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von der G. A. Universität und der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen.

Januar 10.

N 1.

1859.

Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.

Am 5. Januar reichte Hofrath Marx der Kö= niglichen Societät der Wissenschaften eine Abhand= lung ein, betitelt: „Gottfried Wilhelm Leibs niz in seinen Beziehungen zur Arzneis wissenschaft."

Ueber die Eigenschaften, welche das Genie des großen Leibniz auszeichnen, ist gewiß seine Vielseitigkeit die staunenerweckendste. Was er in der Mathematik durch Erfindung und Begründung neuer Methoden, durch Erweiterung der bis dahin Vorhandenen geleistet, ist von Allen anerkannt. Seine philosophischen Schriften behandeln mit Tiefe und Scharfsinn die schwierigsten Probleme des Den= kens. Die vielbewegten theologischen Controversen bespricht er mit ungewöhnlicher Umsicht und ein= dringender Ueberzeugungskraft. Im historischen Fache hat er Werke hinterlassen, deren Umfang und Gründlichkeit an sich schon das geistige Vermögen eines Einzelnen zu übersteigen scheinen. Dabei war er ein praktischer Staatsmann, dessen Rathschläge und Gutachten von vielen Höfen und Potentaten seiner Zeit angelegentlich begehrt wurden; ein unter= nehmender Techniker, wie er solches namentlich in den Bergwerken des Harzes bewies; ein fleißiger Recensent, ein unermüdlicher Correspondent. Diese mannichfache Thätigkeit und ihre Resultate werden von den Akademieen, welche das Andenken ihres

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Urhebers besonders in Ehre zu halten sich bestreben, wie von der älteren Berliner und der neue= ren Sächsischen, in fast jährlichen Festreden mehr oder weniger auseinandergesezt. Nur Eine Seite seiner vielartigen Geistes - Bewegung ist bis jezt kaum oder gar nicht beachtet worden; es ist dieses die medicinische. Da nun der unvergleichliche Mann vorzugsweise unserem Lande angehört, insofern er den Hauptabschnitt seines Lebens und Wirkens in Hannover zubrachte, so ist es wohl angemessen, auch in der Societät der Wissenschaf= ten zu Göttingen diese eine seiner eigenthümlichen Richtungen zur Sprache zu bringen.

Wenn wir von Leibnizens medicinischen Leistun= gen reden, so wird dabei durchaus nicht daran zu denken sein, als habe er selbst die Heilkunde ausgeübt; aber als ein Mann, der auf der Höhe sei= ner Zeit stand, an allen ihren Bestrebungen An= theil nahm, und vielfach anregend, fördernd, umbildend in sie eingriff, konnte er unmöglich die Me= dicin aus seinem Gesichtskreis lassen. Diese war ge= rade in starker Gährung und Entwicklung begriffen, und mannichfache befruchtende Saamen für die Zukunft wurden ausgestreut. Sie lag jedoch immerhin noch in den Banden scholastischer Schulweisheit, und ihre Hülfsmittel, namentlich auf dem Gebiete der Naturkunde, waren noch sehr dürftig und mangelhaft. Diese Unvollkommenheiten konnte auch der begabteste philosophische und mathematische Forscher nicht ganz umgehen oder überwinden. Aber bei seinem Scharfblick und seiner weiten gei= stigen Umschau wußte er auch in diesen Beengun= gen und Beschränkungen das Richtige und Natur= gemäße theils zu ahnen, theils zu erkennen.

Deshalb war es sicherlich der Mühe werth, seine hierauf bezüglichen Aeußerungen zusammenzustelen

und durch ein Gesammtbild zu zeigen, welche sel= tene Einsichten er auch in diesem Gebiete besaß, wie er ohne Unterlaß auf selbständige Mehrung und scientistische Verarbeitung der Versuche und Beobachtungen hinwies, und jede Gelegenheit er= griff, um die Vervollkommnung des Fachs anzu= bahnen und zu dessen gehöriger Würdigung durch Wort und That beizutragen. Viele seiner Aeuße= rungen überraschen durch das Sichere, Treffende, Wahre, und man glaubt oft nicht die Stimme aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, sondern aus der unmittelbaren Gegenwart zu vernehmen. Ueber fast alle Theile der Medicin, der theoretischen wie praktischen, finden sich interessante Mittheilungen, und da größtentheils die eigenen Worte von Leibniz angeführt werden, so lernt man ihn ganz so, wie er sich gab, in der anscheinend fremden Region des Arztes kennen. Die Empfindung, welche einen nicht verläßt, ist die der Bewunderung und des Dankes.

Bei der Kön. Gesellschaft der Wissenschaften in den Monaten October, November und De=

cember 1858 eingegangene Druckschriften. Monatsbericht der Königl. Preuß. Akademie der Wissen= schaften zu Berlin. August 1858. Berlin 1858. 8. Das Gesetz des menschlichen Wachsthums und der unter der Norm zurückgebliebene Brustkorb als die erste und wichtigste Ursache der Rhachitis, Scrophulose und Tubercu= lose. Von Franz Licharzik. Wien 1858 8. Oversigt over det Kgl. danske Videnskabernes Selskabs Forhandlinger og dets Medlemmers Arbeider i Aaret 1857. Af Selskabets Secretair G. Forchhammer. Kjöbenhavn. 8. Det kongelige Danske fter. Femte Raekke. deling. Andet Bind.

Videnskabernes Selskabs Skri-
Historisk og philosophisk Af¬
Kjöbenhavn 1857. 4.

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