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Acceptation

Accession

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erklärt sich am natürlichsten der Gebrauch der Accente in gewissen Sprachen. Denn nicht alle bedienen sich dieser Zeichen in der Schrift, obwohl keine Sprache, wenn sie wirklich geredet wird, ohne Accent oder völlig accentlos fein kann. Das Uebrige gehört in die Grammatik.

Acceptation (von accipere oder acceptare, annehmen) ist die Annahme dessen, was ein Andrer verspricht, giebt oder leistet. Darum heißt der Annehmer auch der Acceptant. S. Vertrag. Acceptilation (relatio in acceptum) aber ist die An- oder Burechnung einer Sache als empfangen, wie wenn Dienste, die ein Schuldner seinem Gläubiger geleistet, diesem als oder bei Bezahlung der Schuld mit angerechnet werden. - Wegen der Ausdrücke acceptabel und inacceptabel s. angenehm.

Accession (von accedere, hinzutreten, auch zuwachsen) be= deutet theils Zutritt d. h. Beistimmung in Meinungen und Willenserklärungen, theils Zuwachs d. h. Vermehrung des Eigenthums durch irgend eine Veränderung, die mit demselben vorgeht; wie wenn ein altes Thier Junge erzeugt, oder wenn Jemand von einem Baume oder Acker Früchte gewinnt, oder wenn ein Fluß neues Erdreich anfest, welche Art des Zuwachses insonderheit Alluvion heißt. Ez geht dann nach der Rechtsregel: Accessorium sequitur principale d. i. das Zuwachsende folgt in Ansehung des Eigenthums der Hauptsache, durch die es zuwächst. Es kann daher auch verschiedne Arten des Zuwachses geben, natürlichen (acc. naturalis) durch die Wirks samkeit der Natur, künstlichen (acc. artificialis s. industrialis) durch menschliche Thätigkeit, auch gemischten (acc. mixta) wenn Natur und Kunst zusammenwirken. Auch kann der Zuwachs bald im Hinzutreten eines neuen Stoffes (acc. materialis) bald im Hinzutreten einer neuen Gestalt (acc. formalis) bestehn. Die lettere heist insonderheit Specification, indem hier species soviel als forma bedeutet. Das Recht des Zuwachses darf aber nicht zu weit ausgedehnt werden. Wenn der Fluß einen ganzen Acker wegriffe und an einen andern Acker anseßte, dürfte der Eigenthümer dieses nicht auch jenen so geradezu als sein Eigenthum ansehn, weil der angesezte Ucker als fremdes Eigenthum nachgewiesen werden kann. Nur wenn dieß Niemand vermöchte, wie bei allmählich angeschwemmtem Lande, würde jenes Recht stattfinden. Der Zuwachs kann das her leicht zu Rechtsstreiten Anlaß geben, wie wenn das weibliche Thier des Einen durch das mánnliche Thier des Andern befruchtet worden; wo es darauf ankommen wird, ob die Befruchtung bloß zufällig oder absichtlich geschehen. Denn im lesten Falle wird der Eigenthümer des männlichen Thieres wenigstens Entschädigung für bie Benuhung seines Eigenthums fodern dürfen. S. Eigenthum. Menschen dürfen jedoch nie unter diesen Begriff subsumirt werden, Krug's encyklopädisch - philos. Wörterb. B. I.

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Accidens

Accord

weil sie von Natur (als vernünftige und freie Wesen) kein fremdes Eigenthum werden können. Wenn daher auch irgendwo Leibeigenschaft oder gar Sklaverei eingeführt ist: so gehören doch die Kinder der Leibeignen und der Sklaven nicht, wie junge Thiere, jure accessionis dem Herrn, sondern sie sind von Rechts wegen freigeboren, und haben daher auch zu jeder Zeit die Befugniß, sich frei zu machen, wenn sie können. S. Leibeigenschaft und Sklaverei.

