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Sobald ihm aufgethan wird, und
Die Witwe verlangte, kat, von

einmal. Niemand sucht, als der, welcher entweder nichts gehabt hat, oder verloren hat. Das Weib hatte von zehn Groschen einen verloren: also suchte sie. Sobald sie ihn fand, hörte sie zu suchen auf. Der Nachbar hat kein Brod: also klopft er an. er bekömmt, hört er zu klopfen auf. dem Richter gehört zu werden, weil sie nicht vorgelassen ward. Kaum war sie gehört, und vorbeh war dies Anliegen. Also hat es doch ein Ende das Suchen, das Klopfen, das Bitten. Dem Bittenden wird gegeben, heißt es, dem Klopfenden wird aufgethan, und der Suchende findet. Was gilts; nur darum fucht einer immer, weil er nicht findet! Denn er sucht da, wo nichts zu finden ist. Was gilts; nur darum klopft einer immer an, weil niemals aufgethan wird! Denn er klopft an, wo niemand ist. Was gilts; nur darum bittet einer immer, weil er niemals gehört wird! Denn er bittet von dem, der nicht höret.

XII.

Uud gesezt auch, daß wir noch, und immer suchten müßten; wie! beh wem sollten wir wohl suchen müssen? Bey den Ketern? bey denen alles fremde, alles unsrer Wahrheit entgegen ist? denen wir gar nicht zu nahe kommen sollen? Welcher Knecht erwartet sein Brod von einem Fremden? geschweige von dem Feinde seines Herrn? Welcher Kriegsmann nimmt Sold und Geschenke von Bundslosen? geschweige

1

Anmerkungen

zu dem

Tertullian. de Praescriptionibus.

C. 1.

Alles, was Tertullian in diesem und den folgenden Kapiteln von den Keterehen sagt, kann vollkommen auf die deistischen und naturalistischen Schriften angewendet werden, über deren Ausbreitung und Eindruck man sich so sehr wundert. Denn auch der Naturalismus gehört unter die Rotten, die prophezeiht worden und dazu bestimmt sind, ut fides habendo tentationem, haberet etiam probationem.

C. 2.

Erogare fönnte hier sehr wohl durch abfordern, nemlich aus diesem Leben, gegeben werden. Febris erogando homini deputata erinnert mich an die Fabel von den drey-Bothschaften des Tods, unter welchen sich ebenfalls ein Fieber befand. Lupus will erogatio durch Erschöpfung übersezt wissen, quia uti erogatio pecuniam, ita febris cruciatu exhaurit humanam substantiam.

Auch von den gefährlichen Schriften, gegen welche unbesonnene Zeloten öffentlich predigen, gilt, was Tertullian von den Ketzereyen sagt: nihil valebunt, si illas tantum valere non mirentur, nemlich die schwachgläubigen Eiférer, die den Schaden, welchen dergleichen Bücher stiften, nicht genug bejammern zu können glauben. Aut enim dum mirantur, in scandalum subministrantur. Leute werden zu ihrem Aergernisse damit be

Eine Stelle aus dem Tertullian gegen die Keber, kann man auf die Schriften wider die Religion sehr gut an

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Von den Schriften wider die Religion läßt sich sehr wohl sägen, was Tertullian von den Keßereyen sagt: ad hoc sunt, ut fides habendo tentationem, haberet etiam probationem. Und von denen, welche sich wundern und darüber ärgern, daß diese Bücher so gelesen werden, kann man eben so recht sagen: Vane et inconsiderate hoc ipso scandalizantur. Denn wahrlich auch diese Bücher, wie die Kezereyen, nihil valebunt, si illos tantum valere non mirentur.

1 Leffings Leben Il, S. 255.

Anmerkungen über den Aesopus.'

Fab. IV.

Der Fuchs und der Bock.

Im Griechischen wird diese Fabel auf zweierlei Art erzählt. Das Einemal nämlich springt der Fuchs nicht mit in den Brunnen hinab, sondern kommt nur dazu, als der Bock sich vergebens herauszukommen bemüht. Und so ist die Fabel einfacher und besser. Der Umstand zwar, daß der Fuchs über die Hörner des Bocks heraus springt, ist finnreich; allein er macht den Fuchs einer gleichen Unvorsichtigkeit schuldig. Denn, wußte es auch der Fuchs schon ganz gewiß, daß der Bock so dumm seyn, und sich dazu bequemen würde?

Fab. VIII.

