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steht), ital. fuscinola Gabel, ausserdem wohl nicht vorkommend.

Manuterias hantduuehillū (Handtücher). Bereits Gregor d. Gr. bedient sich des Wortes manutergium, geformt wie manutigium, und später taucht auch das syncopierte manuterium auf. Den Volkssprachen ist es nicht bekannt.

Fossorias houun (Hacken). Schon Isidorus 12, 14 hat das Wort und es wird wohl dem römischen Landmanne bekannt gewesen sein: 'fossorium vocant, quod foveam faciat'. Gleichwohl ist es nur in Frankreich heimisch: prov. altfr. fossor, vgl. ligo hoe ou fossour Gloss. lat. gall. DC.

Genuale ampahtlahhan. Das lat. Wort heisst Kniebinde und wird in einem Emmeramer Codex entsprechend mit chnilachan wiedergegeben Grff. II, 158, wogegen ihm ampahtlahhan (buchstäblich Diensttuch, erinnernd an franz. serviette, von servir), welches anderwärts zur Verdeutschung von gausape, mensale, mappa dient, nicht entspricht. Zu genuale aber stellt sich nur das ital. ginocchiale.

Rosarum scarasahs (Schermesser). Gemeint ist rasorium, welches, im Latein nicht vorhanden, schon in den Isidorischen Glossen und später häufig erscheint; ital. rasojo, franz. rasoir, mit ähnlicher Bedeutung port. rasouro, span. rasero Streichholz.

Procula zuec, soll heifsen brocula, ein gemeinrom. Wort von unsicherer Herkunft, z. B. span. broca, franz. broche Zweck der Schuhmacher. Von vorliegendem sonst nicht vorhandenen Diminutiv gibt auch das Glossar von Lille Zeugnifs: brocula broche.

Spado drát, schlecht geschrieben für das ital. spago, s. Etym. Wb. II, 66.

Manugo stil. Es könnte entstellt sein aus тапиbrium, läge buchstäblich nicht weit näher das gleichbedeutende ital. manico, span. mango, fr. manche (masc.), dessen ältestes Beispiel es zu sein scheint. Man lese mánago, im Einklange mit einer andern Glosse unsrer Sammlung Managa armilo (Ermel).

Fundallo sola.

Sundallo lautet ersteres in Graffs Abdruck und ein solches Wort läfst sich eher deuten als fundallo: es könnte das ital. sándalo sein.

Mezipe ufsiuid. Was bedeutet dies? Graff liest uffiuid, hat übrigens diese Glosse in den Sprachschatz nicht aufgenommen.

Thomar uperscuhi. Ueber dieses unlateinische aus dem östlichen Europa stammende, im ital. tomajo, zurückweisend auf ein früheres tomario, tomaro, vorliegende Wort s. Dief. Goth. Wb. I, 207.

Piz spiz. Jenes lässt sich als eine altfranz. Nominativform für pic-z auffassen, wie schon im Casseler Glossar pis für pic-s zu nehmen ist: das Nominativzeichen z verhält sich wie in wan-z des letzteren Glossars, nur dafs es daselbst ts vertritt (want-s). In dieser Weise würde ein Romane das Wort behandelt haben; unser, Deutscher ward vielleicht durch spiz auf piz geführt. Die Bedeutung ist Spitze oder Schnabel des Schuhes, mhd. der spiz Wbch. II, 514.

Scoph soc. Scoph halte ich für deutsch, nicht romanisch; scôphsoc würde heissen Dichterschuh, Sängerschuh, womit lat. soccus (Theaterschuh) übersetzt werden sollte, das der Schreiber aber voranzusetzen vergals.

