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NACHRICHT VON J. WIMPFELINGS DEUTSCHLAND

While collecting material for a republication of Jacob Wimpfeling's Tutschland, which Hansz Michel Moscherosch caused to be printed in 1648, one hundred and fifty years after it was written, I ran across an account of this defense of Strassburg and the Rhine by Adam Ritter, of the year 1752, which attracted my attention as an exceedingly rare bit of German philology for those days.

Ritter reviews Wimpfeling's Germania, giving a detailed outline of the work, and then adds a few remarks of his own about the language of Wimpfeling which I thought worthy of preser

vation.

UNIVERSITY OF WISCONSIN

ERNST VOSS

Nachricht

von

J. Wimpflings Deutschland

zur Ehre der Stadt Straszburg etc.

mit einigen Anmerk. zu der teutschen Sprache begleitet

von

Adam Daniel Richter,

Rector der Schule uff St. Annaberg. 1752.

(Altes und Neues von Schulsachen gesamlet von M. Joh. Gottl. Biedermann, R. Achter Theil. Halle, 1755. S. 28-41.)

Berlin, Nc. 4506.

Jacob Wimpfling, ein Theologus und Historicus, von Schlettstatt im Elsas, hat, nebst seinen verschiedenen gedruckten Schriften, auch eine Abhandlung von der Stadt Straszburg zurücke gelassen, welche, weil er solche schon im Jahre 1501 aufgesetzet, aber nicht selbst dem Druck übergeben, 147 Jahre hernach von Hansz Michel Moscheroschen zum Druck befördert worden. Wir wollen aus dieser kleinen Schrift, dann sie beträgt nicht mehr als 6 Bogen in Quart gedruckt, weil sie sich doch etwas selten gemacht, einen kurzen Auszug geben, und selbigen mit einigen Anmerkungen von unserer Muttersprache begleiten. Der Titel

dieses kleinen Werks ist folgender: Tutschland Jacob Wympfflingers von Schlettstatt zur Ere der Statt Straszburg vnd des Rinstroms. Unter disem Titel, auf dem Titelblatte, steht ein Wappen, in dem Schilde liegt ein Balken oben von der Linken bis unten zur Rechten, über demselben ist ein Helm oben mit einer Krone, zu beyden Seiten ist Laubwerk, über der Krone steht ein Federbusch, zu beyden Seiten neben diesen Wappen ist zur Linken eine Münze mit einem Engel, dessen Flügel zugethan sind; dieser hält ein Creutze gerade vor sich, desgleichen zur Rechten eine Münze, mit einem ausgeschlagnen Adlerflügel. Unter diesen Wappen stehet: Jetzo nach 147 Jahren zum Truck gegeben durch Hansz Michel Moscherosch, und zu Ende unter einer darzwischen geschlagenen Linie: Getruckt zu Straszburg bey Johann Philip Mülben und Josias Städeln, 1648. Moscherosch hat solcher kleinen Abhandlung eine Zuschrift an den Rath zu Straszburg vorgesetzt, darinnen er Wimpflingen lobet, dasz er treulich und einfältig schriebe, offenherzig und recht von einer Sache rede. Auch versichert er, dasz er des Verfassers Worte fleiszig in Obacht gezogen, und seines Wissens oder Willens nicht einen Buchstaben davon noch darzu gethan habe, dasz man also die zu Wimpflings Zeiten im Ober- Elsas gewesene Mundart daraus ersehen könne. Zu Ende der Zuschrift steht auf einer ganzen Seite wieder ein Wappen, welches darinne von dem auf dem Tittelblatte abgehet, dasz der Balken im Schilde schräg von der Rechten zur Linken liegt, dasz statt des Laubwerks hier zwey Löwen auf beyden Seiten den Schild halten, und dasz die Federn über Helm und Krone hier von einer Seite zur andern rund oben herum aufrecht ausgebreitet stehen.