Der Fuchs und der Dornstrauch.

Der Fuchs war auf einen Zaun gesprungen, und als er darauf ausglitt, daß er fast herabgefallen wäre, (ólovew heißt in den Wörterbüchern labor, cado; es muß aber ausgleiten heißen, weil ohio dos nicht allein lapsus sondern auch lubricitas heißt;) hielt er sich an einen Dornstrauch fest. Als er nun von den Stacheln desselben schmerzlich verwundet wurde, sprach er zu ihm, u.`s. f. Hier sollte sich die Fabel enden; und die Moral sollte die seyn, welche in folgender Sentenz des Publ. Syrus enthalten ist:

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Quam miserum auxilium est, ubi nocet, quod sustinet!

1 Herausgegeben von J. J. Eschenburg unter den Zusäßen zum ersten Theile

der Kollektaneen S. 452-483.

lnb wie ber Lateinifde leberfeţer sie erften 23orte: 'Αλωπηξ φραγμον ávaßaivovoa, durch Insiluerat forte in spinosas vepres vulpecula, habe geben können, begreif' ich nicht.

Fab. IX.

Diese Fabel ist nach der lateinischen Uebersetzung durchaus unverständlich. Und auch dem Originale selbst sind gewisse Erläuterungen aus der Gymnastik der Alten durchaus nothwendig.

Fab. X.

Die Moral der lateinischen Uebersetzung ist ganz anders, als die Moral des Originals, und trifft den Zweck der Fabel gar nicht.

Fab. XI.

Der Fuchs und die Larve.

Warum hat der lateinische Ueberseßer ́aus dem Zimmer eines Schauspielers die Werkstatt eines Bildhauers gemacht?

Fab. XIII.
Die Fischer.

Anoτvxia heißt nicht sowohl ein Unglück, als das Ausbleiben eines gehofften Glücks; eine fehlgeschlagene Hoffnung.

Fab. XVI.
Der Arglistige.

Von dieser Fabel verlohnt es sich der Mühe, eine philosophischere Auflösung zu geben. Was sollte Apollo im Ernste antworten? War es ihm möglich, eine eintreffende Antwort darauf zu geben? Ja; aber nicht mündlich, sondern schriftlich, so, daß der Versucher sie nicht eher wußte, ehe er, was er thun wollte, that. Denn die Antwort selbst mußte auf seinen Entschluß keinen Einfluß haben.

Fab. XXIV.

Die Frau und die Henne.

Aus dieser simpeln und schönen Fabel scheinen die Neuern die alberne Fabel von der Henne gemacht zu haben, welche ein goldnes Ei legte.

Die Moral ist bei beiden eben dieselbe. Wozu also der unnatürliche Unterdessen ist diese Fabel von dem

Umstand eines goldnen Eies?

goldenen Eie nicht so ganz neu.

Fab. XLII.

Die Fledermaus, der Dornstrauch und der Taucher.

Diese Fabel scheint bloß gemacht zu seyn, um die natürlichen Eigenschaften der drei Dinge zu erklären. Sie gehört daher nicht mit Recht zu den äsopischen.

Fab. XLIV.

Der Holzhauer und Merkur.

In des Apostolius Erzählung dieser Fabel (Adagior. p. 291.) gefällt mir dieses, daß der Gott des Flusses selbst die Aerte herauslangt, und nicht Merkur. Und auch dieses, daß er ihm zuerst eine silberne, und hernach eine goldne weist, welches beim Planudes umgekehrt ist. Fab. XLVI.

Der Vogelsteller und die Lerche.

Diese Fabel kann ein Beispiel seyn, daß man die Moral aus der Handlung der Fabel, und nicht aus den Reden der aufgeführten Personen ziehen müsse. — Auch muß die Handlung nicht anders verstanden werden, als sie wirklich ist. Diesen Fehler hat die 78ste und 126ste Fabel.

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Fab. XLVII.

Der Wanderer.

Ist nicht sowohl eine Fabel, als ein bloßes Bild.

Fab. LII.

Die Wespen und die Rebhühner.

Σαβ ἐπαγγελλομενοι ift gana falfd überfett burd promittentes. 'Enaɣyelloμar heißt significo me velle; significo, quod mihi opus sit. In der 126sten Fabel heißt es zwar offenbar, versprechen.

Fab. XC.

Merkur und der Bildermacher.

Das übel verstandne Wort ayahuaτолоios, welches der lateinische

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