Accidens (von accidere, zufallen) ist, was einem Dinge zufällt oder zufälliger Weise zukommt, wie die Farbe einem Körper. Accidental heißt daher soviel als zufällig, und Accidenta= lität soviel als Zufälligkeit. Das Accidentale wird aber bald dem Essentialen (Wesentlichen) bald dem Substantialen (Selbständigen) entgegengesett. S. diese Ausdrücke. Daraus erklärt sich auch die gewöhnliche Bedeutung des Wortes Accidentien oder Accidenzen, indem man darunter die zufälligen oder unbestimmten Einnahmen eines Amtes versteht, die bald steigen bald fallen und daher der festen Besoldung entgegenstehn. Im philosophischen Sinne aber heißen Accidentien alle Bestimmungen eines Dinges, die nicht zum Wesen desselben gehören. Wer also dieses kennen lernen will, muß von jenen wegsehn oder abstrahiren. Das ist aber oft eine schwierige Aufgabe, da uns das Wesen so vieler Dinge unbekannt ist.

Accommodation (von accommodare, anbequemen) wird in doppelter Beziehung gebraucht, nämlich 1) vom Lehrer überhaupt, wenn er sich nach der Beschaffenheit seines Lehrlings richtet, mithin sich zur Fassungskraft desselben herablässt, um ihn allmählich zu sich heranzuziehn; 2) vom Ausleger insonderheit, wenn er den Sinn einer Schrift nach seiner eignen Ansicht von der Sache erklärt, mithin den Schriftsteller etwas andres, als derselbe ursprünglich dachte, sagen lässt, um Einstimmung zwischen dem Schriftsteller und sich selbst zu erkünsteln. Die erste Art der Anbequemung ist erziehend oder bildend, gehört mithin noth= wendig zur Lehrweisheit, besonders wenn man mit sehr ungebildeten Menschen zu thun hat weshalb man selbst von Gott, als Erzieher des Menschengeschlechts durch Offenbarung gedacht, sa= gen kann, er habe sich in seinen Offenbarungen stets nach den Bedürfnissen eines jeden Zeitalters gerichtet, also accommodirt. Die zweite Art der Anbequemung aber ist täuschend, mithin fehlerhaft und, wenn sie mit bewusster Absichtlichkeit geschieht, nichts anders als Schriftverdrehung. Indessen geschieht es oft auch unwillkürlich, daß der Leser, mithin auch der Ausleger, sich selbst im Schriftsteller wiederfindet. S. Auslegung.

Accord (das franz. accord, welches vom lat. chorda, die Saite, abstammt) bedeutet eigentlich die Zusammenstimmung der Saf

Accreditirung

Achilles

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ten und der aus ihnen hervorgelockten Tône, dann aber auch einen Vertrag, weil dadurch die Gemüther gleichsam wie Saiten zusammenstimmend werden. Daher accordiren soviel heißt, als sich vers tragen oder einen Vertrag (besonders einen solchen, wo der Eine mehr oder weniger von seinen Foderungen nachlässt) schließen. S. Vertrag. Accreditirung (von ad, zu, und credere, glauben) ist Beglaubigung einer Person bei einer andern zur Ausrichtung gewiss fer Geschäfte. So werden Gesandte und überhaupt alle Unterhånd= ler durch gewisse Urkunden, die man auch Beglaubigungsschreiben (Creditive) und Vollmachten nennt, bei denen, mit welchen sie unterhandeln sollen, accreditirt, damit diese ihnen Glauben oder Bertrauen schenken. Es findet also dabei immer auch eine Bez vollmächtigung statt. S. d. W.

Acervus, der Haufe -eine sophistische Art, jemanden durch fortgesettes Fragen nach der Zahl der Körner, die zur Bildung eines haufens nöthig sind, in Verlegenheit zu sehen. Man fragte nám= lich zuerst, ob 1 Korn einen Haufen bilde; und da dieß natürlich geleugnet wurde, so seste man immer nur 1 Korn hinzu; woraus dann zu folgen schien, daß nie ein Haufe zu Stande kommen könne, weil 1 Korn nach der ersten Antwort zur Bildung eines Haufens nicht hinreiche. Es lassen sich aber relative Begriffe der Art gar nicht auf solche Weise bestimmen, weil sie sich nicht in feste Gránzen einschließen lassen. Vergl. Calvus. Uebrigens nennen Einige diese sophistische Fragweise auch Sorites. Dieß ist aber eine andre Schlussart, die auch der Kettenschluß heißt. S. beide Ausbrücke.