Dergleichen Zuschrift an den Rath zu Straszburg hatte Wimpfling seiner Abhandlung selbst auch vorgesetzt unter folgendem Titel: Den Groszmächtigen, Edelen, Meyster und Rat der löbl. Statt Straszburg, winscht Jacobus Wimpfling von Sletstatt, Selikeit und Merung des gemeynen Nutzes. In der Zuschrift selbst nennet er den damaligen Rath solcher Stadt hoch beriemte Rathsherren, fürsichtige vnd Vernunftweise Herren, Meyster und Rath, und sagt, weil viele meyneten, es wäre Straszburg und andere Städte am Rhein ehemals dem Könige in Frankreich zuständig gewesen, auch viele Straszburger selbst mehr dem Könige in Frankreich, als dem deutschen Reiche, geneigt wären, so wolle er erst mit wahrscheinlichen Vermuthungen, ferner mit glaubwürdigen Zeugnissen, und denn mit den bewährtesten Geschichtschreibern darthun, dasz Straszburg und die andern Städte des Rheins, niemals den Franzosen zugehöret. Solche Zuschrift ist gegeben vsz dem Kloster des H. Sant Wilhelmen in der Vorstatt, vff den xiiii Tag Octobris MCCCCC. im Ersten.

Die Abhandlung endlich selbst ist in zwey Bücher abgetheilt. In dem ersten Buche beweiset er seinen Satz mit Vermutigung, darnach

mit glaubwürdigen Gezügen, und dann mit den bewertesten Geschichtschreibern. Vorhero sagt er noch dasz nie kein Franzos römischer Kayser gewesen; er erzehlet ferner, aus welchem Lande die vorigen Kayser hergestamt, und dasz das Land, zwischen Frankreich und dem Rhein mitten inne, zu Deutschland gehöre. Die erste Vermuthung, welche er nun vorbringt, ist: Pipinus, Karoli M. Vater, könne kein Franzose gewesen sein, weil die Deutschen damals im Sprüchwort gesagt: Du magst das oder das Ding nit tun oder zu wegen bringen, wann du glich werst als wisz als Künig Pipis. Denn die Deutschen würden nicht den Namen eines Franzosen so ofte im Munde führen. Seine andere Vermuthung, dasz Karolus M. ein Deutscher gewesen, nimmt er daher, weil derselbe deutsche Bücher geschrieben, und den Monaten und Winden, auch seinen Söhnen und Töchtern deutsche Namen gegeben. In der dritten Vermuthung sagt er, Kayser Karl der Grosse hätte sich allezeit in Deutschland aufgehalten, daselbst Kirchen und Klöster gestiftet, Städte und Schlösser gebauet, hätte sich auch in Deutschland, vor sich und die Seinigen, sein Begräbnisz erwählet, welches er alles, wenn er ein Franzose, nicht würde gethan haben. In der vierten und letzten Vermuthung hält er für unglaublich, weil es die Schwaben, Bäyern und Franken nicht würden zugelassen haben, dasz die Franzosen jenseit des Rheins Städte erbauet, Herrschaften und Obrigkeiten gehabt, wol aber hätte Pipinus, Karoli M. Vater, ein Deutscher, über die Franzosen geherschet.

Nunmehro führet er sieben Zeugnisse, oder Gezügen an, mit welchen er seinen Satz noch weiter behauptet. Der erste ist Innocentius III, in dem Capitel venerabilem, de Electio. Die andern sind Iustinianus in l. 1. ff. de Censibus. Ammianus Marcellinus, Vrbanus II, in dem Concilio zu Claremont, Eneas Sylvius in seiner Europa. Marcus Anthonius, Sabellicus in der Geschichte der Venetianer, und Cornelius Tacitus von Deutschland. Von denen bewährtesten Geschichtschreibern nennet er den Suetonium in dem Leben Augusti, und beweiset aus dem selben, dasz an den Staden des Rinns, auf welchen Straszburg gelegen, niemals Franzosen gewohnet, und dasz also diese Gegend zu Deutschland, aber niemals zu Frankreich, gehöret hätte.

