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auch diese vermeiden. Unter den 57 Fällen war nur einer anscheinend tödtlich verlaufen und hier war die Jugularvene geöffnet worden. Die Gerinnung des Faserstoffs während der Uebertragung und die zu fürchtenden Folgen der Thrombose und Embolie beseitigen des Vfs. Vorschriften, nur ist die Defibrinisirung des Blutes überflüssig und im Ganzen nicht anzurathen. Eben so ist Venenentzündung an der Injectionsstelle nicht mehr, als nach jedem Aderlasse zu fürchten. Die Indication beschränkt der Vf. auf die Fälle von gefahrdrohender Erschöpfung Neuentbundener durch Blutverlust, wo der Magen (in Folge von Magenkatarrh, Brechreizungen u. s. w.) sich als ungeeignet zur Aufnahme von Stärkungsund Belebungsmitteln darstellt oder wo Unvermögen zu schlingen eingetreten ist. Zur Ausführung bedarf es nur eines kleinen, auf der Steindrucktafel abgebildeten Troicars mit trichterförmigen Canälen, der in die blosgelegte Armvene geschoben wird, und einer gläsernen 7′′ langen, 2 Unzen fassenden Spritze. Das zu verwendende Blut wird in einer Obertasse, welche in warmen Wasser steht, aufgefangen und langsam, anfänglich in kleinen Mengen (2 bis 3 Unzen auf einmal) eingespritzt, die Wunde dann ganz einfach verbunden.

[7] Erfahrungsresultate aus ärztlichen Studien und ärztlichem Wirken während eines halben Jahrhunderts. Von Dr. Carl Gust. Carus, Leibarzt Sr. Maj. des Königs von Sachsen, Geh. Med.-Rath, Comthur des Kön. Sächs. Verd.-Ordens u. s. w. Leipzig, Brockhaus. 1859. VIII u. 312 S. gr. 8. (n. 1 Thlr. 15 Ngr.)

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Dass ein so geistreicher Forscher und scharfsinniger Denker, wie der Vf. seit Jahren anerkannt es ist, die Erfahrungsresultate seines funfzigjährigen Strebens und Wirkens auf ärztlichem Gebiete der Oeffentlichkeit übergiebt, ist ein erfreuliches Zeugniss seiner fortgesetzten geistigen Regsamkeit. Im I. Abschnitte (S. 1-94) spricht der Vf. über den Standpunct der gegenwärtigen Medicin. Er wirft zunächst einen Blick auf die Zerklüftungen derselben und den Streit ihrer oft geradezu sich widersprechenden Theorien. Wenn man, bemerkt er, auch einerseits die ausserordentlichen Fortschritte anerkennen müsse, die in der Erkenntniss der tausendfältigen Abweichungen von der Gesundheit und in den unzähligen Verbildungen und Entmischungen des menschlichen Organismus in der neuesten Zeit gemacht worden, so sei dagegen die Art und Weise, wie die Behandlung der Krankheiten zur Zeit betrieben werde, offenbar weit zurückgeblieben und befinde sich nicht selten in einer so grossen Verwirrung und Unklarheit, dass nicht nur bei vielen jüngeren Aerzten, sondern selbst bei einem grossen Theile der Laien, eine Verdächtigung der Arzneimittel und ärztlichen Kunsthülfe sich nur allzu laut kund gebe. Die Hoffnung, bei jüngern Fachgenossen, welche über die wichtige Frage, ,,Sein oder Nichtsein der Medicin" mit sich noch nicht vollkommen ins Reine gekommen sind, einen bessern Glauben anzuregen, und ihren Muth