Achenwall (Gottfr.) geb. 1719 zu Elbingen, studirte zu Jena, Halle und Leipzig, ließ sich 1746 zu Marburg nieder, 1748 aber zu Göttingen, wo er auch bald darauf Professor wurde und 1772 starb. Als Lehrer der Geschichte und der Statistik (deren Ramen und Begriff er zuerst bestimmte, so daß er gewissermaßen als Schöpfer dieser Wissenschaft angesehen werden kann) gehört er nicht hieher, wohl aber als Lehrer des Natur- und Völkerrechts, das er auch in Schriften auf verdienstliche Weise bearbeitet hat, indem er die Rechtslehre wie Thomasius als Theorie des vernunftmásig Erzwingbaren von der Sitten oder Tugendlehre genau unterschied. Dahin gehören folgende Schriften von ihm: Jus naturae, Göttingen, 1750. U. 7. mit Vorr. von Selchow. 1781. 2 Bde. 8. Observatt. juris nat. et gentt. Spec. I-IV. Ebend. 1754. 4. Prolegomena juris nat. Edend. 1758. 2. 5. 1781. 8. Achilles, der wegen seiner Tapferkeit nicht allein, sondern auch wegen seiner Schnellfüßigkeit, berühmte homerische Held, ist auch in der Geschichte der Philosophie dadurch verewigt worden, daß der eleatische Zeno eins seiner Argumente gegen die, Realität der

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Achillino

Achtsamkeit

Bewegung Achilles benannte. Er seßte nämlich, daß A. ́einen Wettlauf mit einer Schildkröte hielte, diese aber etwas (sei es viel oder wenig) voraus hätte. Dann, meint' er, würde A. die Schildkröte nie einholen können, troß der angeblichen Geschwindigkeit seis ner und der Langsamkeit ihrer Bewegung, weil er immer erst dahin. kommen müsste, wo die Schildkröte schon gewesen wäre. Dieß anzunehmen sei aber widersprechend, wenn man einmal Bewegung von verschiedner Geschwindigkeit zulasse. Darum sei der ganze Begriff von der Bewegung verwerflich. Das folgt jedoch keineswegs. Denn sobald man Bewegung von verschiedner Geschwindigkeit denkt, muß man auch denken, daß dieselben Räume in verschiedner Zeit durchgangen werden können, indem der Raum nur die Extension, die Zeit aber die Intension der Bewegung bestimmt. Es lässt sich also ohne allen Widerspruch denken, daß durch die Intension der Bewegung die Extension derselben compensirt werde d. h. daß der geschwindere Körper den langsamern einhole. Uebrigens schreiben Einige die Erfindung des Achilles auch dem Parmenides (Beno's Lehrer) zu. Diog. Laert. IX, 23. 29.

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Achillino (Aleff.) aus Bologna (Alex. Achillinus Bononiensis) Lehrer der averrhoistisch - aristotelischen Philosophie zu Padua im 15. J., dem man sogar die Ehre erwies, ihn den zweiten Aristoteles zu nennen. Er hat sich aber nur durch seine dias lektische Gewandtheit im Disputiren, besonders mit seinem berühm ten Zeitgenossen Petr. Pomponatius, der ihn zu verdunkeln schien, ausgezeichnet. Er lebte noch bis zum Anfange des 16. Jh. und starb 1512. Schriften von ihm sind mir nicht bekannt.