Zu Ende dieses Buchs hat er noch eine Entschuldigung der Gilgen halb in der Mynz angefüget. Denn weil etliche glaubten, dasz die Gilge, welche auf denen Münzen der Stadt Straszburg geprägt stünde, ein Beweis wäre, dasz Straszburg ehemals unter der Herrschaft des Königes von Frankreich gestanden, so antwortet er darauf, dasz niemand diese Vermuthung mit einem tüchtigen Zeugnisz würde bestätigen können; hernacher, dasz denen Französischen Münzen drey Gilgen, auf der Straszburger Münze aber nur eine geprägt, und dasz der König von Frankreich drey Gilgen in den Panern und Schilten, Straszburg aber

nur eine in den Pfennigen führe. Straszburg habe auch ein ander Stritt Paner, nemlich ein rote Strosz durchgezogen und zerteilende ein, wisz schinende Felt. Auch wäre dieses Gepräge auf den Straszburgischen Münzen noch nicht gar alt, dieweil die Straszburger ehedem einen Engel, Adler, Vittich, oder sonst ein ander Bildnisz auf ihre Münzen geschlagen, deren noch viele vorhanden wären. Es hätten aber auch die römischen Kayser vielen Edelen in Deutschland Gilgen, manchen eine, andern auch mehrere, in Schild und Wappen gegeben, und ebenso könten sie, als Herren der Stadt Straszburg, denen Straszburgern eine Gilge in ihre Münze verliehen haben. Endlich wäre das Geschlecht Karoli M. bey den Franzosen, in dem Könige Ludwig, der Königs Lotharii Sohn gewesen, erloschen, und die Regierung auf einen Hauptmann, genannt Hugo Capucius, oder Zschappeler, den das gemeine Volk für eines Metzigers Sohn gehalten hätte, gekommen.

Nun folget das andere Buch, welches in sieben und zwanzig kleine Abschnitte getheilet ist, wir wollen eines ieden seine Ueberschrift hersetzen. 1) Von der Einhellikeit. 2) Von Lieb des gemeynen Nutzes. 3) Von Fürsichtikeit des Kriegs. 4) Von vermydung zu vil Stoltzikeit. 5) Von Früntschaft der Nachgebaren. 6) Von der Gerehtikeit gegen den Vszländigen. 7) Von der Behäblicheit zu der gemeynen Schatzkammer. 8) Von der Gerehtikeit in der Stat. 9) Von dryerhand Stadt, (Ständen) so in eyner Stat notturfftig sint. 10) Von Fürsichtikeit. 11) Etliche eins fürsichtigen Rattsherren Eigenschafft. 12) Von Järlichen Geschichten. 13) Ein mittliden mit den groben Vngelerten. 14) Die Nutzbarkeit der Latinischen sproch. 15) Von einer Vähtschul, darin die Kind, nachdem sie die ersten Ruchwerk der buchstablichen Geschrifft ergriffen, gelert würden anzesehen, (d. i. anzurichten). 16) Ein Ebenbild der Fürsten und ander Stett. 17) Von schaden des Müsziggands vnd Vngelergkeit. 18) Von dem Gotsdienst. 19) Von eim Cantzelprediger. 20) Was durch Lieb willen des Gotsdiensts zu straffen sig. 21) Von den guten Burgern. 22) Von Anwisung der Kind. 23) Von Ziehung der Döhter. 24) Der Edelen und Bürgers Sün, warin sie vnderwisen werden sollen. 25) Durch zwey Ding wurt Straszburg sellig, deren eins Doctor Johannes Keisersperg, vwer allerwisester vnd redlihster Prediger, dick an siner Predig bestymbt. 26) Die Vberträffung der Statt Straszburg. 27) In welchen weg Gott und sine Mutter dise Stat beschirmen werden.

