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Ne voyons dans la mort qu'un tranquille sommeil
A l'abri des malheurs sans songe sans reveil.

Hélas! tout est égal pour notre cendre éteinte,

Il n'est aucun objet ni d'espoir ni de crainte.

Haben wir alle seine Zeitverwandten mit ihm eingestimmt? War er der Mund seines ganzen Volks? - Auch ließ M. Porcius Cato in seiner Gegenrede dem Cäsar diesen seinen Unglauben nicht so hingehen; und wenn er ihn schon nicht mit dem Eifer eines Orthodoxen widerlegte, so gab er doch deutlich genug zu verstehen, daß er die Bekennung desselben im öffentlichen Rathe für sehr ungeziemend halte.

Man häufe aber auch, statt dieser einen Stelle, tausend auf tausend, und man wird darum nicht mehr gewinnen. Denn entweder man muß den Heiden alle Religion absprechen, oder man muß zugeben, daß sie ein fünftiges Leben, eine fünftige Belohnung und Strafe geglaubt haben. Ohne diesen Glauben kann keine Religion bestehn; Warburton würde hinzusetzen: selbst keine bürgerliche Gesellschaft, kein Staat kann ohne ihn bestehn. Dieser Gelehrte hat mir die Mühe erspart, eine schon an sich so unwidersprechliche Sache durch Zeugnisse zu beweisen. Man lese das zweite Buch des ersten Theils seiner göttlichen Sendung Mosis; man blättere in den ersten den besten alten Schriftstellern, und überall werden die deutlichsten Spuren von der Unsterblichkeit der Seele, von ihrer Glückseligkeit oder Unglückseligkeit nach dem Tode auch in das flüchtigste Auge fallen.

Wem aber diese Spuren, mit so abgeschmackten Fabeln vermischt, daß Juvenal (*) sie zu seiner Zeit nur noch kaum von Knaben, qui nondum aere lavantur, geglaubt sahe, zu unwerth, zu elend scheinen, als daß sich den Heiden eine Hoffnung der Zukunft daraus zuschreiben ließe, die den Namen einer gegründeten Hoffnung nur einigermaßen verdiene: der erinnere sich, daß außer der öffentlichen Religion sie auch noch ihre geheimere hatten, deren hauptsächlichster Gegenstand ein höherer und zuverLässiger Grad dieser Hoffnung war. Nihil melius illis mysteriis, sagt Cicero (**), quibus ex agresti immanique vita, exculti ad humanitatem

(*) Sat. II. 148.

(**) De Legibus, lib. II. cap. 14. Wie ich diese Stelle anführe, so wird sie in allen Ausgaben gelesen, die ich zu Rathe ziehen können. Desfenungeachtet scheinen mir die Worte: Initiaque ut appellantur, ita re vera principia vitae cognovimus eine verborgene Wunde zu haben, und ich vermuthe, daß es eigentlicher geheißen: initia, ut appellantur itaque vera

et mitigati sumus: Initiaque, ut appellantur, ita re vera principia vitae cognovimus, neque solum cum laetitia vivendi rationem accepimus, sed etiam cum spe meliore moriendi. Man sehe da, worauf diese Geheimnisse abzielen; auf nichts geringers als auf ein fröhliches Leben und auf einen hoffnungsvollen Tod. Dieser bessern Hoffnung rühmten sich die Eingeweihten auch ungescheut und so zuversichtlich, daß sie die schwachen Seelen der Uneingeweihten mit Angst und Schrecken erfüllten. - ω τρισόλβιοι

Κείνοι βροτων, οι ταυτα δερχθεντες τελη,
Μολωσ' ες άδου τοιςδε γαρ μονοις έκει

Ζην εςι, τοις δ' αλλοισι παντ' εκει κακα.

O dreimal glückliche Sterbliche, die dieser Geheimnisse kundig herabfahren! Denn sie allein werden dort leben, da die andern nichts als Elend erwartet. So hatte sich Sophokles darüber ausgedrückt, und Plutarch, der uns diese Stelle aufbehalten (*), merkt ausdrücklich an, daß viele tausend Menschen dadurch unruhig und schwermithig gemadt werben. (πολλας ανθρώπων μυριάδας εμπεπληκεν αθυμιας περι των μυςηρίων ταυτα γραψας.) Gr hält baber auch für nöthig, sie der Jugend nie ohne einen Gegensaß, der das Uebertriebene derselben mildere, vorzulesen, und schlägt jene Antwort des Diogenes dazu vor. Wie? sagt der Cyniker (**), als er eine ähnliche Anpreifung der Geheimnisse hörte, so sollte es der diebische Patäcion, weil er eingeweiht ist, dort besser treffen, als Epaminondas? Der Philosoph, so ein Spötter er sonst war, läßt die Hoffnung einer künftigen Glückseligkeit in ihrem Werthe, und behauptet nur, daß sie sich mehr auf ein tugendhaftes Leben, als auf den Antheil, den man an den Geheimnissen habe, gründen müsse.

principia vitae, cognovimus. Wenigstens ist diese Lesart dem Sinne gemäßer. Denn Cicero will nicht wohl sagen, daß die Geheimnisse der wirkliche Anfang des Lebens, sondern vielmehr, daß fie der Anfang des wahren Lebens gewesen, welches er dem wilden rohen Leben des ungefitteten Weltalters entgegenseßt.

(*) In dem Traktate: Wie die Poeten mit der Jugend zu lesen. Er sagt nicht, aus welchem Stücke die Stelle genommen; ohne Zweifel aber hat sie sich im Triptolemus befunden, wo diesen Teres, der die Eleusinischen Geheimnisse heilig waren, in ihren Erfindungen unterrichtete.

