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niges Licht erhalten. *) Ein männlicher und weiblicher Centaur, jener auf der Leyer spielend, dieser eine doppelte Tibia blasend, tragen beide einen geflügelten Knaben auf ihren Rücken, deren jeder auf einer Queerpfeife bläst; unter dem aufgehobenen Borderfuße des einen Centaur liegt ein Krug, und unter des-andern ein Horn. Was kann diese Allegorie fagen follen? was kann sie hier sagen sollen? Ein Mann zwar, wie Herr Klok, der feinen Kopf voller Liebesgötter hat, würde mit der Antwort bald fertig seyn. Auch das sind meine Amors! würde er fagen; und der weise Künstler hat auch hier den Triumph der Liebe über die unbändigsten Geschöpfe, und zwar ihren Triumph vermittelst der Musik, vorstellen wollen! Ei nun ja; was wäre der Weisheit der alten Künstler auch würdiger ge wesen, als nur immer mit der Liebe zu tändeln; besonders, wie diese Herren die Liebe kennen! In= deß wäre es doch möglich, daß einmal auch ein alter Künstler, nach ihrer Art zu reden, der Liebe und den Grazien weniger geopfert, und hier bei hundert Meilen an die liebe Liebe nicht gedacht hätte ! Es wäre möglich, daß, was ihnen dem Amor so ähnlich sieht, als ein Tropfen Wasser dem andern, gerade nichts Lustigeres, als der Schlaf und der Tod seyn sollte.

*) Boissardus Part. III. p. 144. S. die beigefügte Kupfertafel.

Sie sind uns beide in der Gestalt geflügelter Knaben nicht mehr fremd; und der Krug auf der Seite des einen, und das Horn auf der Seite des andern, dünken mich nicht viel weniger redend, als es ihre buchstäblichen Namen seyn würden. Zwar weiß ich gar wohl, daß der Krug und das Foru auch nur Trinkgeschirre seyn können, und daß die Centauren in dem Alterthume nicht die schlechtesten Säufer sind; daher sie auch auf verschievenen Wer ken in dem Gefolge des Bacchus erscheinen, oder gar seinen Wagen ziehen. *) Aber was brauchten fie in dieser Eigenschaft noch erst durch Attributa bezeichnet zu werden? und ist es nicht auch für den Ort weit schicklicher, diesen Krug und dieses Horn für die Attributa des Schlafes und des Todes zu erklären, die sie nothwendig aus den Händen werfen mußten, um die Flöten behandeln zu können?

Wenn ich aber den Krug oder die Urne als das Attribut des Todes nenne, so will ich nicht bloß den eigentlichen Uschenkrug, das Ossuarium oder Cinerarium, oder wie das Gefäß sonst hieß, in welchem die Überreste der verbrannten Körper aufbewahrt wurden, darunter verstanden wissen. begreife darunter auch die Aŋzvdovs, die Flaschen jeder Art, die man den todten Körpern, die ganz zur Erde bestattet wurden, beizusehen pflegte, ohne

Ich

Gemme antiche colle sposizioni di P. A. Maffei.
Part. 1. p. 58.

mich darüber einzulassen, was in diesen Flaschen enthalten gewesen. Sonder einer solchen Flasche blieb bei den Griechen ein zu begrabender Leichnam eben so wenig, als sonder Kranz; welches unter andern verschiedene Stellen des Aristophanes sehr deutlich besagen,*) so daß es ganz begreiflich ist, wie beides ein Attribut des Todes geworden.

Wegen des Hornes, als Attribut des Schlafes, ist noch weniger Zweifel. An unzähligen Stellen

*) Besonders in den Ekklesiazusen, wo Blepyrus mit feiner Proxagora schilt, daß fie des Nachts heimlich aufgeftanden und mit seinen Kleidern ausgegangen sey (3. 533. 34.):

Ώιχου καταλιπουσ' ώσπερει προκείμενον,
Μονον οὐ στεφανωσασ', οὐδ ̓ ἐπιθεισα λη-

κυθον.

Der Scholiast segt hinzu: Elodaổi yag lai reκρων τουτο ποιειν. Man vergleiche in dem nämlichen Stücke die Zeilen 1022—27, wo man die gries chischen Gebräuche der Leichenbestattung beisammen fin= det. Daß dergleichen den Todten beizusehende Flaschen, Anzugo, bemalt wurden, und daß es eben nicht die größten Meißter waren, die sich damit abgaben, erhellt ebendaselbst aus 3. 987. 88. Tanaquill Fa= ber scheint geglaubt zu haben, daß es nicht wirkliche bemalte Flaschen gewefen, die man den Todten beigefest, sondern daß man nur um sie her dergleichen Flaschen gemalt; denn er merkt bei der legten Stelle ́an : Quod autem lecythi mortuis appingerentur, aliunde ex Aristophane innotuit. Ich wünschte, er hätte mns bieses aliunde nachweisen wöllen.

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gedenken die Dichter dieses Hornes: aus rollem Horne schüttet er seinen Segen über die Augenlieder der Matten,

Illos post vulnera fessos

Exceptamque hiemem cornu perfuderat omni Somnus;

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mit geleertem Horne folgt er der weichenden Nacht nach in seine Grotte,

Et Nox, et cornu fugiebat Somnus inani. Und so wie ihn die Dichter sahen, bildeten ihn auch die Künstler.*) Nur das doppelte Horn, womit ihn die ausschweifende Einbildungskraft des Romeyu de Hooghe überladen, kannten weder diese, woch jene. **)

Zugegeben also, daß es der Schlaf und der Tod seyn könnten, die hier auf den Centauren sigen: was wäre nun der Sinn der Vorstellung zusammen?

Doch wenn ich glücklicher Weise einen Theil errathen hätte: muß ich darum auch das Ganze zu erklären wissen? Vielleicht zwar, `daß so tiefe Ge= heimnisse nicht darunter verborgen liegen. Vielleicht, daß Amemptus ein Tonkünstler war, der sich vor= nämlich auf die Instrumente verstand, die wir hier

*) Servius ad Aeneid. VI. v. 233. Somnum cum cornu novimus pingi. Lutatius apud Barthium ad Thebaid. VI. v, 27. Nam sic a pictoribus simulatur, ut liquidum somnium ex cornu super dormientes videatur effundere.

**) Denkbilder der alten Völker, S. 193. Deutsche Übersch.

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