Calza hosotra... chnehosa. Calza aus calceus, mlat. calcia, ist trefflich romanisch, ital. span. calza, franz. chausse. Das verdeutschende hoso ist verschrieben für hosa, welches sogleich in richtiger Gestalt folgt. Das an hoso hangende tra mufs abgelöst werden, denn hosotra wäre ein Unding, und zu lesen ist bracca oder bracile, deren Ende wegfiel, da das an dieser Stelle, nach Graffs Bemerkung IV, 1050, dünne Pergament das Schreiben hindern mochte, wodurch das angefangene Wort eine Verstümmelung erlitt, wenn die Buchstaben nicht vielmehr später weggekratzt wurden. Kniehose ist wohl ein über das Knie hinabreichendes Beinkleid.

Fasoniola wintinc (Binde). Das deutsche Wort dient auch, fascia, fasciale, fasciola zu übersetzen. Fasoniola, mit den beiden Suffixen on und ol ausgestattet, kennen die romanischen Wörterbücher nicht (das ital. hat nur

fascivola) und enthalten überhaupt kein zweites Beispiel dieser Combination von on und ol. Da sich indessen das mit ol logisch nah verwandte ell an on zu fügen nicht schlechthin verschmäht, wie in jambonel, jambonneau, so ist die Möglichkeit eines franz. faisoniole nicht unbedingt abzuweisen.*

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Nastlo nestila (Nestel, Bandschleife), mlat. nastula, an dessen Stelle der Verfasser eine syncopierte d. h. romanische Form ital. nastro setzt. Graff hat dieses nastlo seinem Sprachschatz als deutsche Vocabel einverleibt.

Sincta 'gurtila. Sincta, dessen s sich auf französische Aussprache des c beziehen muss, ist romanisch, nicht lateinisch, nämlich ital. cinta, span. cincha, prov. cinta, franz. ceinte.

Sella lenti fano. Das angeblich lat. sella soll, wie sich aus lentifano ergibt, womit in einem andern Glossar lumbare verdeutscht wird, eine Bekleidung der Lenden bedeuten, aber ein solches sella ist auf dem ganzen Gebiete nicht zu entdecken. Höchst wahrscheinlich aber haben wir hier einen alten Bekannten vor uns. Der Schreiber nämlich mufs die erste Silbe des im Casseler Glossar enthaltenen fassela (aus fascia) fallen gelassen haben: eine andere Erklärung wird sich schwerlich darbieten. Die Bedeutung wäre: eine um die Hüfte geschlungene Binde oder Schärpe, und wohl mag ein franz. faissele Statt gefunden haben, wovon hier ein zweites, selbständiges Zeugniss vorzuliegen scheint.

Fibula dura naruuo. Das romanische, dem lateininischen Lexicon fremde fibuladura mufs das Geheftete an Kleidungsstücken bedeuten und kommt vor im ital. affibbiatura, welches altfranz. fibléure lauten konnte. Die Uebersetzung narwo steht in einem andern Glossar dem lat. ansula zur Seite, einem Synonym von fibuladura. Graff nimmt in narwa = cicatrix und narwa fibuladura zwei stammverschiedene Wörter an, beide aber sind eins, denn auch die Narbe ist etwas Geheftetes, und nicht wenige Sprachen haben für beide Begriffe ein und dasselbe Wort.

Uro vel limbus soum. Uro soll ora ausdrücken, ist aber schwerlich ein Schreibfehler, sondern verräth sich mit der männlichen Endung o als einen Romanismus, vgl. altfranz. or (norm. ur), sard. oru, s. Etym. Wb. I. orlo.

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Lansa gero. Das deutsche Wort, mhd. gêre, bedeutet ein eingesetztes keilförmiges Stück in einem Kleide, von gêr, wegen der Aehnlichkeit mit einem Speereisen. Auch pilum vestimenti sagte das Mittelalter. Hier erfahren wir nun zu weiterer Bestätigung der Herleitung von gêro aus gêr, dafs sich der Romane für dieselbe Sache auch des Wortes lancea bedient haben mufs, wiewohl keine Sprache, keine Mundart dieses Gebietes ein Zeugnifs davon gewährt.