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zu kräftigem Ankämpfen gegen die körperlichen Uebel der Menschheit zu heben, zugleich aber ältere erfahrungsreiche Aerzte durch sein Beispiel zu ähnlichen Mittheilungen anzuregen, bestimmte den Vf., sich rein und unumwunden über das Endresultat auszusprechen, welches er nach langjähriger ärztlicher Praxis durch diese gewonnen hat. Nach seiner Ueberzeugung ist,,die unerlassliche Bedingung eines wahrhaft erfolgreichen ärztlichen Wirkens in der durch die Fortschritte der Entwickelungsgeschichte und Physiologie immer heller und heller aufgegangenen Einsicht in die höchst merkwürdige Gliederung des Organismus nach der Menge seiner verschiedenartigen Systeme und Organe und deren besondere Beziehung unter einander und zur Aussenwelt zu suchen." Insbesondere sind es vier Methoden der Krankenbehandlung, denen die Medicin schon bisher viele und wichtige Erfolge zu verdanken gehabt hat, welche man aber in ihrem innigen Zusammenhange gegenwärtig, wo die Physiologie das Verhältniss der organischen Systeme gegen einander zu grösserer Deutlichkeit gebracht hat, jedenfalls noch besser übersehen und würdigen kann, als früher. Die 1. ist die zuwartende, diätetische oder negative, die 2. die erregende, die 3. die herabsetzende und die 4. die qualitativ alterirende oder specifische Methode. Die erregende und herabsetzende Methode wirken aber entweder direct oder indirect auf ein Gebilde oder organisches System ein, und werden im letzteren Falle als antagonistiche Methoden bezeichnet. Durch die dem gewonnenen Krankheitsbilde entsprechende Verfolgung dieser bald einzeln, bald in Verbindung angewendeten vier Methoden ist der Vf. zu der Ueberzeugung gelangt, dass die Macht des Arztes und der Heilkunde überhaupt keineswegs die Herabwürdigung verdient, die ihr in neuerer Zeit von manchen Seiten her zu Theil geworden, dass sie vielmehr viele Krankheiten siegreich zu bekämpfen im Stande sei. Mit der Zunahme der Jahre traten immer lebhafter dem Vf. die Worte eines alten Arztes vor sein Gedächtniss, ,,dass man zuerst daran denken solle, seinen Kranken nicht zu schaden, nachher aber weiter zu überlegen, wie man ihnen nützen und helfen könne," Er wendete sich daher später in vielen Fällen, denen man in jüngeren Jahren häufiger mit activen Mitteln zu begegnen sucht, zu entschiedenem Nutzen der Kranken der mehr exspectativen oder diätetischen Methode zu; unter den activen Methoden leisteten ihm aber die antagonistischen die ausgezeichnetsten Dienste, da wir nur wenige Arzneimittel besitzen, welche das kranke Leben einzelner Organe direct umzustimmen, vermögen. Der Vf. reihet bei diesem Anlass schätzbare praktische Bemerkungen über die von angehenden Aerzten nicht immer richtig aufgefasste Wirkung der Abführmittel an und erklärt sich über das von ihm im Verlauf mancher Krankheiten stets mit grossem Interesse beobachtete, ganz eigenthümliche Heilbestreben der Natur, welches in einer wesentlichen Erneuerung des Organismus durch von selbst eingetretene und lange Zeit hindurch fortdauernde Ausleerungen der verschiedensten Art besteht und von

ihm als ein,,Durchseigerungsprocess des Organismus“ bezeichnet wird. Oft sah er dadurch völlige Wiederherstellung der Gesundheit erfolgen, erlangte auch durch Nachahmung dieses Bestrebens in schwierigen Krankheiten häufig sehr günstige Resultate. Uebrigens schärft er den angehenden Aerzten ein, unausgesetzt alle und jede Erfahrung zu Hülfe zu nehmen, die ihnen für Erreichung ihres Ziels irgend förderlich sein könnte, und selbst die Volkserfahrung und Medicasterei nicht unbedingt zu verachten. Ueber die nicht uninteressanten Bemerkungen hinsichtlich der Bedeutung der Heilmittel, und deren Anwendung und Wirkung sowie über die ausgesprochenen Ansichten des Vfs. über Krankheiten im Allgemeinen und deren naturgemässe Eintheilung muss Ref. sich versagen, hier ausführlicher zu berichten. Zum Schluss dieses Abschnitts führt der Vf. den Lesern noch die einzelnen Momente seiner ärztlichen Laufbahn in der Kürze vor,,,um dadurch auch Fernerstehenden deutlich zu machen, aus welchen Elementen sein Glaubensbekenntniss in der Heilkunde nach und nach sich entwickeln musste." Im 2. Abschnitte (252) giebt der Vf. aus seiner reichen Praxis eine Anzahl interessanter Krankheitsfälle, theils um an Beispielen zu zeigen, auf welche Art er selbst seine Krankenbehandlung einzurichten pflege, theils aber auch und hauptsächlich, um jüngere, an den Erfolgen der Heilkunst irre gewordene Aerzte zu überzeugen, dass es selbst in sehr schwierigen Krankheiten der nach richtigen und naturgemässen Grundsätzen geleiteten ärztlichen Hülfe möglich sei, vollständige Genesung zu erzielen. Der 1. Fall betrifft die Heilung eigenthümlicher Hustenconvulsionen bei einem 15jährigen Mädchen durch den Mesmerismus und innerliche Arzneimittel. Er giebt in seiner Einfachheit ein schlagenderes Beispiel von den merkwürdigen Heilkräften des häufig falsch beurtheilten, besonders in neuester Zeit oft völlig herabgewürdigten Mesmerismus. Ferner erzählt der Vf. die merkwürdige Krisis einer schweren fieberhaften Krankheit bei einem 9jährigen Mädchen. Aus einer dritten Krankheitsgeschichte ergiebt sich die Möglichkeit, durch frühzeitig angewendete zweckmässige Behandlung eine entschiedene Familienanlage zu tuberkuloser Phthisis unschädlich zu machen. Aber auch die übrigen sieben Krankheitsfälle, die Ref. nicht näher bezeichnet, sind äusserst belehrend. Uebrigens sind diesen Krankheitsgeschichten mehrere geistreiche Digressionen über wichtige medicinische Fragen eingeflochten, z. B. über das Wesen und die Behandlung der Geisteskrankheiten, über die Natur, Eintheilung und Behandlung des Fiebers, über kritische Krankheitstage und Krisen u. s. w. Ueber die jetzige Fieberlehre spricht sich der Vf. in folgender Weise aus:

