Inhalt. Wiener Glossen; von Fr. Diez Beiträge zur Kenntnifs der französischen Sprache des XIV. Jahrh.; von Dr. Otto Knauer Seite 14 Zu der Erzählung Adam's von Cobsam "the Wright's chaste 44 Sprachliches zu Fr. Diez, Altromanische Glossare; von Hermann 65 Trois traités de lexicographie latine du XIIe et du XIIIe siècle; par A. Scheler (Schlufs) Kritische Anzeigen : Zur Literatur über Chaucer; von L. Lemcke Miscellen: 65 75 94 Zu Dante's Inferno V, 59; von B. ten Brink Zu Flamenca, ed. Meyer; von A. Mussafia. Zu Cléomades, ed. Van Hasselt; von demselben Bemerkungen zu: Trois traités de lexicographie latine du XII et du XIII siècle; von Hertzberg. Zu Guillem von Berguedan; von K. Bartsch. Spuren des lateinischen Neutrum Plurale im Altfranzösischen. 111 113 120 121 126 Ueber die Aechtheit der einzelnen Theile des Roman du Rou; von G. Körting 170 Analecta aus der Marcusbibliothek; von A. Mussafia. Mittheilungen aus den romanischen Dialecten Graubündens; von 228 Miscelle: Schiller's Wilhelm Tell in romanischer Uebersetzung mit getheilt von H. Kurz 235 Seite Italienische Volksmärchen; von R. Köhler Ferdinand Wolf's Bedeutung für die romanische Philologie; von A. Ebert. Zum Romaunt of the Rose; von B. ten Brink Chrestomathie provençale par K. Bartsch; angez. von E. Boehmer 231 271 306 315 Etymologisches Wörterbuch der englischen Sprache von E. 318 Le Victorial, traduit par A. de Circourt et le comte de Puy- Dits et Contes de Baudoin de Condé et de Jean de Condé, Miscellen: Das Räthsel der Leys d'Amors von A. Tobler 324 331 353 354 356 Berichtigung von E. Böhmer. 360 Ein Beitrag zur Kenntnifs der Escorialbibliothek, von H, Knust. 361 Beiträge zur Kenntnifs der französischen Sprache des XIV. Jahr hunderts; von O. Knauer (Fortsetzung) 388 Italienische Nachtgebete; von R. Köhler 409 Nachweise zur französischen Grammatik aus dem Vulgärlatein; von H. Rönsch 418 Kritische Anzeigen: La Storia di Ottinello e Giulia, poem. popul. in ottava rima; 429 In lode di Dante, Capitolo e Sonetto di Ant. Pucci; angez. 431 Bibliothek ausländischer Klassiker; angez. v. demselben Wiener Glossen. -- Unter die mittellateinischen Glossensammlungen, welche zur Geschichte des romanischen Sprachmaterials mehr oder weniger beizutragen geeignet sind, gehört unter andern eine lateinisch- deutsche der Wiener Hofbibliothek in einem aus Handschriften verschiedener Jahrhunderte zusammengesetzten Pergamentcodex, R. 3355, Blatt 234236. Schon Denis hat sie ediert (II, p. 1545), aber mitunter sehr fehlerhaft. Einen bessern Abdruck lieferte Graff, Diutiska III, 405 1). Diese Sammlung ist ein Bruchstück von geringem Umfang, sie enthält nicht mehr als 92 Glossen, unter welchen eine doppelt; der lateinischen oder romanischen Wörter darin sind es 94. Sie ist schlechthin sachlichen Inhalts und betrifft den Ackerbau und Haushalt, namentlich Gefäfse, Kleidung, Pferdegeschirr. Hoffmann von Fallersleben gedenkt ihrer und bemerkt, sie sei etwa aus dem 11. Jahrhundert, s. dessen Althochd. Glossen p. XXXI; in dasselbe Jahrhundert setzt sie auch Graff, Sprachsch. I. p. LXXIII. In der That sind die Formen noch rein althochdeutsch, ohne irgend einen 1) Sie hätte für das Casseler Glossar mit Vortheil benutzt werden können, was weder von W. Grimm noch von mir geschehen ist, von mir, weil mich die mehrfach darin vorkommenden Barbarismen und Dunkelheiten von ihrer Benutzung abschreckten. Neulich aber lenkte W. Wackernagel meine Aufmerksamkeit wieder auf sie und fügte seiner Aufforderung sie zu bearbeiten (welcher ich hiermit willig Folge leiste) eine Abschrift von Hoffmann v. F. bei, die den oben erwähnten Abdruck von Graff nicht unerheblich berichtigt. Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. VIII. 1. 1 mittelhochdeutschen Anflug. Noch spricht sie riumo, nicht riomo oder riemo; sogar das wortbindende a ist noch in Kraft, wie in scatahuot. Die Mundart ist sehr bestimmt ausgeprägt: für steht fast durchaus p; pf wird ph oder auch ƒ geschrieben; ƒ bleibt oder lässt sich durch ausdrücken; g wird niemals durch die Tenuis verdrängt; für k steht schlechthin ch, nur im Auslaute und in der Verbindung sc wird c gebraucht; d lässt sich eben so wenig durch die Tenuis vertreten wie g, und auch diese weicht der Media nicht. Der Consonantismus trifft also im wesentlichen mit dem des Casseler Glossars zusammen, so dafs man hieraus, da auch der Unterschied im Vocalismus beider Denkmäler nicht beträchtlich ist, vielleicht einen Schlufs auf die Oertlichkeit unsers Glossars ziehen dürfte. Was die fremden Wörter betrifft, so hat sich bereits Denis über deren Gestalt verwundert und die Frage aufgeworfen, ob ein Italiener in Deutschland oder ein Deutscher in Italien sie aufgeschrieben habe. Dals sie von einem Deutschen herrühren, ist nicht zu bezweifeln, eben so wenig aber auch, dafs dieser sie nicht aus dem Munde des Volkes gesammelt, dafs er sie vielmehr aus vorhandenen Glossaren ausgezogen habe. Denn theils findet man einzelne Abschnitte fast mit derselben Reihenfolge der Vocabeln wie in andern weit älteren Sammlungen, theils konnte sich der Verfasser über gewisse herkömmliche Eigenheiten, welche diese Sammlungen in der Behandlung einzelner Vocabeln blicken lassen, nicht hinaussetzen, z. B. wenn er Accusative ansetzt für Nominative, namentlich burim für buris, oder wenn er forceps mit der Etymologie a pilo begleitet. Dafs er trotz der ihm vorliegenden Quellen Lateinisch und Romanisch und zwar nicht blofs mit Italienisch, sondern auch mit Französisch, welche Sprachen er in der Fremde gelernt haben mochte, verwechselt, ist leicht zu erkennen. Einzelne romanische Wörter enthalten fast alle lateinisch - deutschen Glossare, hier aber stehen sie gedrängt nebeneinander, und wo ein Wort sich nicht als ein rein romanisches entfalten kann, wo es sich beugen mufs unter das Latein, verräth es |