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einem neuern Hause dem Wohnsiße des Sir Will helm Blanket, einverleibt. Sie ist merkwürdig als der Aufenthaltsort des berühmten Duns Scotus, bes Doctor subtilis der Schulen, als das Theater feines Cunerklärbaren Vernünftelns und seiner, unbe merkbaren Unterscheidungen : Fähigkeiten, die ihm großen Ruf in seinen Tagen erwarben, als die Menschen sich mit Tönen, statt Bernunft, und mit Morten, statt Begriffe, begnügten. Aber die Freys gebigkeit der Bürger von: Newcastle beschränkte sich nicht bloß auf die Unterstüßung des Müßigganges und der Sinnlichkeit in den Personen der Mönche; eine Menge edlerer Stiftungen wurden hier errichs tet zum Besten der Unglücklichen, und zur Un terstüßung der Kranken, zur Lösung der Gefanges nen zum Troste des Fremben auf feinen Wandes rungen, zur Unterhaltung alter und unbepfründeter Geistlichen und zum Begräbnisse der Armen. Diese Anstalten nahmen #freylich ein Ende, sobald die Ursachen, für die fie errichtet worden waren, auf hörtens zu wirken; aber an ihre Stelle sind mehrere herrliche Stiftungen getreten, die Zufluchtsörter des Elendes unter jeder Gestalt geistiger und körperlicher Gebrechlichkeit — das allgemeine Krankenhaus, das Kindbetterinnen: Hospital, die Freystätte für Wahns Einnige, das Hospital für die Bootsleute, das

Hospital für Alte und die Freyschulen. Das erste dieser Häuser empfängt 90 bis 100 Kranke, und gibt ihnen Hülfe und Unterstüßung, bis ihre Uebel geheilt› und ihre Kräfte wieder hergestellt sind. Sein Capital ist zwar nur geringe, aber das Er mangelnde wird reichlich durch die willigen Beyr träge der Einwohner»erseßt. Eine musterhafte Nettigkeit, Regelmäßigkeit und Reinlichkeit zeugen von der äussersten Aufmerksamkeit, die auf jeden Zweig der Stiftung gewendet wird. Zwey schöne anatomische Präparate von erwachsenen Menschent geben einen reichlichen Beweis von der Geschicklich's keit des Herrn Georg Davidson von Newcastle, der ehemahls Wundarzt bey dieser Anstalt wat Wohleingerichtete Bäder, warme sowohl als kaltė, mit jeder Bequemlichkeit für den Kranten und ein angenehmer Garten um sie her, tragen zur Gesund: heit und zum Vergnügen der Stadteinwohner bey deren Belustigungen durch Bälle und Pferderennen Mannigfaltigkeit erhalten. Auch wird ein allge: meiner Geschmack für das Lefen und die Vermehs rung litterarischer Kenntnisse durch eine gute, öffent: liche Büchersammlung verbreitet, die wohlversehen ist und mit Freygebigkeit aufrecht erhalten wird. Dieß ist eine sehr wünschenswerthe Anstalt in- jeder großen, Geld erwerbenden Stadt, nicht nur wegen

des allmähligen Wachsthumes der Kenntnisse, der daraus entstehet, sondern auch wegen der Verbreis tung der Urbanitåt, einer edlen Denkungsart und feiner Sitten, welche immer mit dem Geschmacke für die Wissenschaften Hand in Hand gehen, und am besten geeignet «sind, «den Geldstolz und den zurücksoßenden Uebermuth der Reichen zu verbessern.

Von den übrigen öffentlichen Gebäuden find die merkwürdigsten die Börse und die Nicolaikirche, wovon jene eine gute Hauptseite gegen den Fluß hat, von der Bauart aus Jacobs I. Zeiten, diese in ihrem Thurme ein Beyspiel von schöner und fonderbarer Maurerey liefert. Der viereckige Theil dieses Thurmes hat Zinnen in den 4 Ecken, aus deren jeder seine Rippe, oder ein Bogenschnitt hers vorspringt, der mit einem andern, welcher aus der entgegengesetzten Ecke kommt, im Mittelpuncte zus sammenstößt, wo alle vier sich vereinigen und die Grundlage für eine schöne offene Laterne machen, deren Ecken Zinnen haben, die mit feiner - Steins hauerey verziert sind, und aus deren Mitte sich ein kühner Spißthurm erhebt. Ein geschickter_Baws künstler unter der Regierung Heinrichs VI. mit Nahmen Robert Rhodes, soll diesen Thurm errich tet haben. Er ist 200 Schuh shoch, und kann, glaube ich,mals einzig in seiner Art betrachtet wer

den. So viel ist gewiß, daß nichts über die Schönheit, Leichtigkeit und das luftige Ansehen feines Planes geht..."?

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Als wir von Newcastle abreißten, berührten wie die berühmte Mauer der Picten, eine Grenze, die ich jest Gelegenheit nehmen würde, Ihnen zu bes schreiben, wenn ich nicht die Aussicht auf eine noch bessere håtte, bey meiner Zurückkunft nach Süden, wo wir eine Untersuchung dieses alten Ueberbleibfels zu einem Gegenstande unserer Aufmerksamkeit zu machen gedenken. Jeßt müssen Sie mir erlauben, Sie, über eine vortreffliche Straße, nach der Gei gend von Morpeth zu führen, woben wir auf unserm Wege die Schönheiten von Gosforth Hall, bem Siße des Herrn Brandon, 4 Meilen von Newcastle, und von Blagdon : Grange, dem zierliz chen Size des Sir Matthew W. Ridley, 4 Meis len weiter onördlich, mitnehmen wollen. Hiermit endigten sich alle verzierten Scenen, bis wir in das liebliche Morpeth herabkamen, welches so heims lich in einem tiefen Thale liegt, daß es seine Schönheiten nicht eher entfaltet, als bis, man ganz nahe daran ist. Diese hat es hauptsächlich dem Flusse. Wanspeck zu danken, der sich in einem Bos gen um die Stadt herum windet und seinen baum; reichen, belaubten Ufern die mahlerischsten Formen

gibt. Auch die wenigen Ueberbleibsel feines alten Schloffes, das füdwårts von der Stadt liegt, ers zeugen eine angenehme Gedankenreihe und beurkuns den die ehemahlige Wichtigkeit des Ortes. So be: trächtlich es aber auch ehemahls gewesen seyn mag, fo. hat es doch jetzt sicher schönere Ansprüche auf den: Dank des Publicums, als in irgend einem frühern Zeitpuncte, da der Bichmarkt von Mors peth in Rücksicht auf die Menge, die alle Mits woche zum Verkauf gebracht wird, nur dem von Smithfield 1) nachsteht. Drey, 4 und selbst 5000 Schafe werden hier an den Markttagen öfters auss gestellt, und eben so viel Rindvich im Verhältnisse. Fleischer, die deswegen 40, 30 und 60 Meilen weit kommen, kaufen diese und treiben sie ins Land hinein bis nach Yorkshire, wo sie wieder auf dem Wakefielder Markte abgefeßt werden und einen ungeheuern Strich Landes auf der Westseiten diefer Stadt ernähren. Die Bevölkerung von Morpeth ist ungefähr 4000 Menschen.

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Als wir unsere Reise durch Northumberland verfolgten, wurden unsere Augen, die zeither nür den nachlässigen Anbau des Kohlenlandes gesehen hatten, auf das angenehmste durch den Anblick der

f) Dem großen Viehmarkte in London.

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