,,Sehe ich auf den Zustand der Fieberlehre in der Gegenwart, so finde ich allerdings, dass man jetzt über die pathologischen localen Erscheinungen der Fieber, und insbesondere bei der gefahrdrohendsten Form der Typhusfamilie, im hohen Grade vollkommener sich unterrichtet findet, als vor einem halben Jahrhundert; allein über das eigentliche Wesen des Fiebers an und für sich, über das Verhältniss aller der ein

zelnen Fieberformen unter einander, und über das allgemein gültige Princip ihrer Behandlung, ist die Verschiedenheit und Unsicherheit der Meinungen vielleicht sogar noch grösser, als in jener früheren Zeit."

Der 3. Abschnitt (312) handelt von den Forderungen der Zeit an Reformen des Medicinalwesens. Er erschien zuerst im J. 1847 in Henschels Zeitschrift ,,Janus," wurde aber von dem Vf. für den vorliegenden Abdruck vielfach überarbeitet. Das wohlbegründete Endergebniss wird in nachstehenden Worten zusammengefasst:

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Die wahre und echte ärztliche Bildung könne nicht bald eine halbe, bald dreiviertel, bald eine ganze, sondern sie müsse nothwendig überall nur eine einzige vollständige sein, als woraus denn fernerhin auch zu folgern sein wird, dass nicht mehrere verschieden gebildete und verschieden berechtigte Klassen, sondern dass nur eine einzige Klasse von praktischen Aerzten von einer wahrhaft consequenten Medicinalverwaltung anzuerkennen bleibe."

Wie in allen Schriften des ehrwürdigen Vfs., so weht auch in der vorlieg. der Geist philosophischer Durchbildung, ernster Wissenschaftlichkeit und der edelsten Humanität.

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Pathologische Anatomie der Haussäugethiere. Von Chr. Jos. Fuchs, Prof. zu Karlsruhe. Leipzig, Veit u. Co. XVI u. 447 S. gr. 8. (n. 2 Thlr. 12 Ngr.)

Die Literatur über pathologische Anatomie der Haussäugethiere ist, so Tüchtiges und Brauchbares auch in einer Reihe von Abhandlungen in Zeitschriften dafür geleistet worden, nicht zahlreich und es war daher ein zeitgemässes Unternehmen, nach den neuesten Forschungen ein Handbuch zu bearbeiten, das die wesentlichen Momente kurz und bündig darstellt. Dass diess dem Vf. gelungen, kann mit Recht gesagt werden, und es ist daher sein Werk nicht nur Thierärzten, sondern namentlich auch Gerichtsärzten zu empfehlen, so wie es selbst praktischen Juristen nützlich sein wird, da so manches darin vorkommt, was der advocatorischen Wirksamkeit anheimfällt. Das Werk zerfällt in einen allgemeinen und besondern Theil. Der erstere handelt vom Begriff, vom Nutzen, von der Literatur und der Geschichte der pathologischen Anatomie, von der Leichenuntersuchung, den Leichenerscheinungen, der Kunstsprache, der Abfassung der Zergliederungsberichte und der Krankheitsbestimmung. - Der den eigentlichen Kern des Buches bildende besondere Theil beschäftigt sich mit den Fehlern selbst, zieht jedoch nur das mit den Augen Sichtbare in den Bereich der Untersuchung und lässt alles Mikroskopische, als dem thierärztlichen Publikum fern liegend, unberücksichtigt. Es mag diess in gewisser Hinsicht praktisch sein, es sind aber dadurch manche Lücken entstanden, die nur mit Hülfe des Mikroskopes ausgefüllt werden können. Der Verfasser beginnt mit den Fehlern des Blutes und macht von denselben, ohne gegerade der Humoralpathologie zu huldigen, alle Abnormitäten im vegetativen Leben abhängig; er betrachtet das Blut nach der Menge, nach der Beschaffenheit oder Mischung, und endlich nach

