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er schon hieraus vielleicht für noch älter angenommen werden müssen. Denn kurz, ich weiß gewiß, daß Colomefius und Fabricius sich irren, daß sich alle irren, welche das Lumen animaé für ein Werk des Farinator halten. Es ist älter, als Fari: nator, der, es bloß in eine bequemere Ordnung ge= bracht zu haben, selbst bekennt. Den Beweis hiervon und Proben, welchen eigenen Werth dieses alte Werk selbst hat, gebe ich anderwärts.

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die jüngere der Pauliner Bibliothet.] Ich habe sie durch die gütige Bermittelung des Herrn Dr. Ernefti selbst vor mir. Daß es die nämliche sey, welche ehedem, nach Simler, in der Bibliothek des Klosters Alten - Zelle gewesen, daran ist wohl kein Zweifel. Welche große Lücken sie habe, wird in den Actis Erudit. angezeigt; und diese Lücken sind Schuld, daß daselbst, besonders von dem dritten Buche, nur ein sehr unvollständiger Be griff hat gegeben werden können. Ja sie sind ohne Zweifel auch Ursache, daß das ganze Werk darüber vernachlässigt worden. Bei denen, welche sich mitten in dem zweiten Buche finden, sehe ich von einer alten, doch jüngern Hand, als von der das Manufeript selbst ist, folgende Worte hinzugeschrieben: Hic deficit subtilior pars et melior et vtilior totius libri, pro qua, si quidem haberent, darent mille florenos. Wenn nun also ein Gelehrter`zu

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Leipzig den Theophilus auch noch so wohl kannte: wie konnte er Luft haben, ihn aus einer Handschrift an das Licht zu bringen, in welcher gerade das Beste und Nüglichste fehlt?

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Die unsrige und ältere -] So wie die Leipziger Handschrift die nämliche aus AltenZelle ist: so vermuthe ich, daß die unsrige keine andere seyn werde, als die, nach Simler, George Agricola ehedem beseffen. Sie gehört zu den Handschriften des Marquardus Gudius. Warum man aber nie gehört, weder daß sie Gudius gehabt, noch daß sie gegenwärtig in unserer Bibliothek sich befinde, ist ohnstreitig dieses die Ursache, weil man in den abgedruckten Verzeichnissen der Manuscripte des Gudius sie mit anzumerken, vergessen hatte. Sie macht nämlich keinen eigenen Band aus, son: dern ist mit der Handschrift des Vitruvius zusammengebunden, welche in dem gedruckten Berzeichnisse in Quart, unter den Lateinischen die 249fte, in dem in Octav aber die 238ste ist. Ich sage hier von ihr nichts weiter, als daß sie die Lücken nicht hat, welche den Werth der Leipziger Handschrift so sehr verringern. `

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Tutilo, Theophilus wäre.] Welch ein großer Maler, welch ein allgemeiner Künstler

Tutilo gewesen, ist bekannt, Man fehe von ihm die Geschichtschreiber des Klosters St. Gallen, die man in dem ersten Bande der Script. Rer. Alam. `des Goldast beisammen findet. Nun lese ich zwar nirgends, daß er von einer der verschiedenen Künste, welche er übte, etwas schriftlich hinterlassen: warum föunte es aber dessenungeachtet nicht feyn ?

Der Name Tutilo ist deutsch. Er kommt in dem Catalogo nominum propriorum, quibus Alamanni quondam appellati, vor, den Goldaft aus einer alten Handschrift zu St. Gallen abdrucken Lassen (T. IF. Sc. R. A.), und zwar in dem ersten Kapitel, welches diejenigen Namen enthält, die in Alamannia Theutonica iiblich gewesen. Und hieraus, denke ich, erhellt allein schon genugsam, mit welchem Rechte die Venediktiner den Tutilo in ihre Histoire littéraire de la France gezogen haben.

Die Ableitung des Namens aber, auf die ich mich bei der angegebenen Bedeutung gründe, wird man leicht errathen. Nur hätte ich mich ohne Zweifel weniger positiv darüber ausdrücken sollen.

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petula stanni.] Petulam nennt unser Verfasser durchgehends, was bei anderen Schrift: stellern der mittlern Zeit petnlum heißt: vermuth lich von nezakov. Petulae auri find ihm also Goldblätter, die er in dem 21sten Kapitel des ersten Buchs umständlich zu schlagen und aufzutragen lehrt.

Petulae stanmi aber dergleichen Blätter aus dem feinsten Zinn, die er, in Ermangelung des Goldes, in dem folgenden Kapitel zu machen und mit einer Goldfarbe zu überziehen anweiset.

Eigene Goldschläger gab es zu der Zeit des Theophilus noch nicht. Sondern der Maler oder Künstler, welcher Goldblätter brauchte, mußte sie fich selbst verfertigen. Die Weise, wie er dabei zu Werke ging, war im Grunde eben die, welche noch jest im Gebrauche ist: nur beschwerlicher vermuth-. lich, indem er kein Ziehwerk hatte, sondern alles, vom Anfange an, mit dem Hammer zwingen mußte. Hier ist die ganze Stelle aus dem 21sten Kapitel, in welcher mir besonders die Materie, die er zu seinen Quetschformen nahm, und die Art, wie er diese zu der Ausdehnung des Goldes diensamer machte, anmerkungswürdig scheint. Tolle pergamenam graecam, quae fit ex lana ligni, et fricabis eam ex utraque parte cum rubro colore, qui comburitur ex ogra, minutissime trito et sicco, et, polies eam dente castoris sive ursi, vel apri, diligentissime, donec lucida fiat, et idem color ipsa fricatione adhaereat. Deinde incide forcipe ipsam pergamenam per partes quadras ad latitudinem quatuor digitorum, aequaliter latas, et longas. Postmodum facies eadem mensura ex pergamena vituli quasi marsupium, et fortiter consues, ita amplum, ut multas partes rubricatae pergamenae possis imponere. Quo facto

tolle aurum purum et fac illud ́attenuari malleo super incudem aequalem diligentissime ita, ut nulla sit in eo fractura, et incide illud per quadras partes ad mensuram duorum digitorum. Deinde mittes in illud marsupium unam partem rubricatae pergamenae, et super eam unam partem auri in medio, sicque pergamenam et rursus aurum; atque ita facies donec impleatur marsupium, et aurum semper sit in medio commixtum. Dehinc habeas malleum fusilem ex aurichalco, juxta manubrium gracilem et in plana latum, unde percuties ipsum marsupium super lapidem magnum et aequalem, non graviter, sed moderate, et cum saepius respexeris, considerabis, utrum velis ipsum aurum omnino tenue facere, vel mediocriter spissum. Si autem supercreverit aurum in attenuando et marsupium excesserit, praecides illud forcipe parvulo et levi, tantummodo ad hoc opus facto. Haec est ratio auréae petulae. Quam cum secundum libitum tuum attenuaveris, ex ea incides forcipe particulas, quantas volueris, et inde ornabis coronas circa capita imaginum, et stolas et oras vestimentorum, et cetera ut libuerit.

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Vafari fagt vom Margaritone.] Das Nämliche versichert auf Treu und Glauben des Vasari auch van Mander; und auf Treu und Glauben

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