Zwölf Jahre im litterarischen Kampf: Studien und Kritiken zur Litteratur der Gegenwart

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Schulze, 1901 - 552 pages

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Page 395 - Die Symbolik verwandelt die Erscheinung in Idee, die Idee in ein Bild, und so, daß die Idee im Bild immer unendlich wirksam und unerreichbar bleibt und, selbst in allen Sprachen ausgesprochen, doch unaussprechlich bliebe.
Page 95 - Nichts verlindert und nichts verwitzelt, Nichts verzierlicht und nichts verkritzelt; Sondern die Welt soll vor dir stehn, Wie Albrecht Dürer sie hat gesehn, Ihr festes Leben und Männlichkeit, Ihre innre Kraft und Ständigkeit.
Page 29 - Im Innern hier ein paradiesisch Land: Da rase draußen Flut bis auf zum Rand! Und wie sie nascht, gewaltsam einzuschießen, Gemeindrang eilt, die Lücke zu verschließen.
Page 125 - Ich soll meinen Leib pressen in eine Schnürbrust und meinen Willen schnüren in Gesetze. Das Gesetz hat zum Schneckengang verdorben, was Adlerflug geworden wäre. Das Gesetz hat noch keinen großen Mann gebildet, aber die Freiheit brütet Kolosse und Extremitäten aus.
Page 8 - Ich habe alles erreicht, was ich erreichen konnte; er nichts, wie die Welt sagt, und - wie ich mich zusammennehmen muß, um den Neid gegen ihn nicht in mir aufkommen zu lassen!
Page 519 - Bei abgeheilter Luft, wenn schon des Monds Sichel grün zwischen Purpurröten und neidisch hinschleicht, - dem Tage feind, mit jedem Schritte heimlich an Rosen-Hängematten hinsichelnd, bis sie sinken, nachtabwärts blaß hinabsinken: so sank ich selber einstmals aus meinem Wahrheits-Wahnsinne, aus meinen Tages-Sehnsüchten, des Tages müde, krank vom Lichte, - sank abwärts, abendwärts, schattenwärts, von Einer Wahrheit verbrannt und durstig: - gedenkst du noch, gedenkst du, heißes Herz, wie...
Page 146 - Die wahre Dialektik ist kein Monolog des einsamen Denkers mit sich selbst, sie ist ein Dialog zwischen Ich und Du.
Page 385 - Ist der Charakter des wahren Christen nicht etwa ganz untheatralisch? Streiten nicht etwa die stille Gelassenheit, die unveränderliche Sanftmut, die seine wesentlichsten Züge sind, mit dem ganzen Geschäfte der Tragödie, welches Leidenschaften durch Leidenschaften zu reinigen sucht?
Page 384 - Nun leben wir zu einer Zeit, in welcher die Stimme der gesunden Vernunft zu laut erschallet, als daß jeder Rasender, der sich mutwillig, ohne alle Not, mit Verachtung aller seiner bürgerlichen Obliegenheiten, in den Tod stürzet, den Titel eines Märtyrers sich anmaßen dürfte.
Page 517 - Man beachte doch, daß die großen Meister der Prosa fast immer auch Dichter gewesen sind, sei es öffentlich oder auch nur im geheimen und für das „Kämmerlein"; und fürwahr, man schreibt nur im Angesichte der Poesie gute Prosa! Denn diese ist ein ununterbrochener artiger Krieg mit der Poesie: alle ihre Reize bestehen darin, daß beständig der Poesie ausgewichen und widersprochen wird...

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