der Ortsveränderung, nach Umständen, die vielfach mit einander verbunden sein können, und dann zu mancherlei Complicationen Veranlassung geben. Wenn nun aber schon in physiologischer Hinsicht eine Norm sich nicht ermitteln lässt, nach der man mit apodiktischer Gewissheit über diese Gegenstände unterrichtet ist, so muss diess in noch höherem Grade bei pathologischen Zuständen der Fall sein, wesshalb der Vf. auch nur andeutend diese Puncte berührt und nur das Allgemeinste in seinen Bereich gezogen hat, um nicht für einen Humoralpathologen oder Kraseologen zu gelten. Mit grösserer Ausführlichkeit sind dagegen die Dislocationen des Blutes behandelt. Hierauf folgen die Luft- und Wasseransammlungen in den verschiedenen Höhlen und Organen des Körpers, wo schon mit mehr Sicherheit Schlüsse zu machen sind, und wo daher auch bei den einzelnen Arten derselben mehr die Ursachen und Wirkungen zu Tage treten. Die Fehler der Ernährung zeigen sich zunächst im Riesen- oder Zwergwuchse, je nachdem die Thiere nach der einen oder der andern Richtung die mittlere Norm überschreiten; sie sind entweder allgemeine oder nur auf einzelne Organe beschränkt, und der Vf. geht hier sehr praktisch ein auf die Hypertrophien der Haut (Schwielen, plica polonica, Hauthörner, Krallen, Klauen und Hufe Straus-, Igelsund Elephantenfuss, Feigwarzen, Weichgeschwulst). Im Muskelund Knochensytem kommen die genannten Fehler seltener vor, häufiger noch im Gefässsystem, besonders am Herzen, seltener in den übrigen Systemen, doch sind für alle diese Erscheinungen genügende Beispiele aufgeführt. Der 4. Abschnitt betrachtet die Entzündung und ihre Ausgänge. Es wird hier nicht etwa eine Theorie der Entzündung gegeben, die mehr in die Pathologie gehört, sondern nur das anatomisch Erkennbare der verschiedenen Systeme und Organe hinsichtlich der Entstehung und Ausbildung nach Leichenbefunden besprochen. Ein interessantes Capitel ist das über die Neubildungen, die in organisirte und nicht organisirte unterschieden sind. Zu den ersteren gehören sowohl die Regenerationen, als die Aftergebilde der verschiedenen Organe, wie Warzen, Fasergeschwulst, Polypen, Fleischgeschwulst (Perlsucht des Rindes), Fettgeschwulst, Balggeschwülste, Knorpel- und Knochengeschwulst, Tuberkelbildung, Krebsgeschwulst, schwarze Knoten; zu den letzteren die Speichelsteine, Zahnsteine, Gallensteine, Harnsteine, Milchsteine, Magensteine, Darmsteine, Haarbälle u.s.w., und ihre chemische Zusammensetzung. Die Fehler der Zähne bilden einen besonderen Abschnitt, und sind wegen ihrer grossen Wichtigkeit für den Ernährungsprocess mit vorzüglicher Sorgfalt behandelt worden; als Anhang hierzu ist ein Exposé über die. Zahnfehler des Menschen nach Klenke gegeben. Einen sehr umfangreichen Abschnitt bilden die Schmarotzerthiere oder Parasiten, besonders aus der Classe der Eingeweidewürmer oder Gliederthiere, sowohl bei den Thieren als beim Menschen, da beide hinsichtlich derselben in vielfachem Bezuge stehen. Beim Menschen 1860. I.

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