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Achtsamkeit ist soviel als Aufmerksamkeit (f. d. W.) von Acht Wahrnehmung; daher auf etwas Acht geben oder achten; wovon auch Achtung (f. d. W.) abgeleitet. Besonders wird jenes Wort in Bezug auf unsre Handlungen und deren Folgen gebraucht; in welcher Beziehung die Achtsamkeit allerdings Pflicht ist, damit wir das Sittengeseß der Vernunft auch nicht aus Unachtsamkeit d. h. aus Mangel an Aufmerksamkeit auf die sittliche Beschaffenheit und die Folgen unsrer Handlungen verlegen. Daher werden die sittlichen Fehler, die wir aus Unachtsamkeit be: gehn, von den Moralisten auch zu den Sünden gezählt; jedoch nicht zu den Bosheitssünden, sondern zu den Nachlässig keitssünden. S. diese beiden Ausdrücke. (Das W. Acht = Bann oder Verfehmung, wovon achten in die Acht erklären, ist wohl ursprünglich auch damit verwandt, indem der Zweck einer solchen Erklärung kein andrer ist, als daß man auf Jemanden Acht haben soll, um seiner habhaft oder nicht von ihm beschädigt zu werden. Daher sagt man auch, sich vor Jemanden oder vor Etwas in Acht nehmen. Andre leiten es jedoch ab von

Achtung

Ackerbau

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bem altdeutschen ahton oder ahtian, verfolgen. Beim Verfolgen findet indeß auch ein beständiges Achten oder Aufmerken auf den verfolgten Gegenstand statt).

Achtung, ein gemischtes Gefühl, das zugleich etwas Anziehendes und Abstoßendes hat. Es entspringt aus der Vorstellung eines Werthes, der eine gewisse Ueberlegenheit ankündigt. Diese Ueberlegenheit darf aber nicht von der Art sein, daß sie uns zu sehr niederschlägt oder gleichsam zu Boden drückt, weil wir uns dann nicht mehr an der Vorstellung jenes Werthes ergößen könnten. Zus nicht bezieht sich die Achtung auf Menschen als vernünftige Wesen oder Personen, sowohl überhaupt, als insonderheit wenn sie persons liche Vorzüge (wie große Talente, umfassende Kenntnisse, ausgezeichnete Fertigkeiten, einen starken Willen, gute Gesinnungen u. f. w.) zeigen. Man kann jedoch in einem gewissen Grade auch Thiere achten, wenn sie menschenähnliche Vorzüge zeigen, ja die Thierwelt überhaupt, wiefern in ihr gleichsam der lebendige Odem Gottes weht, man also in ihr den Schöpfer achtet. Gott aber ist der höchste Gegenstand unsrer Achtung wegen seiner unendlichen Volltommenheit und vornehmlich wegen seiner Heiligkeit. Auf dieser Achtung beruht wesentlich alle Religion und aller religiose Cultus, der daher auch Gottesverehrung heißt. Indessen lässt sich die Achtung auch auf etwas Unpersönliches beziehn, sobald es nur mit dem Persönlichen in Verbindung steht. So kann man die Wissenschaft, die Kunst, die Tugend, das Sittengeseh achten. Die Uchtung gegen bas lestere ist aber eigentlich Achtung gegen die gefeßgebende Bernunft selbst, und wirkt daher auch auf den Willen als sittliche Triebfeder. Denkt man nun Gott als die ursprünglich geseßgebende Bernunft oder als höchsten Gesetzgeber, so löst sich jene Achtung wieder in ein religioses Gefühl auf, welches die Wirksamkeit der fittlichen Triebfeder gar sehr verstärken kann. S. Religion. Die Achtung gegen uns selbst ist eigentlich nichts anders als Uchtung gegen die Vernunft in uns, auf der unsre persönliche Würde beruht. Sie ist die Quelle der Selbpflichten, wie die Achtung gegen Andre die Quelle der Underpflichten. S. Pflicht. Die Uchtung der Ge schlechter gegen einander ist die Würze der Liebe, ohne welche diese faul wird. Die Achtung des Mannes aber gegen das weibliche Geschlecht insonderheit ist die Quelle der Galanterie, wiewohl sich in diese oft auch sehr eigennüßige Absichten mischen.

Ackerbau ist, philosophisch betrachtet, die Unterwerfung der Erde unter die Zwecke des Menschen, so wie die natürliche Grundbedingung der menschlichen Bildung. Denn so lange der Mensch auf der Erde nomadisch herumschweift, ist seine Subsistenz sehr uns sicher und seine Eultur höchst eingeschränkt. Seine Kenntnisse und Fatigkeiten bleiben auf der niedrigsten Stufe stehn, und selbst seine

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