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und da Prinz Heinrich bald nachher starb, nahm man keine Rücksicht auf seine Schulden, und Sir Robert verlor die ganze Summe. Prinz Carl nahm nach seines Bruders Tode Besik davon, und vers liehe es, als er König ward, Carey, Grafen von Monmouth. Zur Zeit der Usurpation war dieß ein schönes Stück für Cromwells Soldaten, ihre verhees rende Wuth daran auszulassen; sie hieben das Holz nieder, ließen den Teich ablaufen, zerstörten den Park und verheerten das Schloß. Nach der Wies derherstellung verliehe Carl II. die Ruinen der Tochs. ter des Grafen von Monmouth und nachher an Lawrence Lord Hyde, Grafen von Clarendon, dessen Nachkomme, der gegenwärtige Graf von Clarendon, es noch, besißt.

Keine Grafschaft in England ist berühmter we gen ihrer Landstraßen, als Warwickshire: eine Ans nehmlichkeit, die wir in ihrem ganzen Umfange fühlten, als wir sie mit den steinigen Wegen von Lancashire und dem Sande von Shropshire verglis chen, deren Stöße und Langweiligkeit wir in den. lehten 3 Wochen erfahren hatten. Die Straße zwischen Kenilworth und Warwick, 5 Meilen, ist so hart und eben wie ein Kiesweg: und zu diesem Genusse kommt noch das benachbarte Land, das in der vollesten, wohlthätigsten Fruchtbarkeit lacht.

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Zwey Meilen, ehe wir Warwick erreichten, zog uns der berühmte Siß des Herrn Greathead, der ein wenig links von der Straße liegt, nach seinen angenehmen und mahlerischen Scenen hin. Er heißt Guy's Cliff, wo eine schöne Verbindung von Wald, Felsen und Wasser eine so zauberische Wirs kung hervorbringt, daß man beynahe die Geschichts ten der Sage glauben möchte, die diesen Sih zum Aufenthalte des berühmten Guy, Grafen von Warwick macht, als er den Stand eines Kriegers gegen den eines Einsiedlers vertauschte und die leks ten Jahre seines Lebens der Ruhe und dem Ger bethe weihete. Wirklich könnte er keinen bessern Fleck zu diesem Zwecke gewählt haben! Hier ist eine Feyerlichkeit, die wohl geeignet wäre, ein höheres Streben in der Seele zu erregen, als den Durst nach menschlicher-Ehre, sund bessere Gefühle einzuflößen, als die Liebe zum Morden und die Beidenschaft nach Siegen. Dr. Percy hat sehr

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richtig bemerkt, daß Guy's Geschichte, ob man fie schon jetzt mit Recht den Kindern überläßt, von allen wißigen und geschmackvollen Lesern einst bewundert wurde; denn auch Geschmack und Wit hatten einst ihre Kindheit. Ich wünsche nicht, die leeren Schatten der Legende mit dem Wesen der Wahrheit zu verbinden, muß aber bemerken,

daß, so wild auch die Geschichten von seiner ries senmäßigen Stärke und den Ungeheuern, die er erlegte, uns vorkommen mögen, so scheinen sie doch einige ferne Verbindung mit Thatsachen zu haben. Guy, ob er schon nie Graf von Warwick war, existirte gewiß einst; und das Andenken an feine Tapferkeit und Großmuth wurde, so wohl als seine Waffen, die noch heut zu Tage auf dem Schlosse sich befinden, von den nachfolgenden Gras fen von Warwick dankbar und sorgfältig erhalten. Sein Panzerhemd und Schwert würden in dem lehten Willen des Grafen Thomas von Warwick nahmentlich seinem Sohne und Erben vermacht. Ein dritter Graf widmete einen der prächtigen Thürme des Schlosses diesem verdienstvollen Hels den, und gab seinem Sohne den Nahmen Guy. Und das Schwert und der Panzer, die jest zu Warwicks castle aufbehalten werden, waren Gegens stånde, mit denen sich ein König beschäftigte, denn Heinrich VIII. verliehe sie einem Willhelm Hogges son, mit einem täglichen Gehalte von 2 Schillin: gen 6 Pence, damit er sie gehörig erhielte.

Als wir von Guy's Cliff eine sanfte Anhöhe hinaufstiegen, erhielten wir bald von ihrem Gipfel eine Ansicht von Warwick, die uns einen hohen Begriff von seiner Schönheit und feinem großen

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Style gab. Ein reicher Klumpen von viereckigen Thürmen und Spihthürmen schoß aus einem hohen Haine empor, dessen Dunkelheit und Dicke sehr schön gegen die kleinen Spiken der Thürme und die dünnen und hohen Spißthürme abstach. Ge rade auf diesem Flecke war das Gemähide in feis ner Bollkommenheit; denn so wie wir der Stadt näher tamen, erschienen die neuern Gebäude, und das Passende und Mahlerische hörte auf. War: wick hat eine regelmäßige Gestalt, und besteht aus 2 Gassen, die einander unter rechten Winkeln durchschneiden und nach den 4 Himmelsgegenden gerichtet sind. Seine öffentlichen Gebäude, die åltern so wohl als die neuern, sind von einer schönen Architektur, besonders die Gerichtshöfe und das Gefängniß für die Schuldner; jene find in einem reich verzierten Style gebauet, diese aus der Dorischen Schule, und beyde von Quadersteis nen. Die Privathäuser sind mehrentheils hübsch, und was noch angenehmer ist, so haben sie alle einen allgemeinen Charakter von Nettigkeit und Reinlichkeit. Die schönen Waldscenen der Priorcy, Herrn Wife's Siß, sind ein glücklicher Umstand für die Nachbarschaft einer großen Stadt, deren Umgebungen insgemein durch häßliche Wohnungen, den Siş der Armuth und des Schmußes entstellt,

øder durch die verkehrten Einfälle und den schlechs ten Geschmack des Ladenkråmers verziert sind.

Aber das Schönste und Größte zu Warwick ist sein prächtiges Schloß, der Siß des Grafen, dec den Titel davon führt. Es liegt ein wenig füðs wärts von der Stadt auf einem festen Felfen, und erhebt sich mit seinen majestätischen Thürmen über alle andere Gebäude umher. Die Anfahrt ist von der glücklichsten Art, da es wohl eine ausgemachte Wahrheit ist, daß ein großer Gegenstand, wenn man ihn auf einmahl und ganz zu Gesicht bes tommt, eine stärkere Wirkung macht, als wenn seine Theile einzeln und unterbrochen dem Aus ge sich darstellen. Dieß geschicht durch einen gekrümmten Hohlweg, der in den Felsen gehauen ist und mit vieler Beurtheilungskraft geschlängelt und bepflanzt ist, so daß er auf 100 Schritte jede Ansicht des Schlosses versteckt, bis man an eine Wendung kommt, wo man das majestätische Ger bäude auf einmahl mit Erstaunen und Entzücken ficht, seinen riefenmäßigen Eingang mit den Mauern und ihren Zinnen zur Seite, auf denen sich hohe Thürme mit Schießscharten erheben; und diese Mauern, mit einem feyerlichen Gewande von Epheu bekleidet; seinen tiefen Graben, der durch Gestrånche und schöne Bäume dunkel gehalten

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