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ihr Himmel. Keine Thräne wird ihnen, auch von dankbaren Menschen, nachgeweint, weil sie auch in ihrem Leben keine getrocknet haben.

Undankbar gegen Gott sind die Trägen und Müssiggänger, welche nicht arbeiten mögen. Gott hat in der Welt die Einrichtung getroffen, daß die Menschen sich ihren Unterhalt durch Arbeit verdienen sollen. „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brod essen," sprach er zu Adam. Er hat es auch so angeordnet, daß die Arbeitsamkeit ein Mittel ist, unsere Gesundheit zu erhalten, daß dem Arbeitsamen Speise und Trank schmecken und ge= deihen, daß Fleiß und Arbeit mit Ehrlichkeit und Redlichkeit verbunden, eine Quelle vieler Zufrieden= heit und Genügsamkeit sind. Wer also nicht arbeitet, sondern müßig geht, und sich auf unredliche Weise ernähren will, vereitelt Gottes Absichten und ist undankbar für die Gaben der Seele und des Leibes, indem er sie zweckwidrig anwendet.

Undank gegen Gott ist ferner der Mißbrauch und die Verschwendung der Gaben Gottes, eine Undankbarkeit, welche am Ende in Noth und Armuth stürzt. Weise Sparsamkeit und kluge Haushaltung herrscht in der ganzen Natur, Nichts geht in selber verloren oder ohne Zweck dahin. Einer solchen vernünftigen Haushaltung müssen sich auch die Menschen befleißen. Bei einem Verschwender müssen am Ende Gottes

Gaben ausbleiben; er macht sich derselben unwürdig, und der Verschwendung folgt ein zerrüttetes Hauswesen und der Bettelstab nach.

Undank gegen Gott ist es, wenn die Menschen mit seinen Gaben unzufrieden und ungenügsam find. Alles, was die Menschen befizen, haben sie von Gott und aus Gnade Gottes, und wie viele Menschen sind dessen nicht einmal werth, was Gott ihnen gibt. Ungenügsamkeit und Unzufriedenheit nun find Beleidigungen Gottes, welche abermals die Einziehung seiner Gaben zur Folge haben. Diese ungenügsamen und unzufriednen Menschen werden es durch den Neid, mit welchem sie auf ihre wohlhabenden und mehrbemittelten Mitmenschen hinsehen. Wenn unser Nächster mehr Glück, eine vortheilhaftere Lage, eine einträglichere Arbeit und ein reichlicheres Auskommen hat, so wollen wir ihn nicht beneiden und wider Gott murren, wenn wir auch weniger als er haben. Gott kann mittheilen Wem und so viel er will. Und wenn er uns gibt, was wir nothdürftig brauchen, so müssen wir uns zufrieden geben und ihm für das Wenige dankbar sein.

Undank gegen Gott ist es, wenn wir von den reichlichen Gaben Gottes und von dem Ueberflusse den Armen und Dürftigen nicht mittheilen, sondern mitleidlos und ungefällig gegen sie sind. Seht, geliebte Zuhörer! wenn Gott unsere Wünsche erhört

und uns gibt, was wir bedürfen, ja sogar reichlich segnet; könnten wir da unsere Hände von den Bittenden abziehen, unser Herz und Ohr ihnen verschließen! Gott weist ja die Armen und Dürftigen an die Reichen an, und wir können ihm für seinen Segen nicht gefälliger danken, als wenn wir von demselben den Dürftigen mittheilen. Der größte Undank aber gegen Gott ist die Sünde, und vor Allem die Sünde des Ungehorsams. Alle seine Gebote sind uns von ihm unsers eignen Bestens wegen gegeben, und alle Abweichungen von selben gereichen zu unserm Schaden. Wenn Gott nicht unser bester Vater wäre, welcher für unser zeitliches und ewiges Wohl besorgt ist, so hätte er uns nicht geoffenbart, was Gut und Böse ist, und uns befohlen: Jenes thut und dieses meidet."

Hieraus geht deutlich hervor, welch ein Undank gegen Gott die Sünde sei. Gott hat keinen Vortheil davon, wenn wir seine Gebote halten, so wenig wir ihm schaden, wenn wir Böses thun; sondern Vortheil und Nachtheil gehen auf uns selbst über. Aber es macht Gott Freude, wenn wir ihm gehorchen, und es betrübt ihn, wenn wir ihm ungehorsam find. Sollten wir denn den liebevollen Vater im Himmel durch die Sünde beleidigen und uns statt seines Segens seine Ungnade zuziehen wollen? Es heißt nicht umsonst im Sprichwort: Undank ist der

Welt Lohn. So wenig Gott auf den Dank der Menschenrechnen darf, so undankbar sind sie auch gegen ihre Mitmenschen. Jemanden Gutes erweisen, ihm wohlthun oder helfen ist eine Pflicht der christlichen Liebe, dafür ist aber auch der Dank eine Pflicht und Schuldigkeit, und Undank ein Zeichen von Roheit und Grobheit. Mancher Mensch sezt sich wohl darüber weg; aber er wird kaum mehr zum Zweitenmale den Undankbaren unterstügen. Christus ahndete es auch im heutigen Evangelium. Sind nicht Zehn rein geworden, wo find denn die andern Neun? Er hätte es gerne gese= hen, daß sie ihm gedankt hätten, nicht als wenn er dabei für sich eine Ehre gesucht hätte; aber ihr Undank mißfiel ihm: denn er sah, daß sie unwürdige leichtfinnige Menschen waren, welche empfangene Wohlthaten nicht zu schägen wußten. Es kommt manche Leute das Danken so hart an, daß sie gar nicht dazu zu bringen sind, die sich anstellen, als wenn ihnen nichts Gutes geschehen wäre, oder als wenn es Schuldigkeit wäre. Bei Vielen ist die Ursache, daß die Eltern nicht ihre Kinder schon zum Dank anhalten. Sie sollten denselben aber nichts reichen oder geben, ohne daß fie sich von ihnen danken lassen; denn der Dant ist die schönste Zierde, und der Undank die größte Schande eines wohlerzogenen Christen. Amen.

Frühlehre auf den vierzehnten Sonntag
nach Pfingsten.

Die übertriebne Sorge für das Zeitliche ist weder Gott gefällig noch den Menschen

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Wir, meine Christen! sind Menschen und keine Engel. Wir haben einen Leib und also auch verschiedene leibliche Bedürfnisse. Der Hunger thut weh; wir müssen doch auch zu essen und zu leben haben. Es ist also ganz natürlich, daß ein jeder Mensch für seinen täglichen Unterhalt zu sorgen hat. Von diesen zeitlichen Sorgen kann sich der Mensch nie ganz losreißen; denn da er leben muß, so muß er sich auch um das bekümmern, was zur Erhaltung seines Lebens nöthig ist.

Aber der Mensch soll diese zeitliche Sorgfalt nicht übertreiben, sondern er soll denken, daß er ja auch einen Vater im Himmel hat, der für ihn sorgen wird. Diejenigen handeln also gewiß unrecht, die sich ganz an das Zeitliche hängen und darüber das Ewige vergessen. Da es nun aber genug solche Leute gibt, so will ich euch heute, meine Christen! recht

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