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Vom Wahren, das Allen frommet, Und von der Einheit Band, Den treuen und starken Herzen, Von Freiheit, Vaterland.

Die Wipfel der heiligen Eichen,
Sie rauschen Beifall zu;

Die Gauen umher und die Haine
Liegen in tiefer Ruh'.

Und wie die Stimmen verhallen,
Beginnt ein neuer Chor;
Es fteigen die alten Geschlechter
Aus ihrer Gruft empor.

Und rauschen langsam vorüber,
Düfter und geisterhaft,

Die längst verblich'nen Gestalten
German'fcher Völkerschaft.

Gar mächtig ertönt in der Ferne,
Ein alter Schlachtgefang;

Von Roland und Durandarte,

Dem Schwert von gutem Klang.

Der Urzeit heilige Töne,

Wecken der Seele Schmerz ; Durchschaueren und ergreifen Gar fehr das deutsche Herz.

Man denkt der lieblichen Frauen,
So anmuthsvoll und rein,
Der treuen, tiefinnigen Liebe,
So wie fie glüht am Rhein.

Es zieh'n die Fluthen des Stromes,
Wie weiland, ruhig, mild,
Darin erzittert im Scheiden
Der Abendfonne Bild.

Nun jagen Jahrhunderte trübe
Im Sturme rasch vorbei,
Durch das Toben der Elemente
Hört man viel Angstgeschrei.

Es hülle ein Schleier die Thaten
Des Blut's auf ewig ein;
Die Engel Gottes fie weinen

Darüber beim Sternenfchein.

Hört ihr jetzt den Tusch der Trompeten ?

Auf hohem, edlen Rofz Nah't ftumm der grofze König,

Ihm folgt fein Reitertrofz.

Hoch bäumt fich fein Schlachtenrappe,

Der wittert frische Luft;

Es athmet fich hier viel freier

Als in der Modergruft.

Die blutgetränkten Standarten
Zeugen von manchem Sieg,

Sie wurden geschwärzt und zerschoffen
Im fiebenjähr❜gen Krieg.

Voran ziehn bleiche Führer,
Voll Wunden blutig roth,
Sie schirmen den grofzen König
Im Leben wie im Tod.

Drauf eine Pause, dann klingt es
Wie Hörner der wilden Jagd,
Die Manen dort oben fie preisen
Den Gott der Freiheitsfchlacht.

Sie preifen ihn laut, doch die Blicke
Sind erdenwärts gekehrt.

Dort liegt, vom Lorbeer umwunden,

Die Leier und das Schwert.

Einft tönte durch Sturm und Schlachten

Der wilde Saitenlaut,

Einst blitzte der Flammberg, nun glühet Vor Scham die Eisenbraut.

Die Kränze find längst verwelket,

Verhallt der Saiten Laut,

Im Trauergewande verhüllet

Sitzt ftumm die hehre Braut.

Es rauschen die Freiheitsklänge

So wild und feierlich

Auch des Sängers unsterbliche Hymne: "Vater, ich rufe Dich!"

Dann folgen and're Legionen,
Die Kämpen unf'rer Zeit;
In ihren enstellten Gefichtern
Lief't man viel Herzeleid;

Die Spuren von Kerkerleiden,

Und namenlofem Schmerz,

Und mancher von ihnen ftumm deutet Auf fein gebroch'nes Herz.

Sie fenken beim Defiliren

Die Fahnen schwarz, gold, roth, Zwei Farben find längst verblichen, Weil ach! Germania todt.

Nun dunkelt's, die Sterne flimmern,
Der stille Mond geht auf,
Und Millionen Welten ziehen
Den ew'gen Sphärenlauf.

O könnten wir fie verftehen,
Die Schrift am obern Zelt,
Welch' nachahmungswürdiges Beispiel
Für unf're nied're Welt!!

Denn nur gute und grofse Thaten,
Auf Erden hier vollbracht,
Erscheinen in gold'nen Lettern
Bei heller Sternennacht.

O! lefet auf tiefblauem Grunde
Die hehre Himmelsfchrift,
Sie prägte der Gott aller Völker
Selbft ein mit Demantstift.

Die Hände des Schöpfers einst fä'ten
Dort aus die gold'ne Saat,
Nun find's die heiligen Früchte
Von edler Menschen That.

O, lefet mit heiligem Schauer,
Im Sternenbuch der Zeit,
Es mahnet fein ernstes Schweigen
Uns an die Ewigkeit.

Ihr Thatenfterne dort oben,

Wie schimmert ihr fo fern,

Wann wirft du näher leuchten,

Mein deutscher Freiheitsstern?

Wann werden die Chöre schweigen,
Sagt an, fagt an, wann bricht

Durch Deutschlands dunkel'n Himmel
Das gold❜ne Morgenlicht?

A

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