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ist. Der Kopf des Caligula hingegen, den der englische Maler Jenkins besaß,`` ist zwar mit dem Namen dieses Künstlers bezeichnet, aber wohl gewiß nicht von ihm. So ist auch die ́Vermuthung des Zanetti nicht wahrscheinlich, daß die Buchstaben 410 auf einer Gemme, welche einen der Titanen vorstellt, den Namen des Dioskorides andeuten follten, weil die Manier von der feinigen ganz verschieden ist. *)

Die Buchstaben, mit welchen der Name des Dioskorides auf die ihm mit Grunde beizulegenden Steine eingegraben ist, haben allerdings eine vorzügliche Regelmäßigkeit und Eleganz. Überhaupt aber waren dies Eigenschaften, welche die griechischen Steinschneider nicht leicht vernachläffigten. Auch Mariette bemerkt, daß die runden Punkte an den Enden der Striche dieser Buchstaben auf mehreren antiken Gemmen vorkommen, und mit zu den wahrscheinlichen Beweisen der Ächtheit gehören. Auch er gedenkt der Vermuthung des Peiresc, dessen Meinung er jedoch so versteht, daß jene Punkte beßimmt gewesen wären, kleine Gölddrähte, die man der Gemme eingelegt, oder inkrustirt hätte, zu fassen und festzuhalten. Mariette tritt indeß so wenig, wie Stosch, dieser Meinung bei. Er sicht in die

* Dactylioth. Zanett, Tab. XXXIII. Vergl. Winkelmann, Descr. des Pierres gravées dn Cabinet du feu Bar. de Stosch, p. 339.

sen Punkten an den Enden der Buchstabenstriche nichts weiter, als was man, wie bekannt, auch an den Umschriften fast aller griechischen Münzen wahr nimmt; also bloß Punkte, womit man fich die Stel lung und Nichtung der Buchstaben im Voraus andeutete, ehe man die Striche zog, die nun mehr Bestimmtheit und Gleichförmigkeit erhielten.

Lessing's hierbei aufgeworfene Frage sest voraus, daß der Stein Nr. 27. beim Stosch der nämliche sey, von welchem in Gaffendi's Leben des Peiresc die Rede ist. Und freilich scheint sich dies sowohl aus dem, was Stosch darüber sagt, als aus der Vergleichung des Mäcen beim Stosch, mit dem Kopfe desselben im Mariette, Th. II. Taf, 49, zu ergeben. Sowohl jener, als dieser, oder vielmehr dieser Eine nämliche Stein, ist jest in der Königl. Sammlung zu Paris; und von dem, welchen Bagarris dem Peiresc zeigte, sagt Stofch gleichfalls: in Regium Cimelium migravit. Und doch nennt er diesen unmittelbar vorher nur similem imaginem; wenn dies anders nicht auf die eben vorher gedachten Köpfe gehen soll. Sind sie nun aber nur Ein Stein; dann fragt es sich freilich: woher kam es, daß-Peiresc, wie die Stelle beim Gaffendi ausdrücklich sagt, bloß die Punkte oder Löcher für die Buchstaben sah; und daß jeßt der Name, der Abbildung beim Stosch und Mariette zufolge, völlig ausgeführt darauf befindlich, und von den Punkten teine Spur übrig ist? Vielleicht, daß

Bagarris die Buchstaben vollendete und die Striche zwischen die Punkte, und mit in dieselben hinein. zog. Daß sie auf dem Kupfer nicht anzùdeuten sind, wäre dann kein Wunder; zumal, da man diese, Punkte, wie Stosch bemerkt, gemeiniglich nur mit angestrengter Aufmerksamkeit und mit bewaffneten Augen entdecken kann. Un dem Merkur (Nr. 28.). find sie indeß sehr auffallend sichtbar.

Über die Gemme beim Gaffendi ist ein Kopf des Solon; und die beim Stosch und Mariette ein Kopf Mä cens! Deffenungeachtet kann es Eine Gemme seyn, und ist es auch höchst wahrscheinlich; denn was Bagarris und. Peiresc für einen Solonskopf nahmen, wurde von ihnen und mehreren deßhalb dafür genommen, weil es andere Gemmen mit eben dem Kopfe gab, welche die Beischrift ZOALNOC hatten. Diese nahm may für Namensangabe des Kopfes, nicht des Künstlers, des bekanuten Steinschneiders Solon, der ein Zeitgenosse des -Dioskorides war, und sich gleichfalls zu Rom aufhielt. Stosch fest zu dieser Berichtigung hinzu, daß der Irrthum durch den Herzog von Orleans zuerst entdeckt seys und Baudelot hat ihn in einer eigenen Abhandlung *) umständlich gerügt und widerlegt.

*). Réflexions sur le prétendu Solon, dont on trouve le non sur quelques pierres gravées antiques. S. Hist. de l'Acad. des Insur. T. II. p. 406. ed. d'Amst.

3.

Grottes fen.

Pignorius) Leitet sie von der unförmlichen Zeichnungsart der Ägypter her, dergleichen auch auf der Isischen Tafel vorkommt:

Ex his imperitis delineationibus non male quorundam sententia apud Plinium confirmatur, linearem picturam Philoclis Aegyptii inventum esse; cum hisce convenire videatur, quod de infantia picturae narrat Aelianus, adeo indocte pictores tunc temporis penicillum tractasse, ut adscribere nomina rerum necesse haberent. Digna res utique, quam et Thebani pecunia mulctarent. Et hinc primum manasse censeo ego picturas illas, quas Vitruvius tantopere exagitat, quasque nostri in cryptis Romae inventas Grottesche appellarunt et avide arripuerunt.

Allein die Grottesken, welche Vitruvius so fehr_tadelt, **) waren eine Erfindung der Maler

*) Mensa Isiaca, p. 13. ed. Fris.

**) L. VII. c. 5.

feiner Beit, und mehr das vorfehliche Werk einer ausschweifenden Einbildungskraft und eines übeln Geschmacks, als Nachahmung des ägyptischen Style.

Ich wüßte auch nicht, was die Künstler zu Vitruv's Zeiten hätte bewegen können, den ägyptischen Styl nachzuahmen. Der ägyptische Aberglaube hatte damals noch keinen so allgemeinen Beifall unter den Römern gefunden, daß die durch den felben eingeführten Figuren die Kunst hätten verderben können.

Zusatz von Eschenburg.

Da dieser Gegenstand schon so oft, und erst neuerlich in verschiedenen eigenen lesenswürdigen Schriften*) behandelt ist; so schränke ich mich hier nur auf ein Paar Anmerkungen ein, die auf das Vorstehende nähere Beziehung haben.

*) Über die Arabeske, von Herrn U. Riem, in der Monatsschrift der Berliner Ukademie der Künste, Bd. I. St. 6 u. f. - Von Urabesken, im Teutschen Merkur vom Jahre 1789. B. I. S. 120 ff.

Über den Ge= brauch der Grottesken und Arabesken; Leipzig 1790. 8. über die Grotteske; Einladungsblätter von J. D. Fiorillo; Göttingen 1791, 8.

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