(**) Τι λέγεις; κρείττονα μοιραν έξει Παταικιων ὁ κλεπτης αποθανων η Επαμινώνδας ότι μεμνηται;

Von der Art und Weise der Fortpflanzung und Ausbreitung der chriftlichen Religion. '

Unter den Gründen für die Wahrheit der christlichen Religion ist derjenige keiner von den geringsten, der von der Art und Weise ihrer Fortpflanzung und Ausbreitung hergenommen wird.

Hierinn soll sich die unmittelbare Hand Gottes zeigen.

Ich leugne nichts; aber um mich davon zu überzeugen, darf ich doch wohl den natürlichen Lauf der Dinge etwas genauer betrachten, um zu sehen, wie weit es durch diesen allein mit einer Religion hätte gedeihen können, deren anderweits erwiesene Richtigkeit ich so lange bey Seite seße.

Man hat drey Stücke bey Einführung einer jeden Neuigkeit zu erwägen. 1) Wie vortheilhaft die äussern Umstände, 2) wie kräftig die Mittel, 3) wie stark die Hindernisse sind.

Dies seh auch hier mein Leitfaden. Anfangs will ich die äussern Umstände übersehen, unter welchen die christliche Religion eingeführt ward. Nemlich

1) die Umstände, in welchen sich die andern damals herrschenden Religionen,

a) die jüdische, (1. Hauptstück.)

b) die heidnische, (2. Hauptstück.)

2) die Umstände, in welchen sich damals die gesunde menschliche Vernunft, oder die Philosophie, befanden. (3. Hauptstück.)

Hierauf will ich die Mittel schätzen, deren sich die ersten Christen zur Ausbreitung ihrer neuen Lehre bedienten. Und zwar

1 Theologischer Nachlaß S. 191-218.

1) in Ansehung ihrer Lehrart, (4. Hauptstück.)

2) in Ansehung ihrer gesellschaftlichen Verbindung. (5. Hauptstück.) Endlich will ich die Hindernisse beurtheilen, die der neuen Religion entgegen gesetzt wurden,

1) von der Obrigkeit (6. Hauptstück.)

2) von den Weltweisen (7. Hauptstück.)

Und dieser Untersuchung, sage ich zu mir selbst, unterziehe dich als ein ehrlicher Mann. Sieh überall mit deinen eigenen Augen. Verunstalte nichts: beschönige nichts. Wie die Folgerungen fließen, so laß sie fließen. Hemme ihren Strom nicht; lenke ihn nicht..

I. Hauptstück.

Von der jüdischen Religion.

Hier wollen wir 1) die Umstände der Religion selbst, 2) die Um= stände des Volks, welches sie bekannte, erwägen.

I. Abschnitt.

Die jüdische Religion hatte sich 1) weit von ihrer Lauterkeit, 2) von ihrer Einigkeit entfernt. (*)

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II. Hauptstück.

Von der heidnischen Religion.

Und zwar 1) von der Religion des Pöbels, 2) der Klügern.

1.

Die Religion des Pöbels hatte lauter Lokal - Gößen, welche die

Römer in ihrem Werthe ließen oder gar adoptirten.

(*) Hierbey nachzulesen Ph. Jacobi Commentarius de rebus gestis Christianorum sub Apostolis. Berolini in 4. 1699.

v. Act. Erudit. anno 1700. p. 398.

conf. les Nouveaux Memoires d'Artigny T. I. p. 201.

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Die Religion der Klügern.

2.

III. Hauptstück.

Von der Philosophie.

1) Von dem Untergange der vornehmsten alten Sekten.

2) Von der Entstehung der neuern,

1) der Eclectischen,

2) der Pythagorisch - Platonischen.

I.

Die vornehmsten von den alten berühmten Sekten waren ohne Häupter. Siehe die Stelle des Seneca in den quaestionibus naturalibus.

Und diejenigen, welche diese Sekten noch lehrten, lehrten sie mit vielen Verfälschungen. Dieses kann nicht besser erläutert werden, als aus der Erzählung des Justinus von seinem studio philosophico. Was für einen Begriff macht er von den Stoikern! Bey den Pythagoräern schreckten ihn die mathematischen Vorübungen ab, die ihn eben so wohl von der Platonischen Schule hätten abhalten müssen, wenn die neuen Platoniker sich nicht auch in diesem Stücke von den Grundsäßen ihres Lehrers relachirt gehabt hätten.

Alle philosophische Vorübungen überspringen, besonders die mathematische, welche, ihre eignen Wahrheiten bey Seite gesezt, schon dadurch unentbehrlich wird, daß sie unsern Geist an Ordnung und deutliche genaue Begriffe gewöhnt, und ihn lehrt, was Demonstration ist; diese überspringen, sage ich, und bey dem anfangen, was die Spekulation kühnes und wunderbares hat: heißt den geraden Weg zur Schwärmerey nehmen.

Ich muß bekennen, daß mir auch Justinus diesen Vorwurf zu verdienen scheint. Seine Begierde, Gott zu kennen, war rühmlich. Aber wie sich Gott nur durch seine Werke den Menschen geoffenbaret, so ist es nothwendig, auch diese Werke zu studiren, und auf der Leiter der Wahrheiten, die man aus diesen Werken abstrahirt, zu den großen Wahrheiten von dem Daseyn und den Eigenschaften Gottes hinaufzusteigen.

II.
1.

2.

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