren Transscriptionen und Übersetzungen die indischen Originalnamen und -Wörter | zu erschliessen. Von welcher Bedeutung diese 859 glänzende Entdeckung schon jetzt und insbesondre für eine wissenschaftliche Behandlung dieser drei Bände war, zeigt jede Seite derselben, so wie die mannichfachen einzelnen Resultate, welche insbesondre Vivien de St. Martin und mehrere Indianisten dadurch zu gewinnen im Stande waren; allein so hoch wir auch schon diese anzuschlagen berechtigt sind, so bin ich doch überzeugt, dass sie von denen, die die Zukunft dieser Entdeckung verdanken wird, weit überboten werden werden. Es stellt sich nämlich immer schlagender heraus, dass fast das ganze höhere Geistesleben der Inder vorwaltend von dem Buddhismus ausging und dieser, so lange er in Indien blühte, den allergrössten und frischesten Antheil daran hatte. Indem er schon in seiner frühesten Zeit die Kühnheit hatte, den Grundsatz auszusprechen, dass nur „die Lehre des Buddha wahr sei, welche der gesunden Vernunft nicht widerspricht“ (Wassiljew Der Buddhismus, seine Dogmen, Geschichte und Literatur (russisch) S. 68), verkündete er, um sich nach unsrer Weise auszudrücken, die Autonomie des Menschengeistes und ward dadurch mit Nothwendigkeit auf die selbständige Erforschung und Zergliederung desselben, so wie seiner intellectuellen Kräfte und deren Ergebnisse geführt. Dass diese Geistesthätigkeit aber der Kern ist, aus welcher alle bedeutendere insbesondere wissenschaftliche Entfaltung sich

entwickelt, hat die Geschichte aller Völker und aller Zeiten gelehrt, und auch ohne die Bestätigung im Einzelnen, an der es übrigens schon nicht mehr mangelt, würde man schon an und für sich daraus schliessen können, dass sie auch im Buddhismus mit einer vielseitigen Entwicklung aller übrigen Geistesthätigkeiten gepaart war. | Doch die Producte dieses 860 Strebens sind in den indischen Originalen zum allergrössten Theil verloren gegangen, theils durch gewaltsame Zerstörung,

die mit der Vertreibung des Buddhismus aus und Vernichtung desselben in Indien in Verbindung stand, theils durch die spätere Fristung dieser Religion in fremden Ländern unter geistig grösstentheils tief unter den Indern stehenden Völkern, mit ganz heterogenen Sprachen. Nur in Übersetzungen ist Vieles wie man schon jetzt annehmen darf, sogar sehr Vieles bei den zum Buddhismus bekehrten Nationen bewahrt worden. Unter diesen nehmen schon an und für sich als das bedeutendste Culturvolk derselben - die Chinesen die bedeutendste Stelle ein, insbesondre aber auch deshalb, weil sie unter allen dem Buddhismus treu gebliebenen Völkern die ersten waren, die ihn auf eine nicht bloss äusserliche, sondern gewissermassen geistige Weise aufnahmen; dadurch wird es wahrscheinlich und erhält auch schon durch einzelne Angaben bei Wassiljew seine Bestätigung dass bei ihnen Vieles aufbewahrt ist, was sich sonst, wenn es nicht noch in Japan geborgen ist, weiter nicht vorfinden mag. So wird es vor Allem die chinesische vielleicht auch die japanesische Litteratur sein (denn in Japan hat der Buddhismus stets geherrscht, während er in China durch öftere Verfolgungen Einbussen erlitten haben mag), welche uns die Mittel an die Hand geben werden, das indische Leben zur Zeit und unter Einfluss des Buddhismus, welches einen der bedeutendsten Factoren im Culturleben der Menschheit bildet, zu erforschen, und es ist wohl kaum einem Zweifel zu unterwerfen, dass gründliche Studien von Männern, welche des Sanskrit 861 und des Chinesischen zugleich mächtig sind, | in dieser Richtung ausgeführt uns eine wahrhaft neue Welt des Geisteslebens erschliessen werden; einen Hauptschlüssel aber dazu wird ebenso unzweifelhaft die Entdeckung des Hrn Stan. Julien bilden, durch die es möglich geworden ist, die chinesischen Berichte in enge Verbindung mit den indischen zu setzen.

Der anzuzeigende Band der Reisebeschreibung des HiouenThsang enthält zunächst das 9te Buch, welches die Fortsetzung der Pilgerschaft durch die heiligen Stätten in Magadha darbietet (S. 1 bis 64). Alsdann folgt das 10te, welches die Reise und Berichte weiter nach Osten und dann nach Süden verfolgt und zwar östlich bis Kâmarûpa (das westliche Assam), südlich zunächst in das Gebiet des unteren Ganges, dann bis

zur Südspitze des Dekhan Malakûța (nach der chinesischen Transscription; man erwartet eher Malayakûța „Malajagipfel“, S. 65-124). Das 11te Buch (S. 125-186) enthält zunächst einen Bericht über Ceylon, dann die Rückreise an der Westseite des Dekhan durch Sindhu bis Arachosien mit sich daran schliessenden Berichten (S. 125-186). Das 12te und letzte endlich beschreibt die zwischen Arachosien und China auf der Rückreise berührten Königreiche (S. 187-248).

Eine vortreffliche Zugabe hat das Werk in der Reisekarte und dem dazu gehörigen analytischen Mémoire (S. 251-428) des berühmten Geographen Vivien de St. Martin erhalten. Es sind von ihm mit grösster Sorgfalt und Gründlichkeit die besten neueren Karten so wie ältere und neuere Reiseberichte benutzt, und es ist ihm dadurch gelungen, einerseits die Reiseroute im Ganzen fast durchweg und andrerseits eine Menge einzelner | Orte zu fixiren, welche bis jetzt ihre be-862 stimmte Stelle noch nicht erhalten hatten. Dieses Mémoire so wie die dazu gehörige Charte ist auch vom ganzen Werke getrennt durch den Buchhandel zu beziehen.

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Die Brauchbarkeit des Werkes wird ausserordentlich dadurch erhöht, dass sich der gelehrte Übersetzer nicht hat die Mühe verdriessen lassen, fünf Indices dazu abzufassen. Der erste (S. 429-482) ist überschrieben „Index des mots sanscritschinois" und enthält die Sanskrit-Wörter mit ihren chinesischen Transscriptionen oder Übersetzungen, und kurzen französischen Erklärungen. Der zweite (S. 483-502) „Index des mots chinois-sanscrits" liefert die chinesischen Wörter (Übersetzungen) zugleich in chinesischer Schrift mit ihren sanskritischen Correspondenzen. Der dritte (S. 503-533) „Index des mots sanscrits figurés phonétiquement" gewährt die im chinesischen Text erscheinenden phonetischen Bezeichnungen ebenfalls zugleich in chinesischer Schrift skritischer Wörter mit den sanskritischen Correspondenzen. Der vierte (S. 535-543) Index des mots chinois" gibt die chinesischen Wörter - ebenfalls zugleich in chinesischer Schrift und mit französischer Erklärung. Der fünfte (S. 545— 556) „Index des mots français" gewährt eine Nachweisung der wichtigsten Sachen, welche in diesen drei Bänden vorkommen. Auf diese Indices folgt (S. 557-565) „Liste des mots abrégés ou corrompus“ — ebenfalls zugleich in chinesischer

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