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der Füße auf anderen Werken der älten ägyptischen Kunst, als auf der Tabula Isiaca noch erblicken.

Die Ügyptier blieben bei den ersten Verbesserungen des Dädalus stehen: die Griechen erhoben sie weiter bis zur Vollkommenheit.

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Verschiedenheit der Zeichen, deren sich die Künfte bedienen.

Von der Verschiedenheit der Zeichen, deren sich die schönen Künfte bedienen, hangt auch die Möglichkeit und Leichtigkeit ab, `mehrere derselben mit einander zu einer gemeinschaftlichen Wirkung zu verbinden.

Die Verschiedenheit zwar, nach welcher sich ein Theil der schönen Künste willkührlicher, und der andere natürlicher Zeichen bedient, kann bei dieser Verbindung nicht besonders in Betrachtung kommen. Da die willkührlichen Zeichen eben deßwegen, weil fie willkührlich sind, alle möglichen Dinge in allen ihren möglichen Verbindungen ausdrücken können, so ist von dieser Seite ihre Verbindung mit den natürlichen Zeichen ohne Ausnahme möglich.

Allein, da diese willkührlichen Zeichen zugleich auf einander folgende sind, die natürlichen Zeichen aber nicht alle auf einander folgen, sondern eine Art derselben neben einander geordnet werden müssen;

To folgt von selbst, daß die willkührlichen Zeichen sich mit diesen beiden Arten natürlicher Zeichen nicht gleich leicht und gleich intim werden vereinigen lassen.

1. Daß willkührliche, auf einander følgende Zeichen mit natürlichen auf einander folgenden Zeichen sich leichter und intimer werden vereinigen laffen, als mit natürlichen neben einander geordneten Zeichen, `ist klar. Da aber auf beiden Theilen noch der Unterschied hinzukommen kann, daß es entweder Zeichen für einerlei oder für verschiedene Sinne find, so kanu diese intime Verbindung wiederum ihre Grade haben.

1) Die Vereinigung willkührlicher auf einander folgender hörbarer Zeichen, mit natürlichen auf ein: ander folgenden hörbaren Zeichen, ist unstreitig unter allen möglichen die vollkommenste, besonders wennnoch dieses hinzukommt, daß beiderlei Zeichen nicht allein für einerlei Sinn sind, sondern auch von ebens demselben Organe zu gleicher Seit gefaßt und her. vorgebracht werden können.

Bon dieser Art ist die Berbindung der Poesie und Musik, so daß die Natur seltst sie nicht sowohl zur Verbindung, als vielmehr zu einer und ebenderfelben Kunst bestimmt zu haben scheint.

Es hat auch wirklich eine Zeit gegeben, wo sie beide zusammen nur Eine Kunst ausmächten. Ich will indeß nicht leugnen, daß die Trennung nicht natürlich erfolgt sey, noch weniger will ich die Ausübung der einen ohne die andere tadeln; aber ich darf doch bedauern, daß durch diese Trennung man

an die Verbindung fast gar nicht mehr denkt, oder wenn man ja noch daran denkt, man die eine Kunst nur zu einer Hülfskunft der andern macht, und von einer gemeinschaftlichen Wirkung, welche beide zu gleichen Theilen hervorbringen, gar nichts mehr weiß. Hernach ist noch auch dieses zu erinnern, daß man nur eine Verbindung ausübt, in welcher die Dichtkunst die helfende Kunst ist, nämlich in der Oper, die Versindung aber, wo die Musik die helfende Kunst wäre, noch unbearbeitet gelassen hat. *) Eder follte ich sagen, daß man in der Öper auf beide Verbindungen gedacht habe: nämlich, auf die Berbindung, wo die Poesie die helfende Kunst ist, in der Aric; und auf die Verbindung, wo die Musik

*) Vielleicht ließe sich hieraus ein wesentliches Unterscheidungszeichen zwischen der französischen und italienis fchen Oper festsehen.

In der französischen Oper ist die Poesie weniger die Hülfskunst; und es ist natürlich, daß die Musik derselben fonach nid't so brillant werden könne.

In der italienischen ist alles der Musik untergeordnet: dieses sieht man selbst aus der Einrichtung, der Opern des Metastasio; aus der unnöthigen Häufung der Personen, z. E. in der Zenobia, welche noch weit verwickelter ist, als Crebillons; aus der üblen Gewohn=" heit, jede Scene, auch die allerpaffionirteste, mit einer Urie zu schließen. (Der Sänger will beim Abgehen für feine Cadence beklatscht seyn.)

Man müßte in dieser Abficht die besten franzöfifchen Opern, als Atys und Armide, gegen die besten des Mefastafió untersuchen.

die helfende Kunft ist,/im Recitative? Es scheint so. Nur dürfte die Frage dabei seyn, ob diese vermischte Verbindung, wo nur nach der Reihe die eine Kunft der andern subservirt, in einem und ebendemselben Ganzen natürlich sey, und ob die wollüftigere, welches unstreitig die ist, wo die Poesie der Musik subservirt, nicht der andern schadet, und unser Ohr zu sehr vergnügt, als daß es das wenigere Vergnügen bei der andern nicht zu matt und schläfrig finden follte.

Dieses Subserviren unter den beiden Künften besteht darin, daß die eine vor der andern zum Hauptwerke gemacht wird, nicht aber darin, daß fich die eine bloß nach der andern richtet, und wenn ihre verschiedenen Regeln in Collision kommen, daß die eine der andern so viel nachgiebt als möglich. Denn dieses ist auch in der alten Verbindung geschehen.

Aber woher diese verschiedenen Regeln, wenn es wahr ist, daß beider Zeichen einer so intimen Verbindung fähig sind? Daher, daß beider Zeichen zwar in der Folge der Zeit wirken, aber das Maaß der Zeit, welches den Zeichen der einen und den Zeichen der andern widerspricht, nicht einerlei ist. Die einzelnen Töne in der Musik sind keine Zeichen, fie bedeuten nichts und drücken nichts aus; sondern ihre Zeichen sind die Folgen der Töne, welche Leidenschaft erregen und bedeuten können. Die willkührlichen Zeichen der Worte hingegen bedeuten für sich

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