Nach diesen Abhandlungen folget der Beschlusz von Wimpflings Zuschrift an den Rath zu Straszburg, darinnen er sagt, dasz er ihnen solche Schrift übergebe, mit vorhergegangenem Beyfall ihrer Mitbrüder vnd Süne, Herrn Jacob Merschwin und Sebastiani Brant, nicht dasz er einen Mangel an ihrem Regimente tadeln, sondern dasz er allen Städten und Gemeinden, und ihren Kindern, die solche Dinge lesen würden, nützlich seyn wollte. Auch erhellet zugleich aus diesem Beschlusz, dasz

er diese seine kleine Schrift selbst hat wollen in Druck geben, da er schreibt, sie würden es nicht ungütig nehmen, dasz er dieses Lob ihrer Stadt und ihre Freyheit, ihren Bürger, Johanni Prysz, durch seinen Druck auszubreiten, nicht habe versagen wollen.

Zu Ende hat der Herausgeber, Hansz Michel Moscherosch, noch eine kleine Nachricht von Jacob Wimpflingen angehängt, welche Caspar Hedio, Doctor im Münster zu Straszburg, im vierten Theil seiner Chronick, am 722 Blatt erzehlet, aus welcher wir nur noch anmerken dasz Jacob Wimpfling zu Schlettstatt nicht wie sonst erzehlet wird, 1450, sondern 1449 gebohren, dasz er von Jugend auf in guten Künsten, erstlich zu Schlettstett, unter Ludewig Drigenberg, dem Schulmeister, hernach zu Freyburg etc. wohl erzogen, und unter seinen Schülern Jacob Sturm, von den Edelen, der fürnehmste gewesen. Pabst Julius habe ihn frey gesprochen, als seine Feinde ihn zu Rom verklagt, dasz er den Augustiner-Orden verachtet, und zwar habe solches der Pabst gethan auf Unterhandlung Jacobi Spiegels, Kaysers Maximiliani Secretarii, der des Wimpflings Schwester Sohn war. In seinem Alter habe sich Wimpfling zu Schlettstatt, bey seiner Schwester Magdalena, aufgehalten, wäre bey 80 Jahr alt worden, hätte oft die Worte gebetet: Du milter Jesus bisz gnädig mir armen Sünder, der ich des gemeynen nutzens, Einigkeit der Cristen, der H Geschrifft, vnd dasz die Jugend recht vferzogen, ein Liephaber bin, und wäre endlich den 16 Wintermonat 1528 gestorben.

Wir wollen numehro bey dieser kleinen Schrift einige Anmerkung wegen der deutschen Sprache, und zwar erstlich, was die Rechtschreibung derselben anbelangt, machen. Hier finde ich nun, dasz in den meisten Wörtern für den Doppellaut ei nur ein i stehet, als das Rich für Reich, schribt für schreibt. Deszgleichen ist in den meisten Wörtern für den Doppellaut ü der Doppellaut ie, und zwar am meisten vor dem h oder d, oder wenn der Mittlauter vor oder nach ein h haben solte, als: beriemten für berühmten, fiert für führt, Brieder für Brüder, Gemiet für Gemüth. In sehr vielen Wörtern stehen statt des Doppellauts au nur ein u, als das Husz für Hausz, der Gebruch für Gebrauch. Offte stehet ein a für e, als antweder fur entweder; ein e für å, als hetten für hätten; ein e für a, als die Zel für Zahl; ein e für ie, ein i für ey, als Bispel für Beyspiel; ein i für ü, als er winscht für wünscht; ein i für ie, als dise für diese; ein i oder ie für ü, als vszgeschittet für ausgeschüttet, hietten für hütten; ein ou für au, als gloubten für glaubten, das Houbt für Haupt, ow für au, als die Frowen für Frauen, gehowen für gehauen; ein u für o, als die Sunne für Sonne, der Sun für Sohn, ein ü für eu, als früntlich für freundlich; hüt für heute; ein ü für ei, als verlüht für verleihet, uw für eu, als nuwe für neue; ein y für ein i oder ei, als gewynen für gewinnen, myn für mein, Nyd für Neid, y für ey, oder ü, als

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