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Almost too small for sight. The murmuring

surge,

That on the unnumber'd idle Pebbles chafes, Cannot be heard so high: I'll look no more; Lest my brain turn, and the deficient sight Topple down headlong.

Mit dieser Stelle des Shakespeare ist zit vergleichen die Stelle beim Milton B.VII. v. 210., wo der Sohn Gottes in das grundlose Chaos herabsicht. Diese Tiefe ist bei weitem die größere; gleichwohl thut die Beschreitung derselben keine Wirkung, weil sie uns durch nichts anschauend gemacht wird; welches bei dem Shakespeare so vortrefflich durch die allmälige Verkleinerung der Gegens stände geschieht.

VI.

Die

verschiedenen Dimensionen schwächen die Wirkung in der Malerei.

Die verjüngten Dimensionen schwächen die Wirkung in der Malerei.

Ein schönes Bild in Miniatur kann unmöglich eben dasselbe Wohlgefallen erwecken, welches dieses Bild in seiner wahren Größe erwecken würde.

Wo die Dimensionen aber nicht beibehalten wer=" den können, da will der Betrachter sie wenigstens aus der Vergleichung mit gewissen bekannten und bestimmten Größen schließen und beurtheilen können.

Die bekannteste und bestimmteste Größe ist die menschliche Gestalt. Daher sind auch fast alle Längenmaaße von der menschlichen Gestalt oder von einzelnen Theilen derselben hergenommen worden. Eine Elle, ein Fuß, ein Klafter, ein Schritt, ein Zoll, Mannshoch 2c.

Sonach glaube ich, daß die menschlichen Figuren dem Landschaftsmaler, auch außer dem höhern Leben,

das sie in fein Stück bringen, noch ben wichtigen Dienst leisten, daß sie das Maaß aller übrigen Ge-. genstände und ihrer Entfernungen unter einander, darin werden.

Läßt er sie weg, so muß er diesen Mangel eines gewissen Maaßes durch Anbringung anderer Dingé ersehen, welche der Mensch zu seinem Gebrauche oder zur Bequemlichkeit gemacht, und daher nach seiner Größe eingerichtet hat. Ein Haus, eine Hütte, ein Zaun, eine Brücke, ein Steig, können diesen Dienst verrichten 2c.

Und will der Künstler eine ganz unbebaute Wüste, verlassene Gegend, ohne alle Menschen und menschliche Spuren schildern, so muß er wenigstens Thiere von bekannter Größe hineinsehen, aus deren Berhältnisse zu den übrigen Gegenständen man auf ihreeigentlichen Dimensionen schließen kann.

Der Mangel eines bestimmten und bekannten Maaßes kann auch in historischen und nicht bloß in Landschaftsstücken von übler Wirkung seyn:,,Die dichterische Erfindung," sagt der Herr von Hage= dorn, *),, sobald sie der bloßen Einbildungskraft überlassen ist, leidet Zwerge und Riesen beisammen z aber die malerische Erfindung, oder die Bertheilung, ist nicht so gutwillig und biegsam." Er erläutert seine Meinung durch ein ächtes Gemälde des Alter= thums, den schlafenden Cyclopen des Timanthes.

*) Von der Malerei S. 169,

Dieses Riesen ungeheure Größe auszudrücken, hat der Künstler dessen Daumen durch darneben gestellte Satyren mit einem Thyrsus ausmessen lassen. Er findet den Einfall sinnreich, aber in einer malerischen Zusammensehung sowohl mit den ersten Begriffen von Gruppiren und unseren jezigen Ideen vom Helldunkeln streitend, als auch dem ungezwungenen Gleichgewichte des Gemäldes nachtheilig. Man kann es dem Herrn von Hagedorn auf sein Wort glauten, daß dieser Gegenstand alle die bemerkten Unbequemlichkeiten hat. Allein es sind dieses nur Unbequemlichkeiten für das Auge des erwähnten Kenners; ich füge aus dem, was ich von den Dimensionen gesagt habe, eine andere hinzu, die er für jedes Auge hat, und für das ungeübtere am meisten.

Wenn mir der Dichter den Riesen und den Zwerg nennt, so weiß ich es aus den Worten, daß er die zwei Extreme meint, zu welchen die menschliche Gestalt von ihrer gewöhnlichen Größe abweichen kann. Allein, wenn der Maler eine große und eine kleine Figur verbindet, woher weiß ich, daß es jene Extreme seyn sollen? Ich kann wechselsweise so= wohl die kleine, ale die große für die Figur von der gewöhnlichen Größe annehmen. Nehme ich die kleinere dafür an, so ist die große ein Colossus ; nehme ich die große dafür an, so wird die kleine ein Lilliputer. Ich kann mir in diesem Falle noch ejne größere, und in jenem noch eine kleinere deuken. Es bleibt also unentschieden, ob der Maler einen

Zwerg oder einen Riesen, oder ob er beides vor: stellen wollen. “

Julius Romanus ist es nicht allein, wel: cher den Einfall des Timanthes nachgeahmt hat;*) auch Franciscus Floris hat ihn in seinem Herkules unter den Pygmäen gebraucht, in einer Zeichnung, die Henr. Cock 1563 gestochen hat. Ich zweifle aber, ob sehr glücklich. Da er nämlich die Pygmäen nicht als verwachsere und bucklichte Zwerge, fondern als in allen ihren Verhältnissen wohl ge= wachsene kleine Menschen vorstellt, so würde ich nicht wissen, ob es nicht Menschen von ordentlicher Größe, und der unter der Eiche schlafende Herkules~ ́~ nicht ein Riese seyn sollte, wenn ich nicht den HerEules an seiner Keule und Löwenhauć erkennte, und es schon wüßte, daß das Alterthum den Herkules ~zwar als einen großen, aber als keinen ungeheuren Mann vorgestellt. Timanthes läßt einen Satyr den Daumen des Cyklopen mit einem Thyrsus mefsen; Miros einen Pygmäen die Fußsohle des Herkules mit einem Stabe. Es ist wahr, Herkules ist in Betrachtung der Pygmäen so gut Riese, als der Cyklope in Betrachtung der Satyren. Deffenungeachtet thut die ähnliche Ausmessung hier nicht auch die ähnliche Wirkung. Die Satyren waren an ihrer Gestalt kenntlich, und ihre Größe war die gewöhnliche menschliche Größe, Wenn sie also den Daumen

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• Richardson Traité de la Peinture, T. I. p. 841 Leffing's Schr. 3. Bd.

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