Cusidura nát. Ein lat. consutura für sutura ist uns nicht überliefert worden und hat erst im spätesten Mittellatein Aufnahme gefunden (s. Dief. Mlat. Wbch.), doch liest man in den ältesten Glossaren wenigstens sutor consutor (Quicherat). Das Wort in vorliegender Form ist dagegen gemeinromanisch: ital. cucitura, span. cocedura, costura, letzteres auch prov., franz. couture, churw. cusadira, wal. coseture.

Antelina furpugi (Brustriemen), Postelina afterreifi (afterreif Schwanzriemen). Die classische Latinität kennt nur postilena, die spätere Zeit formte dies um in postelina, weil ihr die Endung ina bekannter war als ena; nach diesem Vorbilde schuf sie antelina. Aber in die lebendige Rede scheint weder das eine noch das andre Wort Eingang gefunden zu haben, da sich im Romanischen nirgends auch nur eine vereinzelte Spur derselben findet. Nicht minder blieben die entsprechenden bereits bei Isidorus vorliegenden antella und postella, welche uns dieser aus antesella und postsella erklärt, der Bücherspräche überlassen.

Cingola stafa stegereif (stegerrif Ms.?) Zu cingola (ital. cinghia, prov. cingla, franz. sangle) fehlt die Uebersetzung, denn schwerlich hat es Steigbügel bedeutet. 'Cingula hominum generis neutri est (al. sunt), nam animalium genere feminino dicimus has cingulas' Isid. 20,

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16, was hier zutrifft. Stafa ist ital. staffa, dem deutschen stapfe nachgesprochen.

Suprasella hulft, welches letztere auch das rom. hulcita verdeutscht (fr. housse), also Satteldecke bedeutet. Das Mittellatein kennt nur supersellium, geformt nach subsellium, aber im franz. surselle Roq. ist suprasella buchstäblich vorhanden. Der Provenzale besitzt nur sotzcella, das Gegenstück von surselle.

Ragabia slougriumo. Das deutsche Wort begleitet Graff im Sprachschatz mit einem Fragzeichen. Sein Dasein jedoch rechtfertigt sich und seine Bedeutung erklärt sich aus dem Vocabularius optimus p. 30a: liga, ligula sluhriem (Schuhriemen). Für ragabia aber ist kein Rath.

Arsilun satelpogo. Ein franz. arcillon fehlt, wie auch ein ital. archicellone, aber es konnte eben so wohl aus arcus hervorgehen wie z. B. oisillon aus auca. Die Diminution darf nicht auffallen: sie ist auch in dem gleich bedeutenden arceolus des Emmeramer und andrer Glossare vorhanden. Auf ein so regelrecht geformtes Wort wäre der Glossator schwerlich gekommen, wenn die Volkssprache es ihm nicht vorgehalten hätte.

Sarga vel vestido rôc. Du Cange weist mittellat. Wörter oder Formen wie sarica, sareca, saraca, sarca nach, die in die Sphäre des Kleiderwesens einschlagen und aus lat. serica genommen sind, den Namen des Stoffes auf das Kleid verpflanzt, wie oft; franz. sarge, serge u. s. w. Diese Auffassung schont den Buchstaben; sonst dürfte auch von saga die Rede sein.

Paludel sarróc (Kriegsrock, Waffenrock). Der Verfasser liefert uns hier ein offenbar romanisch d. h. provenzalisch gestaltetes Wort, ohne Flexionsbuchstaben wie im Casseler Glossar calamel, putel, martel, entweder entstanden aus paludamentum mit vertauschtem Suffix, welches Wort in andern Sammlungen gleichfalls mit sarroc verdeutscht wird, (hoc quidam rustici sarochium dicunt Gloss. Nyerup p. 296), oder aus einem uns verlorenen Primitiv, in dem auch das lat. paludatus seinen Grund hat. In Frankreich sucht man es vergebens, aber Ita

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